DIGENO im Nüstenbacher Tal

Arbeitslose Jugendliche, die bei der kreiseigenen DIGENO ein Intensivprogramm absolvieren, um auf die Arbeitswelt vorbereitet zu werden, roden derzeit die „Haftel-Quelle“ im Nüstenbacher Tal. Damit unterstützen sie die Bemühungen des staatlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes, die die reichhaltige Naturlandschaft in ihrer Vielseitigkeit erhalten wollen. Und schaffen sich mit ihrer guten Arbeit reichlich Respekt bei der Dorfbevölkerung. (Foto: LRA)

Neckar-Odenwald-Kreis/Nüstenbach. Es gibt Projekte, von denen tatsächlich alle Beteiligte profitieren. Ein Paradebeispiel dafür ist die Kooperation des Vereins für Natur- und Landschaftsschutz Nüstenbachtal mit dem amtlichen Naturschutz in Gestalt des Kreisnaturschutzbeauftragten Helmut Schnatterbeck und Peter Bussemer vom Landratsamt, mit dem einzigen ortsansässigen Landwirt Friedrich Hildenbrand und mit der kreiseigenen DIGENO. Alle gemeinsam haben ein Ziel: die Hänge des Nüstenbachtals frei von Bewuchs zu machen bzw. zu halten, um die ungeheuer vielfältige Kulturlandschaft des tief eingeschnittenen Kerbtales zu bewahren.

Diese Kulturlandschaft war nämlich mit wenigen Ausnahmen auf dem besten Weg, vollständig überwuchert zu werden. Einzelne private Grundstücke, die von der Pflege ausgenommen sind, zeigen ganz deutlich, wie Liguster, Hartriegel oder Weißdorn auf dem Vormarsch sind und der Wald sich die Fläche in relativ kurzer Zeit zurück erobert. Früher sorgte der Weinbau dafür, dass die Hänge „sauber“ blieben. Doch die Zeiten sind lange vorbei und im Nachgang entwickelte sich im Nüstenbachtal eine reiche Flora und Fauna mit vielen geschützten Pflanzen- und Tierarten. Allein 70 Schmetterlingsarten sind hier heimisch, außerdem seltene Pflanzen wie der Mosbacher Hahnenfuss, eine Pflanze, die nur in der Umgebung von Mosbach vorkommt. Im engeren Talbereich wachsen Sonnenröschen, Wundklee, Küchenschelle und Iris, auf den trockenen Hängen finden sich mehrere Orchideenarten wie Bienen- und Fliegen-Ragwurz und verschiedene Knabenkräuter. In Nüstenbach gibt es sowohl einen Bachlauf mit Resten eines Auenwaldes und feuchten Wiesen bis hin zu trockenen Hängen mit sogenannten „Steinriegeln“, in denen sich beispielsweise Wärme liebende Eidechsen wohl fühlen. Die Schutzwürdigkeit dieser vielseitigen Kulturlandschaft wurde früh erkannt und das ganze Tal als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, einzelne Teile wurden in weitere Schutzprogramme aufgenommen.

Diese Programme bieten Schutz und finanzielle Förderungen, stellen aber auch große Anforderungen. Davon kann Peter Bussemer vom Naturschutz im Landratsamt berichten, der einen Gutteil seiner Arbeitszeit mit der Ausarbeitung von detaillierten Pflegeplanungen und von Förderanträgen zubringt. Diese Pflegepläne müssen vor Ort umgesetzt werden und hier tritt der im Jahr 2000 gegründete Nüstenbacher Verein auf den Plan. In unzähligen Arbeitseinsätzen haben Freiwillige schon gerodet, gemäht, gemulcht oder uralte Steinmauern wieder aufgesetzt. Tatkräftig unterstützt sie dabei – immer nach Absprache mit Schnatterbeck und Bussemer – Friedrich Hildenbrand mit seinen landwirtschaftlichen Maschinen. Allzu oft ist da, wo es nicht anders geht, aber mühevolle Handarbeit angesagt. Hildebrand, der auch seine Angus-Rinder für „Mäharbeiten“ einsetzt,  hat eine ganz besondere Auffassung von seinem Beruf: „Ich bin Landwirt. Meine Produkte sind mittlerweile aber nicht mehr nur Getreide oder Fleisch, sondern eben auch Landschaft.“ Die pflegt er akribisch und mit viel Herzblut, was ihn über den erheblichen Verschleiß an Material und Maschinen und die schwere körperliche Arbeit hinweg sehen lässt. Unterstützung erhalten er und der Nüstenbacher Verein seit vergangenem Jahr von jungen Leuten, denen zu Beginn „doch ein bisschen Skepsis“ aus dem Dorf entgegen schlug: Arbeitslose Jugendliche, die allesamt einen schwierigen Lebenslauf aufweisen. Sie absolvieren bei der kreiseigenen DIGENO ein „Intensivprogramm“, um irgendwann in die Arbeitswelt integriert werden zu können.

Die Skepsis allerdings ist schnell gewichen. „Wir sind regelrecht begeistert und sehr dankbar für das, was Arnd Richter mit diesen Jungen immer wieder leistet“, bestätigt dann auch Adolf Nerger, der Kassier des Nüstenbacher Vereins. Und lädt die Truppe, die gerade mit viel Muskelkraft die völlig zugewachsene „Haftel-Quelle“ rodet, prompt für den nächsten Tag zum Mittagessen ein.

„Beinahe noch wichtiger als diese ersten Rodungsarbeiten ist, dass wir auch in der Folge dran bleiben. Machen wir nichts mehr, schlägt der Bewuchs im nächsten Jahr noch stärker aus und die Arbeit war völlig umsonst“, weiß Helmut Schnatterbeck, der ebenso wie Adolf Nerger und Friedrich Hildenbrand die Gegend wie seine eigenen Westentasche kennt, um jede Besonderheit weiß und immer wieder auch Vergleiche mit früher anstellen kann. Zusammen mit der Unterstützung der Stadt Mosbach – „wir sind im Sommer schließlich auch deren Klimaanlage und sorgen dafür, dass immer ein kühler Wind nach Mosbach rein zieht“ – sind die Voraussetzungen gut, dass das Nüstenbacher Tal auch künftig nicht zuwächst und viele Tiere und Pflanzen in diesem kleinen Naturparadies heimisch bleiben bzw. werden.

Infos im Internet:
www.digeno.de

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