Der „Mudemer des Obends“

Mit schlichten Mitteln und ausschließlich Mudauer Mitwirkenden hat die Kolpingfamilie ein wunderbares Programm zusammengestellt. (Foto: Simone Schölch)

Talente und Originale gaben sich die Klinke in die Hand

Mudau. (sis) Mudauer sind durchaus selbstbewusst, was ihnen unter anderem die spöttisch-schelmische Bezeichnung „Halbherren“ eingebracht hat. Beim „Mudemer Obend“ der Kolpingfamilie im Pfarrsaal wurde deutlich, dass dieses Selbstbewusstsein auch begründet ist – vielleicht nicht bei jedem, aber doch bei sehr vielen. Denn was ausschließlich von Einheimischen mit schlichten Mitteln auf die kleine Bühne gebracht wurde, war beste Unterhaltung. Und der, der tatsächlich gänzlich ohne Instrument, Requisite oder Manuskript ganz „pur“ auf der Bühne stand, war dann tatsächlich auch unbestritten der „Mudemer des Obends“: Peter Schlär.

Doch der Reihe nach: Die Veranstaltung war mit rund 90 Gästen restlos ausverkauft. Sie alle warteten gespannt auf das, was Thomas Streun vom Vorstand der Kolpingfamilie ankündigte. Denn das Programm war unbekannt – nur dass Mudau im Mittelpunkt stünde, war klar.

Den Beginn machten Michaela „Cheesy“ Kistner und Stefan Galm mit dem Sketch von Loriot „Ich will hier nur sitzen“. Die beiden erfahrenen Theaterspieler der Kolpingfamilie spielten Szenen, in denen sich etliche langjährig Verheiratete wieder erkannt haben dürften.

Michelle Korger sang sich mit selbst verfassten Liedtexten und einer wunderschönen, kräftigen Stimme ins Herz der Gäste, nicht zuletzt deshalb, weil sie sehr persönlich über die ihr wichtigen Themen sprach und dabei auch an ihre Großeltern erinnerte, unter anderem an Helmut Korger alias Locka, der selber oft auf der Bühne stand und den Menschen so viel Freude bereitete. Sie hatte später einen weiteren Auftritt.

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Nicht nur heute, auch früher gab es große Mudauer Talente. Rosa Breunig und Amalie Grimm, die Mutter von Harald Grimm, waren wunderbare Dichterinnen, die insbesondere dem Mudauer Alltagsleben und dem heimischen Dialekt ein Denkmal setzten. In sehr einfühlsamer Weise trug Harald Grimm etliche Gedichte und Geschichten vor, die – nicht nur, aber auch – das Herz all jener, die die Mundart lieben, aufgehen ließen.

Kurz und herzhaft dann der Auftritt Manfred Dambachs, ebenfalls Theaterspieler und im Vorstand der Kolpingfamilie sehr aktiv; er demonstrierte, welch erstaunlichen sprachlichen Fähigkeiten Alkoholgenuss befördert.

Danach betrat Peter Schlär die Bühne. Ohne jedes Manuskript berichtete der weithin bekannte Bäckermeister und Pferdefreund beinahe ohne Punkt und Komma schlicht aus seinem Leben von Jugend an. Von Claudia, dem schönsten Mädchen aus „Aalde“, das ihm und seinen Kumpeln kollektiv das Herz gebrochen hatte. Von der Verhandlung vor dem Buchener Jugendgericht, weil er wie alle notorischer Mofaschwarzfahrer war und vom Mudauer Ortspolizist – sehr zum Verdruss seiner Eltern – angezeigt worden war.

Später dann erklärte er dem General der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland zwar nicht den Broadway, aber doch den „Brotway“ in Mudau: „ Do gibt´s Pizzabrot, do Münkel-Brot und do Schlärs-Brot. Und dort vorn isses Rothaus, de Pentagon vom Burgerking.“ Unglaublich, aber – wie viele im Publikum bestätigten – wahr und immer wieder von ihm selbst kommentiert: „So Dinger sinn halt glaafe.“

Peter Schlärs unglaubliches Gedächtnis und die Kenntnis von uralten Hausnamen, Verwandtschaften und sonstigen Beziehungen faszinierten und im Gedächtnis bleiben wird auch sein denkwürdiger Satz: „Es gibt nur e Deutschland und des is Mudi.“ Besser kann Heimatliebe nicht ausgedrückt werden.

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Gerhard Bönig schließlich setzte einen letzten Glanzpunkt mit der Interpretation von Liedern des österreichischen Komponisten Georg Kreisler, berühmt für seinen tiefsinnigen, rabenschwarzen Humor gerade auch im zwischenmenschlichen Bereich. Damit endete ein vielseitiges Programm mit Anleihen bei großen Künstlern wie Loriot oder Kreisler – aber unangefochten im Mittelpunkt standen doch die Geschichten „vum Oort“.

Er war unbestritten der „Mudemer des Obends“: Bäckermeister Peter Schlär. (Foto: Simone Schölch)

 

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