Holocaust-Mahnmal in Berlin. (Foto: Pixabay)
Erinnerung und Gedenken
(pef). Die katholische und evangelische Kirche in Baden haben am Wochenende in mehreren Veranstaltungen an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren erinnert. Die beiden Bischöfe Stephan Burger (Freiburg) und Jochen Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) beteiligten sich heute an der Einweihung der neuen Torahrolle in der Synagoge Lörrach. Gestern Abend fand ein zentraler ökumenischer Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Baden-Württemberg in der Stadtkirche Stuttgart-Bad Canstatt statt.
Erzbischof Burger äußerte seine „Bestürzung darüber, wie es 80 Jahre nach der sogenannten Reichspogromnacht erneut zu Antisemitismus in Deutschland kommen könne“. Die Erinnerung sei ein „integraler Bestandteil des Judentums, aber auch des Christentums“ und habe angesichts der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage eine „neue Dynamik“ erhalten. Als „Schicksalsgemeinschaft“ ständen Juden und Christen in der gemeinsamen Verantwortung, an einer Gesellschaft zu arbeiten, die jeden Menschen vorbehaltlos und in Freude annehme. „Wir brauchen Euch, unsere jüdischen Schwestern und Brüder, als Menschen, die mit uns an einer Welt arbeiten, die von Heil und Frieden geprägt ist“, sagte Burger in seinem Grußwort. Mit der Einweihung der neuen Torahrolle feiere man zugleich die „Freude über die Torah“.
Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh erinnerte in Lörrach daran, „dass die nationalsozialistischen Schergen und die, die mitmachten und brüllten, 1938 bewusst den Lebensnerv des Judentums angegriffen haben, die heilige Rolle der Worte Gottes durch den Mund seines Propheten Mose.“ Dennoch hätten der Antisemitismus und die Menschenfeindlichkeit langfristig nicht gesiegt: „Anfangs waren es wenige: Überlebende, die trotz der Schrecken, die sie und ihre Familien erlebt und erlitten hatten, wieder in unserer Mitte leben wollten“, sagte der Landesbischof. Die neue Torahrolle gebe heute ein „Zeugnis von der Treue und Gottes Gerechtigkeit“. Sie öffne den Weg in „ein Leben in Freiheit und Würde und Verantwortung“. Dabei gebe es eine „klare Verpflichtung, es nie mehr hinzunehmen, wenn Jüdinnen und Juden aus ausgegrenzt, angefeindet, verunglimpft oder bedroht werden.“
Beim ACK-Gottesdienst in Stuttgart-Bad Canstatt hatte Cornelius-Bundschuh gestern Abend dazu aufgerufen, „aus dem Geist der Versöhnung nach Antworten auf Unrecht und Unfrieden und nach gewaltfreien Lösungen“ zu suchen. Dies gelte auch für das Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern, „grade auch bei jungen Menschen“.