DHBW-Studenten lernen in außergewöhnlichem Umfeld
Rektorin Gabi Jeck-Schlottmann mit Abt Winfried und Prior Pater Ambrosius. (Foto: pm)
Mosbach/Heidelberg. (pm) Fachkräfte- und Nachwuchsmangel gehören zu den großen Herausforderungen für Unternehmen. Dass auch ein Kloster hiervon betroffen sein könnte, überrascht zunächst. Studierende des Studiengangs BWL-Handel der DHBW Mosbach haben Parallelen erkannt und erarbeiten ein Zukunfts- und Recruitingkonzept für das Heidelberger Kloster Stift Neuburg.
„Zu viele alte Menschen, zu wenig junge“
„Heute sehen wir das Thema eher im mikroökonomischen Kontext einzelner Unternehmen oder Branchen“, so Prof. Dr. Anja Kern, die zusammen mit der akademischen Mitarbeiterin Kirsten Bock und Studiengangsleiter Prof. Dr. Hubert Speth das Projekt leitet. Der Studiengang hatte Ende Januar Abt Winfried, Prior Pater Ambrosius und Mathias Braun zu Gast, um ihnen die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase zu präsentieren. „Morgen sind wir vielleicht mit einer gesamtgesellschaftlichen Problematik konfrontiert:
Zu viele alte Menschen, zu wenig junge – und diese verlassen möglicherweise Deutschland, um an interessanteren und dynamischeren Orten zu leben und zu arbeiten“, skizzierte Kern die Problematik. Damit sind nicht nur die Seminarergebnisse wichtig für das Kloster, sondern die Studierenden konnten ihre neuen Erkenntnisse praktisch anwenden. Sie führten – basierend auf den aktuellen Theorien der Betriebswirtschaftslehre – eine Vielzahl an Interviews mit jungen Mönchen sowie Gläubigen und erarbeiteten Maßnahmen für ein professionelles Recruiting junger Novizen.
In fünf Arbeitsgruppen stellten die Studierenden nun ihre Ergebnisse vor. Eine wesentliche Erkenntnis lautete: Junge Menschen heute haben andere Wünsche und Bedürfnisse als noch vor 20 oder 30 Jahren und stellen andere Anforderungen an die Glaubensgemeinschaft und den dort stattfindenden Gedankenaustausch. Überhaupt ist Kommunikation einer der wesentlichen Ansatzpunkte für das Kloster, finden die Studierenden: Kommunikation intern, innerhalb der Klostergemeinschaft, ist wichtig. Aber auch die Kommunikation gegenüber dem Umfeld darf nicht vernachlässigt werden, gegenüber der Gesellschaft allgemein sowie vor allem den jungen Menschen. Wer nicht in jungen Jahren schon dem Glauben begegnet, in der Jugendarbeit aktiv ist, wird später kaum über den Beitritt in einen Orden nachdenken – so ein Ergebnis aus den Interviews.
„Den Menschen zeigen, was unsere Aufgabe ist“
Im Anschluss an die Präsentation der konkret ausgearbeiteten Analysen und Vorschläge der Studierenden dankte Abt Winfried, dass die Präsentation seinen Blick „von außen nach innen geöffnet“ habe. Bisher habe man immer nur von innen nach außen geblickt und überlegt, was das Kloster zu bieten habe. Nun müsse man sich fragen, was die jungen Menschen heute erwarten, damit das Kloster diesen Bedürfnissen gerecht werden könne. Zudem traf ihn die Erkenntnis, dass die eigentliche Aufgabe der Benediktinermönche, für die Gemeinschaft und die Gesellschaft zu beten, nach außen kaum wahrgenommen würde. „Hier können wir noch viel mehr tun, um den Menschen zu zeigen, was unsere Aufgabe ist, nach der wir unser Leben mit Gott ausrichten.“
Das Projekt ist damit noch nicht beendet. In einem zweiten Schritt erarbeiten die Studierenden Konzepte zu „Positionierung und Vermarktung“ des Klosters und erhalten damit einen ganzheitlichen betriebswirtschaftlichen Einblick in eine Organisation, die sich strategisch neu ausrichten muss. Das Team aus den Studierenden sowie Lehrkräften fungiert quasi als Unternehmensberatung mit dem Ziel, gemeinsam mit dem Kloster Maßnahmen zur Zukunftssicherung des Klosters Stift Neuburg zu definieren.