Waldrapp-Artenschutzprojekt abgeschlossen

Die einst ausgestorbene Vogelart wurde dauerhaft im neuen Habitat wiederangesiedelt. (Foto: Petra Medan)

Heidelberg. (pm) Ende Januar 2024 gingen wahrscheinlich zum letzten Mal vier junge Waldrappe aus dem Zoo Heidelberg ins spanische Jerez de la Frontera, um gemeinsam mit anderen Waldrappen auf ihre Auswilderung vorbereitet zu werden. Im Rahmen des Artenschutz-Projekts Proyecto Eremita wurden regelmäßig Nachzuchten aus europäischen Zoos im Süden Spaniens in die Natur entlassen.

Mitte März 2024 war es wieder soweit, 39 junge Waldrappe, die sich fünf Wochen lang in einer großen Voliere in Südspanien akklimatisierten, um sich an den neuen Lebensraum zu gewöhnen, wurden in den freien Lebensraum entlassen. Dort sollen sie sich der bereits angesiedelten Waldrapp-Population, die aus etwa 250 Individuen mit 35-40 Brutpaaren besteht, anschließen.

Die Jungtiere stammen aus europäischen Zoos, drei männliche und ein weibliches Tier aus dem Zoo Heidelberg. Bereits seit vielen Jahren werden im Zoo Heidelberg Waldrappe für verschiedene europäische Auswilderungsprogramme erfolgreich gezüchtet. Viele dieser Jungtiere haben mittlerweile selbst für Nachwuchs gesorgt.

Waldrappe stammen ursprünglich aus Mittel- und Südeuropa, Nordafrika und dem Nahen Osten und waren auch in Süddeutschland weit verbreitet. Als ursprünglich reine Zugvögel brachen sie im Herbst in den Mittelmeerraum auf, um dort zu überwintern.

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Da sie im Mittelalter als Delikatesse galten, wurden sie fast überall durch den Menschen ausgerottet. In den 1980-er Jahren gab es in Marokko noch einen kleinen Restbestand von 250 Tieren.

Die Art wurde von der IUCN weltweit als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Aufgrund dieses kritischen Status wurden in Marokko erfolgreich Pläne zur Erhaltung der Art entwickelt. Gleichzeitig wurden in Europa zwei Wiederansiedlungsprogramme entwickelt.

Im ersten Programm hatte ein Waldrappteam das Ziel, eine Population von Waldrappen in Süddeutschland und Österreich aufzubauen, die auf natürliche Art im Winter nach Süden zieht. Dazu werden junge Waldrappe aus Zoos und Zuchtstationen von menschlichen Ziehmüttern aufgezogen. Sobald die jungen Waldrappe flugfähig sind, folgen sie ihren Ziehmüttern, die in einem Ultraleicht-Flugzeug sitzen, und lernen so den Weg in ihr Winterquartier.


Waldrappe verlassen die Voliere. (Foto: Miguel Quevedo Muñoz)

Das zweite Programm, das Proyecto Eremita, wollte eine sesshafte Population in Südspanien etablieren. Im Jahr 2023 begann die internationale Zusammenarbeit der beiden Projekte mit dem großen Erfolg, dass eine sesshafte Waldrapp-Populationen im spanischen Cádiz und eine wandernde Population in Mitteleuropa etabliert werden konnte. Jetzt können die Waldrappe wieder durch Europa fliegen, wo sie vor 400 Jahren verschwunden waren.

2024 feiert das Proyecto Eremita sein 20-jähriges Bestehen mit einem Durchbruch: Das angestrebte Ziel, eine sesshafte, stabile Population im Auswilderungsgebiet La Janda aufzubauen, wurde nach Jahrzehnten endlich erreicht. Es wird wahrscheinlich das letzte Jahr sein, in dem Jungtiere aus europäischen Zoos im Rahmen dieses Projektes ausgewildert werden.

Die Aufgaben des Artenschutzprojekts konzentrieren sich künftig darauf, die Entwicklung der Population zu dokumentieren und zwar durch die Überwachung der Vögel, der Futtergebiete, eine jährliche Zählung, die Kontrolle der Fortpflanzung und die Beringung der Küken in den Nestern.

Viele Zoos haben das Proyecto Eremita unterstützt. Die meisten züchteten Jungtiere für die Wiederaussiedlung, andere übernahmen die Kosten für den Transport zum Zoo von Jerez oder schickten GPS-Sender oder Geldmittel für das Projekt.

Dieses Beispiel zeigt, welch wichtige Rolle europäische Zoos in diesem und vielen anderen Erhaltungsprogrammen spielten. Es zeigt sich aber auch, dass die Wiederansiedlung einmal verlorener Arten ein schwieriger Prozess ist, daher sollten die verbliebenen Reste intakter Natur deshalb mit aller Kraft geschützt werden.

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