
Bis Ende des Jahres steigt der Gesamtschuldenstand der Gemeinde Seckach auf 9.028.910 Euro. Das entspricht nahezu einer Verdreifachung und einer Pro-Kopf-Verschuldung von rund 2.237 Euro. (Symbolbild – Pixabay)
Verschuldung steigt deutlich
Seckach. (lm) Es war eine anspruchsvolle Gemeinderatssitzung – für viele Räte die erste, bei der nicht nur die Haushaltssatzung mit Haushaltsplan, sondern auch die dreijährige Finanzplanung samt Investitionsprogramm abschließend beraten und beschlossen wurden. Grundlage war die Präsentation von Kämmerer André Kordmann, der die bereits in der Klausurtagung diskutierten Pläne ausführlich darstellte.
Defizit und Rückgriff auf Rücklagen
Der Gesamtergebnishaushalt für das Jahr 2025 weist ordentliche Erträge in Höhe von 10.828.800 Euro aus, denen ordentliche Aufwendungen von 11.230.400 Euro gegenüberstehen. Daraus ergibt sich ein veranschlagtes negatives ordentliches Ergebnis von 401.600 Euro. Dieses Defizit macht einen Rückgriff auf die Rücklagen notwendig. Die liquiden Eigenmittel verringern sich dadurch um 2,9 Millionen Euro auf voraussichtlich 4,85 Millionen Euro zum 31. Dezember 2025.
Auch der Ergebnishaushalt selbst zeigt ein Minus von 27.500 Euro. Insgesamt belaufen sich die geplanten Auszahlungen aus Investitionstätigkeit auf rund 7,9 Millionen Euro – ein außergewöhnlich hohes Volumen.
Kita-Neubau und Abwasserbeseitigung
Der größte Brocken entfällt auf den Neubau der Kindertagesstätte im Ortsteil Seckach mit veranschlagten Auszahlungen von 4,93 Millionen Euro. Daneben bleibt – wie in den Vorjahren – der Bereich der Abwasserbeseitigung ein zentraler Investitionsschwerpunkt. Hier sind 1,445 Millionen Euro eingeplant.
Verschuldung steigt deutlich
Der Haushalt 2025 beinhaltet eine Kreditaufnahme von 2 Millionen Euro. Durch diese Neuverschuldung sowie planmäßige Kredittilgungen erhöht sich der Schuldenstand im Kernhaushalt auf 3.607.597 Euro zum Jahresende – nahezu eine Verdreifachung. Rechnet man die Schulden des Eigenbetriebs „Wasserversorgung Seckach“ hinzu, die bis Ende 2025 auf etwa 5.421.313 Euro ansteigen sollen, ergibt sich ein voraussichtlicher Gesamtschuldenstand von 9.028.910 Euro. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von rund 2.237 Euro.
Finanzplanung der Folgejahre bleibt kritisch
Die mittelfristige Finanzplanung verheißt keine Entspannung. Für die Jahre 2026, 2027 und 2028 sind erneut deutliche Fehlbeträge eingeplant: Minus 1.542.400 Euro, minus 1.389.500 Euro und minus 1.487.900 Euro. Die ordentlichen Erträge reichen somit weiterhin nicht aus, um die laufenden Aufwendungen zu decken. Entsprechend ergeben sich in den kommenden Jahren erhebliche Zahlungsmitteldefizite – 1,03 Millionen Euro im Jahr 2026, 608.700 Euro im Jahr 2027 und 733.400 Euro im Jahr 2028.
Weitere Investitionen erfordern zusätzliche Kredite
Neben dem bereits belastenden Kita-Neubau mit weiteren geplanten Ausgaben von 3,9 Millionen Euro bis 2027 stehen weitere Maßnahmen an. Hierzu zählen die Sanierung der Kläranlage Seckach, Kanalerneuerungen, die Erschließung des nächsten Bauabschnitts im Baugebiet „Wanne“ in Zimmern, die Restaurierung der „Alten Brücke“ sowie die Erneuerung von Ortsstraßen. Zur Umsetzung dieser Vorhaben sind zusätzliche Kreditaufnahmen in Höhe von 4,7 Millionen Euro bis 2028 nötig. Dies würde den Schuldenstand im Vergleich zu 2025 verfünffachen.
Diskussion um kommunale Leistungsfähigkeit
Im Gemeinderat wurde deutlich, dass die finanzielle Überlastung Sorgen bereitet. Martin Müller wies auf Aussagen von Manfred Röckel hin, wonach diese Situation sogar Zweifel an der demokratischen Leistungsfähigkeit aufkommen lasse. Der Neubau der Kindertagesstätte bringe die Gemeinde bereits an ihre Grenzen – ein notwendiger Neubau des Feuerwehrgerätehauses sei damit aktuell schlichtweg nicht finanzierbar. Müller plädierte eindringlich für eine Fusion der Gemeindeverwaltungsverbände Seckachtal und Osterburken.
Auch Gemeinderat Dr. Markus Götzinger äußerte Bedenken. Er sprach sich gegen den aktuellen Haushaltsentwurf aus und hätte den Kita-Neubau lieber verschoben. Aus seiner Sicht bestehe die Gefahr, „den Karren an die Wand zu fahren“.
Einsparpotenziale und Beteiligung der Bürger
Als unvermeidlich gilt im Gremium die Überprüfung der sogenannten Freiwilligkeitsleistungen. Zudem sollen bestehende Einnahmequellen besser genutzt und neue – etwa durch Windkraft – erschlossen werden. Eine Möglichkeit zur Einsparung könnten Bürgeraktionen bei bestimmten Projekten darstellen, etwa beim Anlegen von Außenanlagen.
Der Gemeinderat stimmte dem Haushalt letztlich unter der Bedingung zu, dass alle noch nicht beschlossenen Investitionen über 20.000 Euro bis zur nächsten Sitzung unter einen Beschlussvorbehalt gestellt werden.
Wirtschaftsplan „Wasserversorgung Seckach“
Der Wirtschaftsplan 2025 des Eigenbetriebs „Wasserversorgung Seckach“ sieht Erträge und Aufwendungen in Höhe von 660.400 Euro vor. Im Liquiditätsplan sind rund 3,88 Millionen Euro enthalten – Investitionsschwerpunkt ist die Fertigstellung des dritten Bauabschnitts der Wasserversorgungskonzeption. Zur Finanzierung ist eine Kreditaufnahme von 2,3 Millionen Euro eingeplant.
In der mittelfristigen Planung bis 2028 sind die Fertigstellung der Wasserversorgung für das Gebiet der Kindertagesstätte sowie die Herstellung der Wasserversorgung im geplanten fünften Bauabschnitt des Baugebiets „Wanne“ ohne weitere Kreditaufnahmen vorgesehen.
Hoffnungsschimmer Windkraftprojekt
Ein kleiner Lichtblick bot sich mit dem bevorstehenden Abschluss eines Kooperationsvertrags mit der Mainova AG zum Ausbau der Windkraft auf gemeindeeigenen Flächen. Dieser Vertrag, der gemeinsam mit Bürgern, dem Ortschaftsrat, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat entwickelt wurde, sieht vor, dass die Mainova AG in der Gemarkung Großeicholzheim einen Windpark mit rund fünf Anlagen realisiert. Die Gemeinde sowie ihre Bürgerinnen und Bürger können sich über eine Bürgerenergiegenossenschaft beteiligen. Auch ein Pachtvertrag ist Teil der Vereinbarung.
Nach ausführlicher Diskussion bevollmächtigte der Gemeinderat Bürgermeister Thomas Ludwig, den Kooperationsvertrag in der Fassung vom 3. April 2025 zu unterzeichnen.
Bürgerbeteiligung in Ratssitzungen erweitert
Bereits zuvor hatte Gemeinderat Günter Schmitt-Haber beantragt, den Tagesordnungspunkt „Anfragen und Anregungen der Einwohner“ künftig an das Ende der Gemeinderatssitzung zu verlegen. Sein Kollege Ralf Barwig ergänzte diesen Vorschlag um eine Bürgerfrageviertelstunde – je 15 Minuten zu Beginn und am Ende der öffentlichen Sitzung. Der Antrag wurde mit nur einer Gegenstimme angenommen.
Wasserrohrbrüche: Zahlen aus dem Bauamt
Auf die Frage von Dr. Götzinger, wie viele Wasserrohrbrüche den Seckacher Bauhof jährlich beschäftigen, antwortete Bauamtsleiter Roland Bangert: Im Durchschnitt sind es 31 Fälle pro Jahr – mit Kosten zwischen 1.500 und 2.000 Euro je Schaden.