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Buchen. (pm) Im zweiten Teil der kleinen Reihe über den neuen Schulverbund der Karl-Trunzer-Schule (KTS), einer Gemeinschaftsschule, und der Abt-Bessel-Realschule (ABR) (NZ berichtete) unter der Leitung von Monika Schwarz sowie Andreas Philipp (KTS) und Magnus Brünner (ABR), soll heute die Entstehungsgeschichte beleuchtet werden.
Die reicht zurück bis ins Jahr 2017. Damals gab der Buchener Gemeinderat – Schulträger der KTS ist die Stadt Buchen – grünes Licht für die Antragstellung zur Einführung einer Gemeinschaftsschule an der KTS mit einer Voraussetzung: Dass vier Jahre später KTS und ABR mit dann „gefestigten Strukturen“ in einem Schulverbund zusammengeführt werden.
Vorausgegangen war der drängende Wunsch der Schulleitung der KTS unter Rektor Walter Scheuermann nach der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Tatsächlich hatte und hat die klassische Hauptschule in den letzten Jahrzehnten einen zunehmend schweren Stand. Die Schülerzahlen gingen kontinuierlich zurück. Der Höchststand lag bei 416 im Schuljahr 1975/76. Zwölf Jahre später waren es nur noch 220 Schülerinnen und Schüler, die sich für die KTS entschieden haben. Eine Entwicklung, die sich verstetigt hat.
Vor diesem Hintergrund waren Schulleitung, Kollegium und Elternbeirat überzeugt von der Notwendigkeit einer Weiterentwicklung zu einer Gemeinschaftsschule mit ganz neuem pädagogischem Konzept nach dem Leitsatz: „DAS LERNEN ERFOLGREICH GESTALTEN – individuell, miteinander, voneinander.“ Effiziente Formen der individuellen Förderung lösen dabei den Frontalunterricht teilweise ab und sollen jeder Schülerin und jedem Schüler den bestmöglichen Schulabschluss ermöglichen.
2017 konnte also nach der Genehmigung durch den Gemeinderat der Antrag beim Staatlichen Schulamt gestellt werden. 2018/2019 startete dann die KTS als Gemeinschaftsschule und verbindliche Ganztagesschule. Klar vereinbart war damit aber auch, dass KTS und ABR zum Schuljahr 2021/2022 einen Schulverbund bilden. Eine Verordnung des Kultusministeriums, die den Verbund aufgrund der zu geringen Größe der Schulen im Wege stand, wurde nach einer Intervention des Bürgermeisters bei Kultusministerin Dr. Eisenmann abgeändert.
In den folgenden vier Jahren sollte sowohl die Realschule – auch hier wurde 2017 ein neues leistungsorientierteres Konzept umgesetzt -, als auch die KTS in ihre neue Rolle als Gemeinschaftsschule hineinwachsen und gefestigte Strukturen entwickeln; erst dann war die Umsetzung des Schulverbunds geplant.
Ein Verbund, der für Schülerinnen und Schüler und Eltern der jeweiligen Schule im Idealfall beinahe unbemerkt bleiben wird. Denn bei den Namen, der Beschulung, den pädagogischen Konzepten und den Kooperationspartnern und AG´s ändert sich nichts. Im Gegenteil: Auf die Vielfalt, die die Buchener Schullandschaft bietet, ist man stolz und die soll erhalten bleiben, damit tatsächlich jedes Kind eine passgenaue Förderung erhält.
Wirklich gravierende Änderungen gibt es auf der Organisationsebene und in der Verwaltung. Die bisherige Schulleiterin der ABR, Monika Schwarz, übernimmt die Leitung des Schulverbunds. Nachdem der Schulleiter der KTS, Walter Scheuermann, zum Ende des letzten Schuljahres in den Ruhestand verabschiedet wurde, stehen ihr dessen Konrektor Andreas Philipp sowie Konrektor Magnus Brünner zur Seite.
Wie sie sollen auch die Lehrerinnen und Lehrer der beiden Schulen zusammenwachsen. Die beiden Lehrerzimmer und das neue, vergrößerte Rektorat liegen künftig nah beieinander. Gemeinsame Konferenzen wird es genauso geben wie Abteilungskonferenzen.
Die Schulsozialarbeit kam auch bisher schon aus „einer Hand“, das Gleiche gilt für den Beratungslehrer. Und auch die Berufsberatung des Arbeitsamtes hat künftig einen eigenen Raum und feste Beratungszeiten im Schulgebäude. Erklärtes Ziel: Synergieeffekte erzielen, vor allem hinsichtlich der räumlichen Ressourcen, die unter einer Leitung möglichst effektiv von beiden Schulen genutzt werden sollen.
Hier passt, dass die ABR nach wie vor eine Halbtagesschule ist, während die KTS als gebundene Ganztagesschule geführt wird.
Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, wurde im Bestand umgebaut: Aus zwei getrennten ist ein gemeinsames Rektorat entstanden, außerdem wurden zwei gegenüberliegende Lehrerzimmer neu platziert. Auch die zwei getrennte EDV-Netze wurden zu einem gemeinsamen Netz zusammengeführt. Elektro- und Datenverkabelung wurden grundsätzlich erneuert und hinsichtlich der zunehmenden Digitalisierung auf den neuesten Stand gebracht.
Es liegt auf der Hand, dass nicht alle beteiligten Personen und Gremien auf dem langen Weg hin zum Schulverbund begeistert waren von dieser Idee, von der Bürgermeister Roland Burger und die Fraktionen im Gemeinderat nach wie vor überzeugt sind. Nach der widerstreitenden Diskussion um den richtigen Weg und der Entscheidung des Gemeinderats haben sich die Wogen aber überwiegend geglättet.
Die neue gemeinsame Schulleitung ist motiviert, die „Riesenaufgabe“ anzugehen und den aktuell 570 Realschülerinnen und –schülern und den 190 Gemeinschaftschülerinnen und –schülern auf unterschiedlichen Wegen zum gleiche Ziel zu verhelfen: Einen guten, den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Schulabschluss zu absolvieren. Und beide Schulen gleichberechtigt und mit einer guten räumlichen und sachlichen Ausstattung in eine gesicherte Zukunft zu führen.