In der Fettigstraße können acht Wohneinheiten entstehen. (Foto: Liane Merkle)
Mudau. (lm) Die Versiegelung von täglich 60 Hektar in ganz Deutschland, musste dringend eingeschränkt werden, um auf max. drei Hektar je Tag zu kommen. Das haben Bund und Länder zwar früh erkannt und entsprechende Programme zur Innenentwicklung der Kommunen ins Leben gerufen So sollen vitale Ortskerne mit kurzen Wegen entstehen bzw. erhalten bleiben.
Die Gemeinde Mudau lud in diesem Zusammenhang zur „Planungswerkstatt Ortsmitte Mudau“ in die Odenwaldhalle ein. Und Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger konnte neben der Referentin Nadia Kasper-Souci vor allem Anwohner, die von den Planungen betroffen sein könnten, sowie Ortsvorsteher Walter Thier, Kämmerin Marianne Neubauer, Hauptamtsleiterin Bianca Groß, einige Gemeinde- und Ortschaftsräte begrüßen.
Nadia Kasper-Snouci als Vertreterin der Kommunalentwicklung GmbH (ein Unternehmen der LB BW Immobilien) stellte die bisherigen Pläne des Projekts im Rahmen des Förderprogramms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ unter dem Titel „I³ – Intelligent Innenentwicklung Inklusive“ vor.
Träger des Projekts, das mit einer Förderhöhe von 14.850 Euro bezuschusst war, sei die Gemeinde Mudau. Dr. Rippberger hatte bereits vorangestellt, dass man auch weiterhin Wohnbauflächen ausweise, „wir wollen aber auch, dass der Ortskern lebendig bleibt, und wir müssen uns mit unserer Hauptstraße nicht verstecken. Dennoch gibt es noch Missstände, die wir gerne beseitigen wollen, darum sind wir seit über 30 Jahren in diesem Thema aktiv und wollen die Förderungen genießen, die es gibt.
Nadia Kasper-Snouci erläuterte das Projekt, das von der Gemeinde beauftragt wurde mit Hilfe eines Impulsvortrags. Seit 50 Jahre unterstützt die Städtebauförderung mit bisher rd. 8,4 Mrd. in bisher 3.350 Sanierungs- und Entwicklungsgebieten die Gemeinden. Mudau profitiert davon seit über 30 Jahren begonnen mit der Ortskernsanierung (10,2 Mio.), Langenelzer Str. 1,9 und Vorstadt Amorbacher Str. 3,4 Mio. – läuft 2022 aus. Jeder investierte Förder-EUR löst das achtfache an Folgeinvestitionen aus, wovon auch das regionale Handwerk profitierte.
Das nächste Sanierungsgebiet könnte „Ortskern II“ sein. Doch jedes zweite Gebäude benötige zumindest Modernisierung, es gäbe es sehr viel erhaltenswerte Gebäude, ebenso wie viele mindergenutzte landwirtschaftliche Gebäude oder Leerstände sowie ungünstige Grundstückszuschnitte. Die Prüfung des Gebiets habe weiter ergeben, dass durch Nutzung aller Leerstände, Baulücken und Nachverdichtungspotential in diesem Gebiet 0,7 Hektar oder 50 Wohneinheiten gewonnen werden könnten.
Wichtige Flächen, denn bis 2035 gebe es in Mudau laut Statistik rd. 100 Bürger mehr, man werde ca. 150 Wohneinheiten mehr benötigen, was etwa acht Hektar entsprechen würde, die man aber nicht habe. Realistisch stehen 3,5 Hektar zur Verfügung.
Das bisherige Handlungskonzept sieht die Modernisierung dwr Odenwaldhalle oder einen Neubau mit attraktiveren Parkplätzen und einer Anbindung an den Radweg, des Weiteren Straßen- und Platzgestaltungen an punktuellen Stellen, Schaffung von Wohnraum durch Modernisierung, Leerstandsbehebungen, Neubauten, Belebung der Ortsmitte, Schaffung von Parkplätzen und weitere Verbesserungen vor.
Doch natürlich war die Mitarbeit der anwesenden Bürger gefragt. Nadia Kasper-Snouci erarbeitete mit den Anwesenden Lösungsansätze für eine lebendig Ortsmitte mit Sitzgelegenheiten, attraktiven und bezahlbaren Wohneinheiten, Stärkung nicht nur der Dienstleistungen, sondern auch des Tourismus und des gesellschaftlichen Lebens durch Treffpunkte, bürokratisch-aktive Unterstützung durch die Gemeinde für Vermieter und Bauwillige, einer attraktiven Gestaltung der Hauptstraße mit Regulierung der Parksituation.
Diese Lösungsansätze nahm Nadia Kasper-Snouci gerne als Anregungen für die weitere Planung mit, die der Gemeinde dann als Grundlage für ein neues Sanierungsgebiet dienen wird. Genauer stellte sie noch die Planungen für das Sägewerk-Areal und die Fettigstrasse vor. Struktur des ersteren sollte erhalten bleiben, aber durch teilweisen Abbruch und Neuaufbau einer neuen Nutzung mit ca. zehn Wohnungen und vielleicht Arztpraxen (600m²) und Café und neun Stellplätzen, die als zu wenig erkannt wurden, zugeführt werden. In der Fettigstrasse könnte nach Abbruch der alten Scheune acht Wohneinheiten mit 12 Stellplätzen und Artenparzellen sowie einem gemeinschaftlich genutzten Hof entstehen.
Die hervorragende Beteiligung der Bürger begeisterte den Bürgermeister, der sich im Laufe der dreistündigen Planungswerkstatt eine große To-Do-Liste erstellte, und sich auf die Fortsetzung der gemeinsamen Planung freute in der Hoffnung, dass man mit dem neuen Sanierungsgebiet die Weiterentwicklung der Gemeinde, auch für Privatleute, fördern dürfe und könne.
Gelungene Innenentwicklung. (Foto: Liane Merkle)