Begeisternde Zeitreise mit Bürgermeistern

„Neues Leben wuchs aus den Ruinen“ – Veranstaltung der VHS Außenstelle und der Gemeinde Neckargerach – Bürgermeister Norman Link und Bürgermeister a. D. Peter Kirchesch ließen die Geschichte Neckargerachs lebendig werden

Neckargerach. (pk) Die Plätze für die Präsentation der Geschichte von früher und heute – seit der Ersterwähnung Neckargerachs im Jahre 976 – waren sofort ausgebucht.Die vorhandenen Plätze im Versammlungssaal des Feuerwehrgerätehauses reichten bei weitem nicht aus –die VHS musste Interessenten mit einer Warteliste vertrösten.
Bürgermeister Norman Link und Bürgermeister a. D. Peter Kirchesch ergänzten sich ideal und nahmen das begeisterte Publikum mit – durch interessante, spannende Bilder und Geschichten – in die freudige aber auch belastende Vergangenheit Neckargerachs.

Norman Link zeigte zunächst die Bedeutung der Flüsse, Seebach und Neckar auf, als Lebensadern. Holzstämme ließ man vom Odenwald den Seebach hinunter zum Neckar treiben; dort wurden sie zu Flößen zusammengebunden und teilweise bis nach Holland transportiert. Mensch und Tier zogen später die Schiffe an leinenen Seilen am „Treidelpfad“, den Neckar entlang. 1878 ersetzte die Schleppschifffahrt die „Treidelreiterei“. Die „Schleppkette „ wurde 1935 aus dem Neckar entfernt; die Zeit der Motorschifffahrt für die „Schiffergemeinde“ hatte begonnen.
Das „Klappern der Mühlen im Seebachtal“ erläuterte Peter Kirchesch, nachdem er zunächst auf die Namensgebung Neckargerachs einging. Erst im Jahre 1675 wurde aus dem „Gerach“ der Seebach. Die Flüsse Neckar und Gerach standen also „Pate“ bei der Namensgebung Neckargerachs.
Die „Läuferts- und Hornungsmühle erzeugten 600 Jahre lang durch ihre wassergetriebenen Mahlwerke (Turbinen) Öl-, Mehl und Gerbstoffe.

Die Dorfmühle beim „Minneburgplatz“ war vor dem Kriege eine Holzsäge- und die „Fuchsmühle“ an der Seebachspitze eine Gipsmühle und später das Sägewerk der Familien Fuchs. 1927, so Norman Link wurde der Neckarkanal eröffnet. Die 203 Kilometer von Plochingen bis Mannheim waren auf eine Tiefe von ca. 3 m ausgebaggert worden. Ab 1921 begann der Schleusenbau Guttenbach. 1935 war das Aufstauen, die 2. Schleusenkammer wurde erst 1958 errichtet. Der Neckarlauer in Neckargerach war Umschlagplatz für Holz und Kies.

Nach den ständigen Kriegen und Aufständen von 1500 bis 1871 verbunden mit dem kärglichen Leben der Dorfbewohner, erschwert durch Leibeigenschaften, Fron- und Kriegsdienste, starke Abhängigkeiten von fürstlichen und geistlichen Herren (Zehnt, Grundzins) verbunden mit Hunger, Armut und Krankheit kehrte erst ab 1871 eine Zeit der Ruhe, Besinnung und Innovation ein.


Peter Kirchesch berichtete, dass die Verkehrswege danach revolutioniert wurden. Nicht nur die Schleppschifffahrt auf dem Neckar (1878) sondern auch der Eisenbahnbau (1879) und der Bau der Neckartalstraße (1884) waren „fortschrittliche Jahrtausendbauwerke“.
Italienische Gastarbeiter kamen bereits 1878 nach Neckargerach. Sie waren besonders qualifiziert für Sprengungen sowie den Bau von Tunneln, Viadukten und Dämmen (Beispiele: Eisenbahntunnel nach Binau oder die Bahn- und Wegstrecke „Margaretenschlucht“).Italienische Namen wie „Tomasetti und Mariotti“ ergänzten die örtlichen Familiennamen.
Beindruckend waren die Bilder vom zugefrorenen Neckar, mit dicken Eisschichten. Peter Kirchesch berichtete, wie er Mitte/Ende der 1950ger Jahre mit Freunden auf dem Neckar Eishockey spielte. Der Neckar war bevölkert und örtliche Landarzt Dr. Golder fuhr sensationell mit seinem DKW über den zugefrorenen Neckar.

Der Badeplatz mit Treppen, Sprungbrett, Liegewiese und Umkleidehäuschen war nicht nur ein ideales Tummelfeld für die Jugend um Schwimmen zu lernen, sondern auch um auf Schiffe zu schwimmen oder auf die andere Neckarseite zu gelangen.
Die „letzte Fährfahrt“ der Autofähre Neckargerach sowie des „Guttenbacher Nachens“ am 14. Dezember 1979 wurden von Norman Link ebenso virtuell gezeigt, wie das „Jahrhundertbauwerk“ die neue, imposante Neckarbrücke. Der 1. Spatenstich für die langersehnte, feste, von Hochwasser, Nebel und Fährreparaturen unbelastete Querverbindung, war am 21. Juni 1976; eingebunden in die unvergessliche 1000 Jahrfeier Neckargerachs.

Ein schmerzlicher Einschnitt in die Gemeindegeschichte war der 22. März 1945, der Schicksalstag Neckargerachs. Zwei Fliegerstaffeln mit je 18 Kampfflugzeugen des Typs „Marauder“ der US Armee griffen den kleinen Ort wiederholt und planmäßig an, um, -so Ludwig Herbold nach seinen Recherchen in französischen Militärberichten – die mitten im Ort verlaufende Bahnlinie zu zerstören, den Bahnverkehr zu unterbinden. Die 1500 Einwohner und Gefangenen im Lager hatten mit einer solchen Invasion niemals gerechnet. Der Ort wurde zu 70 Prozent zerstört. 220 Fliegeropfer waren zu beklagen. Ganze Familien wurden ausgelöscht, auseinandergerissen. Die Bilder kurz nach dem Angriff und die erschütternden Berichte der Zeitzeugen sind ergreifend.
Der Zusammenhalt beim Wiederaufbau war beispielhaft, auch die Hilfe aus Nachbarorten. Mit Weißblech aus Eisenbahnwaggons wurden Dächer gedeckt – „Neckarblechdach“ – und in Handarbeit, Schutt weggeräumt; die Wasserversorgung wieder hergestellt; Häuser gebaut, neu gedeckt, bzw. wieder aufgebaut.

Der “Neubeginn“nach den Krieg schuf die Basis, dass Neckargerach bald 40 Betriebe bzw. Einzelhändler zählen durfte. In Neckargerach gab es bald alles zu kaufen fast „wie in einer Großstadt“. Dessous – „Marke Seltis Peter“ oder „Pariser Schuhe“ vom „Schäfer s`Heiner“.

Beeindruckend waren die Bilder und Berichte über die einzelnen Betriebe und Firmen. „Mir hawwemol vor em Krieg vier Tankstelle ghabt! Awwwer keener e audo!“, so im Originalton Kilian Senftleber. Der Erholungsort Neckargerach zählte zeitweise 13000 Feriengäste.

Weitere Bilder und Themen waren die Schulen, Kindergärten und das Rathaus aus dem Jahre 1513, dessen Glocke die Bürger 550 Jahre lang aufrief, um bei Brand und Wassernot zu helfen, oder um die Bürger für Bekanntmachungen, Versteigerungen etc. zusammen zu rufen.

Zusätzlich erheitert wurde die Veranstaltung durch Christiane Schüßler und Linus Fuchs, die das Lied vom „Bäckers Seppl“- (vom „Forellen-, Entenfüttern im Seebach und Brezelbacken“) – vortrugen.
Herzlichen Dank richtete Peter Kirchesch an BM Norman Link, der hunderte von Bilder eingescannt und die Präsentation aufwändig zusammengestellt hat. „Die Bilder und Texte seien die beste Grundlage für ein neues Heimatbuch“, zu dem er Norman Link – unterstütztdurch den Beifall des Publikums – nachdrücklich ermunterte! Reinhard Makles war intensiv im Dorf unterwegs, um historische Bilder und Geschichten zu sammeln.Herzlicher Applaus war der Dank für seine wertvolle Arbeit.Er sprach von einer sehr guten Teamarbeit zur Vorbereitung der „Dorfgeschichte“ mit den Bürgermeistern. Er dankte allen, die Bilder geliefert haben und bat die Bürger intensiv zuhause nachzuschauen, um weitere historische Bilder beizusteuern.

Norman Link und Reinhard Makles haben in den vergangenen Wochen einen virtuellen Rundgang durch die Geschichte und Standorte des früheren Neckargeracher Gewerbe ausgearbeitet, der von den Zuschauern begeistert aufgenommen wurde.

Es war eine bestens gelungene Veranstaltung mit dankbaren Kommentaren der Teilnehmer sowie von der Leiterin der VHS Außenstelle Neckargerach/Zwingenberg, Frau Marlene Makles. Ihr Dank galt den Akteuren Norman Link, Peter Kirchesch und Reinhard Makles für die glänzende, aufgelockerte Präsentation, die mit Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen vorgetragen, bleibende Eindrücke in die Gemeindegeschichte – auch durch lustige Einzelgeschichten – vermittelt habe.

Die Bürgermeister Kirchesch und Link.

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