Neuer Stadtchef wird vor 550 Zuschauern feierlich vereidigt und verpflichtet
Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) mit Lebenspartnerin Manuela Stolz wurde im Rahmen einer feierlichen Gemeinderatssitzung vereidigt und ins Amt eingesetzt. (Foto: snp)
Neckarsulm.(snp) Der neu gewählte Oberbürgermeister der Stadt Neckarsulm, Steffen Hertwig, ist im Rahmen einer feierlichen Gemeinderatssitzung offiziell in sein Amt eingesetzt worden. Stadtrat Eberhard Jochim, erster ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters, vereidigte und verpflichtete Steffen Hertwig und bot ihm die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat an. An der feierlichen Zeremonie im städtischen Gemeinschaftszentrum „Ballei“ nahmen rund 550 Besucherinnen und Besucher teil.
Im Namen der Kommunalaufsicht wünschte Regierungspräsident Wolfgang Reimer dem neuen OB eine erfolgreiche Amtszeit. „Wir können stolz sein auf unsere kommunale Selbstverwaltung“, betonte der Regierungspräsident. „Die Selbstverwaltung ist bei uns ein wirklicher Schatz und der Ursprung der Demokratie.“ Im Sinne des griechischen Philosophen Aristoteles habe Steffen Hertwig eine Lebensaufgabe übernommen, nämlich „sich für eine öffentliche Sache, die Bürger seiner Stadt einzusetzen“.
OB Hertwig: „Ich will ein offener Ansprechpartner für alle Bürger sein“
„Ich will ein unvoreingenommener und offener Ansprechpartner für alle Bürger sein“, kündigte OB Steffen Hertwig an. Trotz seiner 29-jährigen SPD-Mitgliedschaft sei er ein „parteiunabhängiger Kandidat, der nur dem Wohl der Stadt und dem Allgemeinwohl der Bürger verpflichtet ist“. Genauso stelle er sich seine Amtszeit in den kommenden acht Jahren vor: „Mit dem Gemeinderat und auch mit den beiden Ortschaftsräten will ich dafür Sorge tragen, dass Neckarsulm ein Vorzeigestandort in Baden-Württemberg, ein liebenswerter Wohnort für alle Generationen und weltoffene Heimat für Einheimische und Zugewanderte bleibt.“
Er freue sich sehr auf seine neue Aufgabe, bekannte Steffen Hertwig: „Der Beruf des Oberbürgermeisters ist ein schöner und abwechslungsreicher Beruf mit großen Gestaltungsmöglichkeiten.“ Neckarsulm stehe in den kommenden Jahren vor wichtigen Richtungsentscheidungen. Zu den künftigen Aufgaben zählte der OB unter anderem ein modernes Mobilitätskonzept, die Gewerbe- und Wirtschaftsförderung, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Flüchtlingsunterbringung. Er werde mit Verwaltung und Gemeinderat nach Wegen suchen, „die in den Stadtteilen bereits vorhandenen Bevölkerungsstrukturen bei der Anschlussunterbringung besser und gerechter zu berücksichtigen“.
Gleichwohl stellte OB Hertwig fest: „Die in Neckarsulm ankommenden Flüchtlinge müssen auf alle Stadtteile verteilt werden.“ Ausdrücklich lobte Steffen Hertwig die engagierte Arbeit des Freundeskreises Asyl: „Das herausragende Engagement des Freundeskreises ist auch Ausdruck des starken Gemeinwesens in Neckarsulm. Die Stadt kann insgesamt sehr stolz sein auf die vielen, in unterschiedlichsten Vereinen und Organisationen ehrenamtlich Tätigen.“ Ihnen allen dankte Steffen Hertwig für die hervorragende Arbeit. „Ohne sie würde unsere Stadtgesellschaft nicht funktionieren.“
Als Vertreterin des Ehrenamts dankte Margit Hansen vom Freundeskreis Asyl dem OB und der Stadt für „das offene Ohr, die Unterstützung und die Wertschätzung“. Alle im Ehrenamt tätigen Personen gehörten „als belebendes Element wie selbstverständlich zu unserer Stadt“. Das Ehrenamt solle diesen hohen Stellenwert in der Stadt behalten, wünschte sich Margit Hansen. Sie bat den OB daher, „die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Ehrenamt fortzuführen“.
Im Namen der Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen gratulierte der Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn, Harry Mergel, zum neuen Amt. Dass er das Grußwort für die „kommunale Familie in der Region“ spreche, wertete OB Mergel als „Zeichen für die besonders guten Beziehungen zur Nachbarstadt Heilbronn“, die Steffen Hertwig anstrebe. „Du wirst die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte der Stadt mit den Bürgern und dem Gemeinderat weiterschreiben“, zeigte sich Harry Mergel überzeugt und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass sich das Bewusstsein durchsetzt, dass Heilbronn und Neckarsulm in einer Schicksalsgemeinschaft leben.“
Heilbronn und Neckarsulm wollen sich weiterhin „die Bälle zuspielen“
Mit Blick auf die in der Neckarsulmer Bevölkerung kontrovers diskutierte Betriebsführung des Freizeitbades „Aquatoll“ durch die Stadtwerke Heilbronn stellte OB Mergel fest: „Wir müssen in der Zukunft verstärkt auf interkommunale Zusammenarbeit setzen.“ Dies erfordere auch die Wirtschaftsförderung, der Mangel an Gewerbeflächen und die begrenzte Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur. Um den Wunsch nach interkommunaler Zusammenarbeit zu bekräftigen, überreichte OB Mergel seinem Neckarsulmer Amtskollegen einen Fußball als symbolisches Geschenk und Zeichen, „dass wir uns die Bälle gut zuspielen“.
Für die Audi AG wünschte der Leiter des Audi Werks Neckarsulm, Helmut Stettner, dem neuen OB viel Erfolg, „auch im Interesse der Industrieunternehmen, die in Neckarsulm ansässig sind“. Er hoffe, „die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen zu können“, zumal Steffen Hertwig ein Mann sei, „der aus der Wirtschaft komme“. Das Hauptaugenmerk müsse dabei dem „raschen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur“ gelten. Für diese und alle weiteren Aufgaben wünschte der Werkleiter dem OB „Glück, alles Gute und immer die richtigen Entscheidungen“.
„Wir sind in der Verantwortung, für die Bürger gemeinsam das Bestmögliche zu erreichen“, unterstrich der Bürgermeister der Gemeinde Untereisesheim, Bernd Bordon. Im Namen der Verwaltungsgemeinschaft Neckarsulm-Erlenbach-Untereisesheim wünschte er Steffen Hertwig viel Erfolg und überreichte ihm einen Geschenkkorb mit Fair Trade-Produkten aus dem Weltladen Obereisesheim – als Zeichen, dass die „Verzahnung in der Verwaltungsgemeinschaft sehr groß ist“.
Bürgermeister Espié überbringt Glückwünsche aus Carmaux
Die Glückwünsche der Bürger aus der französischen Partnerstadt Carmaux überbrachte Bürgermeister Alain Espié. Er dankte „allen, die bislang zu dieser Annäherung der Bürger beigetragen haben“.
Es sei Aufgabe der beiden Stadtchefs, „als Vorkämpfer der Städtepartnerschaft unsere Bürger weiter zu motivieren“. Das 60. Jubiläum der Partnerschaft im Jahr 2018 werde „zur weiteren Etappe in der Geschichte unserer Städte“. Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten, die im Herbst 2017 beginnen, werde eine Delegation aus Neckarsulm unter der Leitung von OB Steffen Hertwig in Carmaux erwartet.
Den fulminanten musikalischen Rahmen der feierlichen Amtseinsetzung in der Ballei bildete das Schlagzeugensemble „Drumbones“ der Städtischen Musikschule unter der Leitung von Oliver Urtel. Für seine Darbietungen erhielt das Ensemble kräftigen Applaus und großen Lob von höchster Stelle. „Ich bin fasziniert, was Ihr heute Abend hier geboten habt“, erklärte OB Hertwig.
Zur Person
Steffen Hertwig ist Volljurist und trug als Rechtsanwalt fast 17 Jahre lang Verantwortung im Würth-Konzern. Er wurde am 02. August 1969 in Heilbronn-Sontheim geboren und wuchs in Talheim auf. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Heilbronn studierte Steffen Hertwig von 1991 an Rechtswissenschaften an der Universität Würzburg. Dort legte er 1996 das erste Juristische Staatsexamen ab. Sein Referendariat absolvierte Steffen Hertwig an den Landgerichten Würzburg und Aschaffenburg, beim Landratsamt Main-Spessart und bei der Regierung von Unterfranken. 1999 beendete er seine juristische Ausbildung mit dem zweiten Staatsexamen. Im Jahr 2000 begann er seine Karriere als Rechtsanwalt beim Würth-Konzern. Seit 2007 war Steffen Hertwig als Leiter der Abteilung „Recht & Compliance“ bei der Würth Elektronik Unternehmensgruppe tätig. 2003 nahm er am SMP Management Programm St. Gallen teil und schloss diese Weiterbildung mit dem Betriebswirtschafts-Diplom ab. Am 18. September 2016 wurde Steffen Hertwig im ersten Wahlgang mit 52,5 Prozent zum Oberbürgermeister der Stadt Neckarsulm gewählt.
Steffen Hertwig ist Mitglied der SPD und der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik. Er hat zwei Kinder, Jonas (17) und Anna (15). In seiner Wohnortgemeinde Igersheim bei Bad Mergentheim gehörte er seit 2014 dem Gemeinderat an. Im Januar zieht er mit seiner Lebenspartnerin Manuela Stolz nach Neckarsulm um und bewohnt hier ein Haus zur Miete.