Infoabend zu „Hilfe- und Pflegeformen für Menschen im ländlichen Raum“
(Foto: pm)
(pm) Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik Karlheinz Graner begrüßte auch im Namen seiner beiden Kreisvorstandskollegen von MdB Dr. Dorothee Schlegel und Bürgermeister Walter Neff im vollbesetzten Bürgergemeinschaftshaus in Haßmersheim neben zahlreichen interessierten Bürgerinnen und Bürger, Bürgermeisterin Sabine Schweiger mit Kollegen Michael Salomo, Helmut Schremser, Fachdienstleister Sozialhilfe und Hilfe zur Pflege im Landratsamt und Thomas Walldorf, Leiter des Wohn- und Pflegezentrums Hüffenhardt sowie Gemeinderäte Annemarie Frey , Sven Schwager und Johannes Höfer aus Haßmersheim und aus Hüffenhardt Inge Bräuchle, Sigrid Freyh, Thomas Müller und Elke Zimmermann auch den Referenten des Abends, Bürgermeister a.D. Gerhard Kiechle aus Eichstetten.
„Was ist als Gemeinde im ländlichen Raum zu tun, damit Menschen möglichst lange zu Hause leben können?“ Der Generationenvertrag muss weiterentwickelt und weiter gedacht werden, neue Betreuungs- und Wohnformen, aber auch Pflegemodelle sind umzusetzen. Aber kann das eine Gemeinde im ländlichen Raum und wenn ja, wie?
Gerhard Kiechle und der Moderator des Abends, Bernhard Goldschmidt, haben sich als Gründungsmitglieder und Mitarbeiter von Spes Zukunftsmodelle e.V. vor einigen Jahren kennengelernt. In dieser Eigenschaft haben die beiden „Spesler“ mehrere Gemeinden im LEADER-Gebiet Nordschwarzwald bei der Entwicklung von ortspezifischen Modellen beraten und begleitet. Dabei ging es immer um die Frage, welche Maßnahmen gemeinsam getroffen werden können, um ein Alt werden in vertrauter Umgebung zu ermöglichen.
Goldschmidt informierte kurz über die Zukunftsmodelle von Spes, wie z.B. Lebensqualität durch Nähe (LQN), das DORV-Zentrum als „Tante-Emma-Laden“ des 20. Jahrhunderts, die Nachbarschaftshilfemodelle „Zeitbank“ und „Hilfe von Haus zu Haus“ sowie die Pflegewohngruppen. Alle Modelle wurden gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern entwickelt.
Gerhard Kiechle beleuchtete die Herausforderungen, die der demografische Wandel gerade auch für den ländlichen Raum stellt. „Es gibt keinen Stein der Weisen“, jedes Dorf hat seine Stärken und Schwächen, um seinen eigenen Weg zu finden. Es gibt mehr ältere Menschen und immer weniger familiäre Unterstützung. Und der Fachkräftemangel im Pflegebereich ist zu stemmen, denn immer mehr Menschen wollen zuhause alt werden. Alte Bäume sind eben nicht gut zu verpflanzen.
Daher braucht es kleinräumige Strukturen und das Einbeziehen einer aktiven Bürgerschaft, den Bürgermeister, die Kirchen, die Vereine, die Sozialstationen und die Pflegedienste vor Ort. Dann kann eine sorgende Gemeinschaft gelingen. Art. 28 des Grundgesetzes weist ausdrücklich den Gemeinden das Recht ein, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft in eigener Verantwortung zu regeln. Dazu bedarf es einer finanziellen Unterstützung und der Mitgestaltung der Bürgerschaft, die sich der Frage stellen möge: Was soll bei uns vor Ort passieren, damit auch Ältere im Ort bleiben können?
Ältere Menschen wollen Aufgaben vor Ort übernehmen, so besagt es auch der 7. Altenbericht der Bundesregierung. Dazu sind die 3 „W“ wichtig: Es muss für ein solches Engagement Werbung gemacht werden, Weiterbildung ist notwendige Voraussetzung und Würdigung und Wertschätzung.
Kiechle erläuterte die verschiedenen seniorengerechten Wohnformen, vom Umgestalten der Privatwohnung, vom Mehrgenerationen- und Service-Wohnen über Tagespflegeangebote bis hin zu Pflegeheimen. Nicht alles gelingt über bestehende Nachbarschaften, denn manchmal ist eine „Distanz in der Nähe“ wichtig und der Aufbau von Wahlverwandtschaften.
Leitsätze waren auch in Eichstetten beim Start der Initiative vor mehr als 15 Jahren: Ältere Menschen brauchen Hilfe, um wieder in der Mitte der Gesellschaft zu leben. Dies gilt es nicht nur zu organisieren, sondern dieses soziale Denken muss in die Köpfe der Menschen gelangen. „Wir müssen den Wechsel schaffen von der Versorgungs- zu einer Mitwirkungsgesellschaft mit einem Betreuungsmix aus Ehrenamtlichen, halbprofessionellen Kräften und Profis. Für ein nachhaltiges Konzept vor Ort – Eichstetten hat etwa 3400 Einwohner – braucht es ein Netzwerk, das auch von Hauptamtlichen gestützt wird. Er berichtete vom Wachsen verschiedener Angebote, von der Beteiligung der Kommune und vom Aufbau der selbstverantworteten ambulanten Pflegewohngruppe. Auch das aktuelle Angebot wird immer wieder auf den Prüfstand zu stellen sein und weiterentwickelt werden. Mit all diesen Maßnahmen sei das Ziel zu erreichen, daß das „Dorf den Generationenvertrag übernimmt“ und zur „sorgenden Gemeinschaft“ (Caring Community) wird.
Im Anschluss an den Vortrag berichtete Helmut Schremser, Fachdienstleister Sozialhilfe und Hilfe zur Pflege im Landratsamt über die Entwicklung der Pflegeplätze im Neckar-Odenwald-Kreis. Und Thomas Walldorf, Leiter des Wohn- und Pflegezentrums Hüffenhardt stellte fest, wie wichtig es ist, rechtzeitig über einen Umzug nachzudenken, um an neuem Ort heimisch werden zu können. Die Bundestagsabgeordnete Dr. Dorothee Schlegel hatte als Diakonin vor 25 Jahren einen Seniorenmittagstisch ins Leben gerufen, um Begegnungsmöglichkeiten vor Ort zu ermöglichen. Sie bemerkte, dass Care- und Fürsorgearbeit immer noch ein Frauenthema sei und dankte daher Karlheinz Graner und den Referenten, sich dieser Thematik so intensiv angenommen zu haben und auch Neubürger in die Vielfalt der Möglichkeiten einzubeziehen. Bürgermeister Michael Salomo stellte heraus, dass sich Haßmersheim in vielen Belangen auf einem zukunftsweisenden Weg befinde, unter Einbezug des örtlichen Pflegedienstes, der Kirche und zahlreicher Engagierter. Barrierefreiheit ist notwendig – auch für Jüngere. Man kann nicht früh genug auch beim Hausbau darüber nachdenken. Mit einem Dank an die Zuhörerschaft und die Referenten schloss Karlheinz Graner die Veranstaltung. „Und nun liegt es an uns, zwischen dem Kreis Wohn und Pflegezentrum , dem Ambulanten Dienst, und der Tagesbetreuung der Diakonie mit all den Ideen auf den Weg zu machen für eine gute Versorgung im alter für unsere Bürgerinnen und Bürgen.“