
Auf der Bühne verheiratet, im privaten Leben befreundet: Michaela „Cheesy“ Kistner hat seit 1979 bei jeder Aufführung des Kolpingtheaters in Mudau mitgewirkt und war dabei ungezählte Male die Partnerin von Paul Scheuermann. (Foto: Simone Schölch)
Kolpingtheater in der Odenwaldhalle Mudau
Mudau. (sis) Ein paar Stunden fröhliche Unterhaltung, gute Stimmung, alte Bekannte treffen – das Angebot, das Laienspielgruppen der Bevölkerung machen, wird meist gern angenommen. Auch in Mudau, wo das Kolpingtheater traditionell rund um Dreikönig in die Odenwaldhalle einlädt.
Der Aufwand, der dahinter steckt, ist freilich immens. Und er hängt an den Mitgliedern der Truppe vor, auf und hinter der Bühne. Menschen, die sich alljährlich bereit erklären, im Vorfeld ganz viel Zeit und Arbeit zu investieren. Ehrenamtlich und oft auch, ohne Mitglied in der vergleichsweise kleinen Mudauer Kolpingfamilie zu sein.
Auf ganz grob geschätzte 1.000 Stunden taxiert Manfred Dambach, Vorsitzender der Kolpingfamilie Mudau und zentraler Organisator, den zeitlichen Aufwand. 1.000 Stunden, in denen unterschiedlich viele Menschen sich zu ganz unterschiedlichen Arbeitseinsätzen oder Proben treffen.
Der Erfolg steht und fällt mit der Auswahl des Stückes und der Schauspieler. Passt beides zusammen? Trifft der Humor erwartungsgemäß den Geschmack des Publikums? Allein für diese grundlegenden Überlegungen werden viele Stunden gebraucht. Dann wird es konkreter: Zeitplan festlegen, Bühnenbild anpassen oder – wie in diesem Jahr- völlig neu planen und bauen.
Material und kreative Mitstreiter akquirieren, Arbeitseinsätze und Gerät organisieren. Werbung, Drucksachen, Vorverkauf, Sponsoring und logistischer Ablauf samt Dienstplänen und Catering für die Vorstellungen sind auf den Weg zu bringen. Da ist die große Erfahrung eines eingespielten Teams hilfreich.
Relativ losgelöst von diesen pragmatischen Dingen agiert die eigentliche Theatergruppe, die sich das Stück Probe für Probe erarbeitet. Viele Schauspieler sind seit Jahrzehnten dabei, Freundschaften sind entstanden. Wie zwischen Michaela „Cheesy“ Kistner und Paul Scheuermann, die nicht mehr wissen, wie oft sie auf der Bühne schon ein Paar gespielt haben.
Michaela Kistner spielte in der Theater-AG ihrer Schule mit und war dann 1979 zum ersten Mal bei „Ehestand und Wehestand“ auf der Kolpingbühne dabei, wie sie sich spontan erinnert. 2025 wird sie zum unglaublichen 42. Mal auftreten: „Ich war seit 1979 bei jeder einzelnen Aufführung dabei, sogar, als ich schwanger war.“
Gerne denkt sie an Willi Dambach zurück, den Vater von Manfred Dambach, der ihr als erfahrener Theaterspieler viel beigebracht habe. Und an ihre absolute Lieblingsrolle als „spanische Isabella“ im gleichnamigen historischen Stück von Rüdiger von Bergmann. Naturgemäß haben sich die Rollen gewandelt.
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Abonnieren Sie kostenlos unseren„Die Zeiten der jugendlichen Liebhaberin sind leider vorbei“, sagt sie und lacht. Immerhin ist Paul Scheuermann mit ihr „gereift“ – und er ist nach wie vor zufrieden mit seiner Bühnenpartnerin, wie er pragmatisch feststellt: „Klar, sie sieht ja immer gut aus. Und gegen Ende kann sie dann auch meistens ihren Text.“
Ergänzt wird die Truppe von Naturtalenten wie Andrea Thier, die am liebsten immer nur proben würde. Weil sie bei den Aufführungen „jedesmal stirbt vor Lampenfieber.“ Was freilich niemand merkt. Lena Farrenkopf und Elias Noe sind mit ihren 25 Jahren die Jüngsten im Team. Elias Noe hat etliche Aufführungen als Zuschauer gesehen und wusste gleich, dass er auch auf dieser Bühne stehen will – was geklappt hat.
Fehlen wird in diesem Jahr Gerald Hemberger, ebenfalls ein beliebter und langjähriger Schauspieler, der in diesem Jahr leider pausieren muss. Regisseur Klaus Schork, der das Amt 2018 von Roman Andres übernommen hat, ist dankbar für die Vielfalt seiner Charaktere und lässt den Schauspielern viele Freiheiten.
Ohnehin geht es locker zu bei den Proben, oft wird gelacht. Adolf Kolping jedenfalls hätte diese freundschaftliche Atmosphäre sicher gefallen. Und auch das Ziel, anderen mit dem Theaterspiel eine Freude zu machen. Die Erlöse werden selbstverständlich auch für allgemeinnützige Zwecke eingesetzt.
Info: Aufführungen von „Maskenball am Campingplatz“ finden am Samstag, 04. Januar, um 19 Uhr, sowie am Sonntag, 05. Januar, um 14 und um 19 Uhr, in der Mudauer Odenwaldhalle statt. Karten sind außer im Vorverkauf (Bäckerei Schlär, Getränkehandel Wachter, Sparkasse, Volksbank und Optic Linz Buchen) an der Abendkasse erhältlich.