Osterburken. (mh) Erfrischendes Musikkabarett mit satirisch-frechen Texten und instrumentaler Vielfalt bot das Landsberger Quartett „Mistcapala“ bei der Kulturkommode Osterburken. Wie schon beim ersten Besuch in der Römerstadt erwartete die Besucher im bestens besetzten Saal der Alten Schule auch mit dem neuen Programm „Wurst statt Käse“ ein Abend bester Unterhaltung. Der Programmtitel wäre ihnen von einer staatlichen Kabarettbehörde zugeteilt worden, so die vier Herren entschuldigend. Nun müssten sie eben schauen, was sie daraus machen könnten. Dass dies hervorragend gelungen war, konnte man an den immer wieder begeisterten Reaktionen der Zuschauer ablesen, welche die Mischung aus humorigen Moderationen, originellen Schauspieleinlagen und vortrefflich handgemachter Musik sichtlich genossen.
Der Begriff „Mistcapala“ steht im Althochdeutschen für Mistgabel und für die Landsberger Boygroup, die mit eher altmodischen Instrumenten wie Kontrabass, Akkordeon, Bassmandoline, Drehleier und Dudelsack seit vielen Jahren die Kleinkunstbühnen im deutschsprachigen Raum erobert. Ursprünglich ein Folkensemble im Mittelalter-Stil, entdeckte das Quartett bald auch seine komödiantischen Seiten und strickte aus überwiegend selbst komponierten oder umgetexteten Songs und den sie verbindenden Einlagen ein sehr unterhaltsames Gesamtkunstwerk. Die Palette reicht von schlicht erheiternd, hintersinnig, abwegig bis leicht provokant, dabei springen Armin Federl, Vitus Fichtl, Tom Hake und Tobias Klug scheinbar beiläufig und zufällig von einer Anekdote zur nächsten und quer durch alle vorstellbaren Themenbereiche.
Da ist zum einen das Schweizer Grenzkonzert, das in einem Folk-Instrumental mündet, nur um einen Grenzbeamten von der Funktion eines unterfränkischen Dudelsacks zu überzeugen. Auch ein Pfarrfasching, bei dem der ehemalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende als kaum zu ertragendes Stimmungshighlight Ronny Rakete auftritt wird thematisiert; und nicht zu vergessen das romantische Wiener Lied, das bezeichnender Weise ausgerechnet vom Sachsen Tobias Klug dargebracht wird. Alles ist überzeichnet, versteigt sich jedoch nicht in billigem Klamauk, sondern überzeugt mit ausgefeilten, humorvollen Texten und nicht zuletzt hervorragend gespielter Musik. Die Fülle an dazu verwendeten Instrumenten scheint nahezu unerschöpflich: alles, was zu zupfen, schlagen oder zu blasen ist, kommt bei „Mistcapala“ auf die Bühne. Vierstimmige Melodica-Choreographien und der Einsatz des exotisch anmutenden Theremin, dem 1920 erfundenen, ersten berührungslos zu spielenden elektronischen Instruments sind dabei nur einige Beispiele.
Garant für die überaus witzigen schauspielerischen Einlagen ist Tom Hake, der mit absoluten Entertainer-Qualitäten, einer Vielzahl von Dialekten und in immer wieder neuen Rollen und Verkleidungen überrascht. Unübertrefflich schließlich ist als Mittelalter-Gruppe „Ohrenpein“ die Persiflage auf die allseits aufgezogenen Mittelalter-Märkte, bei denen so mancher Darsteller mit Drehleier in der Hand und Handy am Ohr musiziert – der sehr gelungene Abschluss eines rundum unterhaltsamen Abends, an dem es „Mistcapala“ spielend gelingt, mit einer urigen Mischung aus musikalischem Heimatabend und Kabarett-Programm auch das Osterburkener Publikum zu begeistern.
(Foto: Michael Pohl)
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