Blaue Flecken auf Körper und Seele

Das Frauen- und Kinderschutzhaus des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises

Wer Luxus sucht, wird im nüchtern und zweckmäßig eingerichteten Frauen- und Kinderschutzhaus des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises nicht fündig. Aber es kann den Frauen an einem anonymen Ort ein viel wichtigeres Gut bieten: Schutz vor physischer und psychischer Gewalt und die Chance auf einen Neubeginn.  (Foto: LRA)

Neckar-Odenwald-Kreis. Welche Vorstellungen verbinden viele Leute mit dem Begriff „Frauenhaus“?  Katrin Müller (Namen geändert), die im Frauen- und Kinderschutzhaus des Neckar-Odenwald-Kreises – so der korrekte Namen – arbeitet, kennt die Meinungen aus zahllosen Gesprächen: „Ein Frauenhaus ist immer ein bisschen suspekt. Das ist was, was höchstens „die anderen“ brauchen. Ein Zufluchtsort  für verhärmte, grün und blau geschlagene Frauen mit ihren Kindern, vor allem Ausländerinnen.“

Die Wirklichkeit aber sieht anders aus. Das Frauen- und Kinderschutzhaus, das der Neckar-Odenwald-Kreis gemeinsam mit dem Main-Tauber-Kreis an einem geheim gehaltenen Ort betreibt, wird mitnichten nur von Frauen mittleren Alters aufgesucht, die einer unteren Bevölkerungsschicht angehören. Und auch Ausländerinnen sind zwar im Vergleich zum Bevölkerungsanteil überrepräsentiert, machen aber dennoch „nur“ rund 40 Prozent der Belegung aus. „Die jüngste, die bisher hierher kam, war 18, die älteste 73. Viele Frauen, die zu uns kommen, entsprechen nicht dem Klischee, das viele im Kopf haben“, erklärt Katrin Müller: „Sie kommen aus allen Schichten und viele von ihnen haben keine blauen Flecke am Körper, sondern auf der Seele. Und ich möchte wirklich nicht beurteilen, was schlimmer ist.“

Tatsächlich nimmt die seelische und psychische Gewalt, die Frauen und ihren Kindern angetan wird, immer mehr zu. In einigen Fällen vermutet die Sozialpädagogin ganz nüchternes Kalkül der Männer dahinter: „Sichtbare Wunden kann man fotografieren und dokumentieren. Unsichtbare nicht, da steht im Zweifel Aussage gegen Aussage. Und manche Männer können sich da hervorragend in Szene setzen.“ Andere wiederum leiden selber unter großen psychische Problemen und Krankheiten, müssen alles kontrollieren oder sind krankhaft eifersüchtig. Statt sich behandeln zu lassen, zerstören sie ihre Familien. Wie im  Fall von Jutta (Namen geändert).

Die Frau stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Noch während ihrer Friseurlehre wurde sie schwanger von ihrem späteren Mann, der aus einem wohlhabenden Elternhaus stammte. Die sehr dominante Schwiegermutter förderte diese Beziehung, Jutta brach die Ausbildung ab, heiratete, zog mit ihrem Mann zu den reichen Schwiegereltern und brachte ihr erstes Kind zu Welt, dem später ein zweites folgte. Ihr Mann, der sie zu Beginn umschmeichelte, veränderte sich sehr schnell. Grundlosen und unkontrollierten Wutausbrüchen folgte die Reue „fast wie bei einem kleinen Bub“. Und Jutta verzieh ihm. Dennoch brauchte sie den Schutz der übermächtigen Schwiegermutter vor den Übergriffen. Die ließ sich von den Enkeln als „Mama“ ansprechen. „Zu mir sagten sie den Vornamen, ich habe mich halt angepasst und konnte mich einfach nicht durchsetzen.“ Die Situation eskalierte, als ihr Mann – unberechenbar, antriebslos und dank des Reichtums der Eltern unwillig, einer geregelten Arbeit nachzugehen – nach einer langjährigen außerehelichen Beziehung auch noch gewalttätig wurde. Die Söhne zeigten wie alle anderen in der Familie keinerlei Respekt vor ihrer Mutter, beschimpften und bedrohten sie. Vor allem der Jüngere zeigte so große psychische Probleme, dass ihn Jutta in die Jugendpsychiatrie einweisen ließ. Wieder hagelt es Vorwürfe und Repressalien. „Ich wusste, jetzt geht der ganze Kreislauf wieder von vorne los und ich wollte und konnte das so nicht mehr. Da war für mich der Punkt erreicht, an dem ich einen Schlussstrich ziehen musste.“

Jutta kam ohne sichtbare blaue Flecken ins Frauenhaus, eine gutaussehende, gepflegte  Frau in teuren Kleidern. Sie hat es geschafft, sich komplett von der Familie zu lösen, die sie immer nur unter Druck setzte, hat eine eigene Wohnung und macht derzeit eine Ausbildung zur Altenpflegerin. „Wir kennen Fälle, da wurden Frauen vom Ehemann oder auch von den Eltern komplett isoliert. Kein Telefon, kein Geld, keine Kreditkarte, dafür ständiger psychischer Druck. Auch für diese Frauen und gegebenenfalls ihre Kinder wollen und sollen wir ein Zufluchtsort sein, “ erklären die Mitarbeiterinnen, die größten Wert darauf legen, dass sie nur „Wegweiser“ sein können: „Die Frauen müssen nach einer kurzen Erholungsphase ihr Leben selber in die Hand nehmen. Das ist oft ungewohnt und deshalb unterstützen wir sie. Aber aktiv werden müssen sie selber.“ Das geht manchmal schneller, manchmal braucht es länger: Der Aufenthalt im Frauenhaus schwankt zwischen zwei, drei Tagen und rund drei Monaten. Dieser Aufenthalt ist auch nicht kostenlos, wird aber dann, wenn die Frau über kein eigenes Geld verfügen kann, in aller Regel übernommen. Die Mitarbeiterinnen des Frauen- und Kinderschutzhauses bringen es auf den Punkt: „Jede Frau hat ein Recht auf ein eigenes, selbstbestimmtes Leben. Wenn ihr das dauerhaft verwehrt wird, wenn sie permanent unter Druck gesetzt und physisch oder psychisch misshandelt wird, dann kann sie über uns die Notbremse ziehen.“

Info:

Das Frauen- und Kinderschutzhaus des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises kann fünf Zimmer mit insgesamt 14 Betten zur Verfügung stellen. Es ist werktäglich bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0180/5343597  (E-Mail frauenhaus.nok@gmx.de) erreichbar. Abends und nachts sowie am Wochenende ist ein Anrufbeantworter geschaltet, der den Weg über die Polizei an den rund um die Uhr aktiven Bereitschaftsdienst verweist. Die Polizei kennt die entsprechenden Daten.

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