Klare Vorstellungen für Landwirtschaftspolitik

Klare Vorstellungen für Landwirtschaftspolitik
Klare Vorstellungen für Landwirtschaftspolitik

(Foto: pm)

Politische Diskussion in Oberwittstadt

Oberwittstadt. (pm) Zahlreiche Landwirte und Vertreter der Kommunalpolitik folgten am vergangenen Freitag der Einladung von Minister Peter Hauk MdL und Nina Warken MdB in das Dorfgemeinschaftshaus nach Oberwittstadt. Unter dem Titel „Landwirtschaft und Ländlicher Raum – wir machen es besser“ stellten sie Ansätze vor, um die Politik für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft realitätsnäher und zielgerichteter zu gestalten. Unterstützung erhielten sie vom Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner, der als erfahrener Landwirt einen mittelständischen Betrieb im Raum Nürnberg bewirtschaftet.

Günther Felßner: Agrarpolitik als zentrale Herausforderung

Felßner, der innerhalb der Union als möglicher zukünftiger Bundeslandwirtschaftsminister gehandelt wird, zeigte sich kämpferisch. „Im letzten Winter haben wir bei den Bauernprotesten dem ländlichen Raum, der Landwirtschaft und dem Mittelstand eine Stimme gegeben. Das hat mich dazu bewegt, politisch etwas verändern zu wollen“, betonte er. Seiner Ansicht nach ist die Landwirtschaftspolitik der scheidenden Regierung von veralteten Vorstellungen aus den 1980er und 1990er Jahren geprägt gewesen – mit dem Leitgedanken „zu viel Nahrung, zu wenig Naturschutz“.

Für ihn steht fest, dass sich die Nahrungsmittelproduktion wieder lohnen muss, und zwar im Einklang mit der Natur, aber ohne ideologische Vorgaben oder wahllose Flächenstilllegungen. „Nahrungsmittel sind weltweit knapp und werden knapper. Wir müssen eine Antwort darauf geben, und unsere Bauern können das, wenn man ihnen vertraut“, so Felßner.

Kritik an Bürokratie und Bevormundung

Auch Minister Peter Hauk sprach sich gegen die zunehmende Bürokratisierung aus. Er verwies auf die Düngeverordnung als Beispiel für übertriebene Regulierung: „Die Bäuerinnen und Bauern haben eine berufliche Ausbildung und wissen genau, wann sie ihre Felder bewirtschaften müssen. Es muss Schluss sein mit ständiger Bevormundung und immer neuen Auflagen, die nur zu mehr Bürokratie und Kontrolle führen.“ Gleichzeitig räumte er ein, dass politische Entscheidungen oft Kompromisse seien. Wichtig sei jedoch, dass Agrar- und Umweltpolitik „aus einer Hand gemacht werden“, um praxistaugliche Gesetze zu erlassen.

Auch Nina Warken kritisierte die Bürokratie als Hindernis für die Landwirtschaft. Ein Beispiel sei die Erklärung, die Landwirte abgeben müssen, wenn sie Dünger aus dem Lagerhaus abholen – eine Maßnahme, die sie für überflüssig hält. „Unsere Bauern gehen ihrer Arbeit nach, sie müssen sich nicht zusätzlich für selbstverständliche Dinge rechtfertigen. Das zeigt, wie absurd und übertrieben die Bürokratie mittlerweile geworden ist.“

Vier zentrale Punkte für die Transformation der Landwirtschaft

In seinem Vortrag erläuterte Günther Felßner vier wesentliche Aspekte, die für eine erfolgreiche Transformation der Landwirtschaft notwendig sind.

Zunächst müsse die Ernährungssicherung oberste Priorität haben. Dies sei nur möglich, wenn ausreichend landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet werden. Eine Einschränkung der Anbauflächen durch übermäßige Naturschutzauflagen oder Flächenstilllegungen sei kontraproduktiv.

Als zweiten Punkt hob Felßner hervor, dass Landwirtschaft und erneuerbare Energien nicht im Widerspruch stehen, sondern sich gegenseitig ergänzen können. Durch eine multifunktionale Nutzung der Flächen könnten Landwirte zusätzliche Einkommensquellen erschließen. Die Landwirtschaft sei nicht nur ein wirtschaftlicher Motor, sondern stelle auch Flächen für erneuerbare Energien bereit – etwa für Photovoltaikanlagen, Windkraft oder Biomasseproduktion.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, Nachhaltigkeit konsequent weiterzudenken. Hier sieht Felßner große Potenziale, indem beispielsweise pflanzliche Rohstoffe anstelle von Plastik eingesetzt werden. Als konkretes Beispiel nannte er Tüten aus Maisstärke, die zur Verpackung von Salatköpfen verwendet werden könnten.

Schließlich müsse auch der Ressourcenschutz stärker in den Fokus rücken. Dies könne unter anderem durch eine mehrfache, sogenannte kaskadische Nutzung von Materialien erfolgen. Felßner verwies auf Züchtungserfolge, die eine effizientere Nutzung landwirtschaftlicher Ressourcen ermöglichen. Zudem sollten scheinbare Abfallprodukte wie Stroh oder Mist nicht ungenutzt bleiben, sondern als wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden.

„Wir dürfen unsere Landwirte nicht im Denken einschränken, sondern müssen ihnen mit ihrem Expertenwissen vertrauen“, forderte Felßner.

Klare Forderungen aus der Landwirtschaft

Die anschließende Diskussionsrunde zeigte, dass in der Landwirtschaft großer Redebedarf besteht. Besonders die Themen Düngeverordnung und Bürokratie standen im Fokus. Die politischen Vertreter beantworteten zahlreiche Fragen und versprachen, sich für eine praxisnahe Agrarpolitik einzusetzen.

Zum Abschluss bedankte sich Peter Hauk für die rege Teilnahme und betonte die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Politik und Landwirtschaft, um die Zukunft der Branche positiv zu gestalten.

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