
Nach acht Wochen und 16 anspruchsvollen, aber enorm lehrreichen Modulen erhielten 16 Teilnehmerinnen von Christel Erbacher von der Katholischen Landfrauenbewegung ihre Zertifikate für die Teilnahme am Kurs „Begleitung im Alltag – Kurs für pflegende Angehörige und organisierte Nachbarschaftshilfe“ im Mehrgenerationenhaus Buchen. (Foto: Simone Schölch)
Kurs für pflegende Angehörige und organisierte Nachbarschaftshilfe
Von Simone Schölch
Buchen. Rund vier von fünf der über 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zuhause gepflegt. Meist von Angehörigen. Die im seltensten Fall „vom Fach“ sind, die Pflege also nicht gelernt haben.
Diese Menschen hatte die Katholische Landfrauenbewegung Freiburg schon 1985 im Blick, als sie den Kurs „Häusliche Betreuung in der Altenhilfe“ ins Leben rief. 40 Jahre und rund 25 Kurse in der Region später hat nun auch in Buchen ein Angebot stattgefunden, freilich angepasst an die veränderten Gegebenheiten und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.
Unter dem ebenfalls angepassten Namen „Begleitung im Alltag“ hat Christel Erbacher von der katholischen Landfrauenbewegung und Gründerin des Nachbarschaftshilfevereins in Hardheim – der ähnliche Ziele wie der Kurs verfolgt – eingeladen. Die Pflege ist nach wie vor ganz überwiegend weiblich: 16 Frauen aus Buchen und Umgebung hatten sich angemeldet, um an 16 Modulen teilzunehmen. In Kooperation mit der AOK, dem Pflegedienst Hand in Hand, dem Pflegestützpunkt Buchen und dem Mehrgenerationenhaus Buchen hat Christel Erbacher die Module in drei Blöcke eingeteilt: Der Mensch im Alter, Häusliche Krankenpflege sowie Unterstützung und Hilfe. Denn wichtig war der Blick „aufs Ganze“, also nicht nur auf die körperlichen, sondern auch auf die geistigen und emotionalen Bedürfnisse sowohl der zu Pflegenden als auch der Pflegepersonen.
Denn nur, wenn diese Bedürfnisse auf beiden Seiten einigermaßen befriedigt werden, kann es – bei allen nicht klein zu redenden Belastungen – ein „gutes“ Pflegeverhältnis werden. Viel Liebe und beste Absichten allein reichen nicht. Das lernten die Frauen, die aus ganz unterschiedlichen Beweggründen am Kurs teilnahmen: Weil sie bereits pflegen, weil sie eine Pflegesituation auf sich zukommen sehen oder aber aus reinem Interesse an der Thematik. Sie alle haben viel zur Krankenbeobachtung oder spezielle Handgriffe für die Körperpflege gelernt, wurden in die Kinästhetik eingeführt und erhielten hauswirtschaftliche Tipps.
Aber sie wurden auch geschult in der Selbstfürsorge, im ureigenen Umgang mit der oft sehr belastenden Situation. „Gesunder Egoismus“ wurde das genannt. Auch der Vorsorgevollmacht bzw. der Patienten- und Betreuungsverfügung sowie dem Themenkreis Abschied und Trauer wurden Module gewidmet und der Frage, wo Hilfe herkommen kann.
Erwartungsgemäß spielte die Demenz als Ursache für Pflegebedürftigkeit in vielen Unterrichtseinheiten eine große Rolle.
Auf dieses Krankheitsbild und deren ganz besondere Herausforderungen an Kommunikation und Umgang mit wechselnden Verhaltensauffälligkeiten wurde viel Sorgfalt verwandt. Ein Satz blieb hängen: „Demenzkranke verlieren so viel an Fähigkeiten und Erinnerung, aber ihre Gefühle und Emotionen behalten sie.“
In der letzten Unterrichtseinheit freute sich Christel Erbacher, 16 Zertifikate samt einer Rose verteilen zu können.
Dabei ging sie auch auf den Hardheimer Nachbarschaftsverein ein, der vor acht Jahren gegründet wurde und in einem sehr erfolgreichen Modell hilfebedürftige Menschen unterstützt.
Die Teilnehmerinnen des aktuellen – übrigens kostenlosen weil von der AOK gesponserten – Kurses hatten neben viel Fachwissen vor allem eines gelernt: Ich bin nicht alleine mit dieser belastenden Situation. Und ich darf auch an mich denken. Unter den Teilnehmerinnen entstandene Kontakte sollen jedenfalls weitergepflegt werden.
Die nächsten Kurse sind schon in Planung: Im September wird in Mosbach-Diedesheim gestartet, 2026 folgt Unterschüpf. Anfragen dazu beantwortet per Mail Christel Erbacher unter info@nachbarschaftshilfe-hardheim de.