
Von Simone Schölch
Mudau. „Es gibt Menschen, in deren Nähe wird das Herz weit. Werner Bier gehört zu diesen Menschen. Sein Glaube hat mir und allen, denen er begegnet ist, gut getan.“ Dieser Satz Dr. Arno Zahlauers in dessen Predigt anlässlich des 70. Geburtstages von Pfarrer Werner Bier hat nach wie vor Gültigkeit. Denn auch zehn Jahre später – Pfarrer Bier feiert heute seinen 80. Geburtstag – wirkt der Jubilar als Pfarrer in Ruhe noch in vielen Bereichen der Seelsorge. Und auch als kritischer Geist in seiner Kirche. Sein ganzes Priesterleben hindurch sind es nicht Kirchenrecht und Katechismus, um die er sich sorgt, sondern die Menschen. Vor allem die, die „durch das brüchig gewordene Netz der Kirche“ fallen.
Seine Kindheit verbrachte Werner Bier in Billigheim. Der Wunsch, Pfarrer zu werden, stieß bei den Eltern auf Wohlwollen. Das Studium absolvierte er in Freiburg und Luzern. Der Priesterweihe in Freiburg folgten Stationen in Mannheim, Wiesental-Waghäusel, Eppelheim und Ettlingen, begleitet von zusätzlichen Aufgaben und Schwerpunkten und auch von kirchlichen Ehrungen. Sehr viele Priesteranwärter sind durch seine „Schule“ gegangen und wurden geprägt von einem Mann, in dem viele Jahre die ungeheure Aufbruchsstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils gewirkt hat. Noch heute schwärmt er von einer erfüllenden Zeit, in der er diesen Aufbruch auch in seinen Gemeinden miterleben und mitgestalten durfte. Und noch heute existieren Kontakte zu Gruppen und Kreisen, die er in 55 Priesterjahren initiiert und begleitet hat. „Diese positive Energie spüre ich so heute nicht mehr“, stellt Pfarrer Bier bedauernd fest.
In Buchen wirkte der Jubilar von 1997 bis 2008 als Pfarrer, Seelsorgeeinheitsleiter und Dekan. Seinen Humor, seine Nähe zu den Menschen und sein offenes, völlig unverkrampftes, ehrliches, aktives und manchmal auch mutiges Eintreten für eine gelebte Ökumene durften viele Menschen auch hier spüren. Statt sich direkt in den Ruhestand versetzen zu lassen, ging er für sechs Jahre nach Mudau als Leiter der dortigen Seelsorgeeinheit– eine segensreiche Zeit mit vielen guten, lebensnahen Predigten, mit denen er Zeichen und Maßstäbe gesetzt hat.
Kurz nach seinem 75. Geburtstag hat sich Werner Bier endgültig nach Waldhausen zurückgezogen. Vom dortigen Pfarrhaus aus arbeitet er aber nach wie vor in der Seelsorgeeinheit mit und hält regelmäßig Gottesdienste. Er betreut die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Altersheims – „wenn es mir nicht mehr gut geht, ziehe ich einfach dorthin um“ – und die beiden Ordensschwestern, die dort wirken. Zahlreiche verantwortungsvolle Ehrenämter, unter anderem ist er seit vier Jahren Vorsitzender des Caritas-Verbandes, sorgen ebenso wie sein Engagement bei den Priesterpensionären und als deren Vertreter im Priesterrat der Erzdiözese dafür, dass er auch mit 80 Jahren geistig überaus rege und sehr offen in seinen Ansichten ist. „Nebenbei“ ist er Dekanatsaltenseelsorger und begleitet die Gruppe der Pfarrhaushälterinnen in der Region.
Die Entwicklungen in der Katholischen Kirche beobachtet und begleitet er kritisch. Pfarrer war und ist Werner Bier trotz allem gerne: „Was ich heute bin, verdanke ich neben meinen Eltern meinem Glauben und der Gemeinschaft der Kirche.“ Und weiter: „Es gibt keinen Beruf, der so vielseitig ist. Als Zölibatär lebe ich zwar allein. Aber ich bin nicht allein. Dafür sorgen Weggefährten im Dienst, in Freundschaften, Familie, Gemeinde und der Herrgott, auf dessen Wort hin ich unterwegs bin.“ (vgl. Lk 5,5) Viel Zeit für private Hobbies bleibt da nicht; spazieren gehen und lesen gönnt er sich allerdings regelmäßig.
An seinem heutigen Geburtstag ist Pfarrer Werner Bier verreist. Am Sonntag, 14. Juli, feiert er um 10.30 Uhr die Heilige Messe in St. Oswald in Buchen. Ein Stehempfang anlässlich seines Ehrentages schließt sich an. Die Redaktion gratuliert und wünscht alles Gute!