Buchen. (pm) Auf der Deponie Sansenhecken in Buchen werden seit Anfang des Monats (November) weitere aufwändige Baumaßnahmen durchgeführt. Während im südlichen Bereich der Deponie genutzte Einbaubereiche oberflächenabgedichtet werden (wir berichteten im Mai d. J.), wird nun im nördlichen Bereich der Deponie ein neuer Verfüllabschnitt erschlossen.
Die Deponie Sansenhecken in Buchen ist eine von zwölf Langzeitdeponien der Deponieklasse DK II in Baden-Württemberg. Sie wurde als jüngste dieser Deponien 1983 in Betrieb genommen und war zum damaligen Zeitpunkt für Haus-, Gewerbe- und Sperrmüll vorgesehen. Seit Mitte 2005 dürfen aufgrund gesetzlicher Vorgaben nur noch mineralische Abfälle deponiert werden. Somit werden seit dieser Zeit die ursprünglich zur Deponierung vorgesehenen Müllfraktionen in großen Transporteinheiten zu externen Entsorgungsanlagen, wie beispielsweise Müllheizkraftwerke, transportiert.
Eine Deponie wird nacheinander in verschiedenen Verfüllabschnitten (VA) erschlossen, für die Deponie Sansenhecken sind insgesamt elf dieser Abschnitte vorgesehen. Der aktuelle Abschnitt war runde zehn Jahre „im Dienst“, der neue „VA 8“ wird auf einer Fläche von rund 1,5 Hektar entstehen und soll Volumen für mehr als 200.000 Kubikmeter Einlagerungsmaterial bieten. Die Bauarbeiten sind bereits den ganzen November im Gange – in einem straffen Zeitplan soll diese aufwändige Baumaßnahme mit Gesamtkosten von über 3 Mio. Euro im August kommenden Jahres abgeschlossen sein.
Bei den aktuell laufenden Erdabtragmaßnahmen wird die Topographie des Geländes für die darauf folgenden Maßnahmen vorbereitet. Die anfallende Erde, rund 7000 Kubikmeter, wird im Steinbruch für Rekultivierungsmaßnahmen eingesetzt. Deponien sind technische Bauwerke, die nicht nur über eine aufwändige Basisabdichtung nach dem aktuellen Stand der Technik verfügen müssen, sondern auch mit Rohrnetzen für Sickerwasser ausgestattet sind. Insbesondere der erforderliche Ton, der äußerst strengen Vorgaben in Bezug auf Durchlässigkeit entsprechen muss, steht in unserer Gegend gar nicht mehr zur Verfügung! Dieser kommt aus Nußloch bei Heidelberg und muss somit nach Buchen transportiert werden. Die im Deponiebau angewandte Technik basiert auf dem sogenannten Multibarrierenkonzept: Mehrere verschiedene Barrieren schützen den Untergrund und somit das Grundwasser vor eindringendem Sickerwasser. Die unterste Schicht namens „Technische Barriere“ besteht aus geprüftem und zugelassenem Ton mit einer Schichtdicke von 0,5 Meter, aufgetragen in zwei Lagen. Danach folgt die erste Abdichtungskomponente, ebenfalls bestehend aus einer Tonschicht von einem halben Meter Dicke. Für diese beiden Schichten werden rund 20.000 Tonnen Ton benötigt. Auf der nun meterdicken Tonschicht wird die zweite Abdichtungskomponente und Konvektionssperre, eine robuste Kunststoffdichtungsbahn mit einer Dicke von über 2,5 mm, ausgebreitet und verschweißt. Die nächste Schicht, das geotextile Schutzvlies, schützt die Kunststoffbahn vor Beschädigungen. Als Abschluss folgt eine rund 65 cm starke mineralische Entwässerungsschicht und die Sickerwasserfassung.
Berechnungen der AWN haben ergeben, dass der neue Verfüllabschnitt rund 70% teurer sein wird als der von 2005. Gründe dafür sind die immer strengeren Umweltschutzbestimmungen und somit Auflagen für den Bau und das verwendete Material. Im Rahmen eines Qualitäts-Management-Systems werden alle Schritte überwacht und dokumentiert, das Regierungspräsidium Karlsruhe hat dabei als Genehmigungsbehörde die Oberaufsicht. Ein weiterer Grund für den Preisanstieg ist, dass der regionale Ton nicht mehr über die geforderten physikalischen Eigenschaften verfügt und somit „herbeigeschafft“ werden muss. Zu guter Letzt gibt es zwischenzeitlich nur noch wenige Spezialfirmen, die eine solche komplexe Baumaßnahme überhaupt ausführen können.
(Foto: pm)