(Foto: Michael Pohl)
Johannes Schröder gastierte mit „World of Lehrkraft“
Von Martin Hammer
Für einen äußerst gelungenen Start in das Programmjahr 2019 der Kulturkommode Osterburken sorgte Herr Schröder mit seinem Comedy-Programm „World of Lehrkraft“. Nie zuvor waren die Karten einer Veranstaltung des Kleinkunst- und Kulturvereins derart schnell ausverkauft, was unter Umständen wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass der Abend für Johannes Schröder beinahe ein Heimspiel war. Seine Zeit als Referendar absolvierte er seinerzeit am Eckenberg-Gymnasium in Adelsheim und seine Wohnung lag damals kaum einen Steinwurf weit entfernt vom jetzigen Auftrittsort, der Alten Schule in Osterburken.
In seinem ersten abendfüllenden Programm „World of Lehrkraft“ beschreibt Schröder auf humorvoll-ironische, manchmal durchaus zynische Art und Weise den Schulbetrieb und überspitzt dabei trefflich die Stereotypen von Schülern, Lehrern und Eltern. Und er weiß, wovon er spricht – schließlich arbeitete Johannes Schröder nach seinem Referendariat über ein Jahrzehnt wirklich als Lehrer an verschiedenen baden-württembergischen Gymnasien. Doch bald verursachte dieser Beruf nach eigener Aussage bei ihm sogar Bauchschmerzen. Da mit lauem Gefühl in der Magengegend weder klug zu lernen, noch gut zu lehren ist, wechselte der Pädagoge für Deutsch und Englisch das Fach.
Als Comedian ist der Berliner seit einigen Jahren nur noch der Herr Schröder – und das mit stetig wachsendem Erfolg – unlängst zeigte RTL einen Zusammenschnitt seines Bühnenprogramms. Von der Schule lassen kann er aber immer noch nicht. Der Comedian spielt mit der Atmosphäre einer Unterrichtsstunde. Das gelehrte Fach: Humor. Mit feinen Zynismen nimmt Schröder gekonnt eigenes Erlebtes aus dem Lehreralltag und Alltägliches wie die deutsche Grammatik aufs Korn. Ausgestattet mit dem entsprechenden linguistischen Hintergrund führt er dabei die Herkunft bestimmter Wörter oder den scheinbar willkürlichen Einsatz von Artikeln im deutschen Sprachgebrauch ad absurdum.
Vor allem geht es Herrn Schröder aber um eines: wie stehen die Chancen auf den Titel „Lehrer des Jahres“, gleichermaßen bei Schülern beliebt und von Kollegen geachtet? Dem Publikum zumindest wird im Verlauf des Abends klar, dass die Chancen für diesen begehrten Titel wohl eher gering sein dürften. Da hilft es nicht viel, dass Herr Schröder sich versiert im Umgang mit der Jugendsprache zeigt – bei seinen Schülern wird er immer das Cord-Jacket-Opfer bleiben, auch wenn diese den Single aus den Mitteln der Klassenkasse bei einer Online-Partnerbörse angemeldet haben. Selbst Elternabende werden von ihm gerne genutzt, um vermeintliche Helikopter-Eltern mit besonderen Wünschen zur Notengebung auf seine eigene Weise abblitzen zu lassen.
Insbesondere jedoch an seinen Kollegen lässt die Bühnenfigur des stets etwas überheblich wirkenden Lehrers Herr Schröder kein gutes Haar: seien es Raclette-Rita, Laminier-Lara und das „Kompetenzteam der Junglehrerinnen am Kopierer mit Papierstau“, insbesondere aber das Haupt-Neid-Objekt Sportlehrer Trillerpfeifen-Theo („die bildungsferne Spaßgurke aus der Turnhalle“), der den Schülern die Muskelpartien gerne am eigenen Körper erläutert.
Auch wenn Schröders Kategorisierungen überspitzt dargestellt sind, so werden wohl nicht wenige Pädagogen im Publikum einige ihrer Kollegen und noch mehr ehemalige Schüler ihre Pauker aber auch Mitschüler von damals wiedererkannt haben. Nicht zuletzt deswegen ist Schröders „World of Lehrkraft“ ein solch kurzweiliges und unterhaltsames Programm, weil jeder Zuschauer die meisten der dargestellten Charaktere in seiner eigenen Schulbiographie wiederfindet und in jeder der zahllosen Pointen letztlich doch ein Funken Wahrheit steckt.
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