(Foto: Liane Merkle)
„Lass die Sau raus“ oder „Jetzt sind wir tierisch vegetarisch“
Schloßau. (lm) Eine Lachsalve an die andere reihte sich im Rahmen des Dreiakters von Andreas Wening „Lass die Sau raus“ oder „Jetzt sind wir tierisch vegetarisch“ an beiden Weihnachtsfeiertagen und erschütterten den Theatersaal in der Schloßauer Schulturnhalle ebenso heftig wie sie das Zwerchfell des Publikums strapazierten.
Wieder einmal war es der Laienspielgruppe des Schloßemer Stouhbischel-Theaters gelungen, ihrem großen Fanclub ein unvergessliches Amüsement zu bescheren und ihn damit weiter zu vergrößern.
Das Thema war durchaus aktuell: Karin Heppner – überzeugend dargestellt von Alexandra Schork – reichte es! Die immer neuen Schreckensmeldungen bezüglich Skandalfunden in Nahrungsmitteln ließen sie und ihre Nachbarinnen Selma Sulzbach (hier erlebte man die resolute Seite von Marianne Mechler) und Lotte Reischel (Lorena Stuhl spielte das etwas einfach gestrickte, mit wenig hausfraulicher Begeisterung ausgestattete Modepüppchen gekonnt) aktiv werden.
Unter dem Motto „Mein Kühlschrank ist kein Ponyhof!“ riefen sie mittel Flugblättern zum generellen Boykott der regionalen Wurst- und Fleischtheken auf. Um die Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit ihres Protestes zu verstärken, verkündeten sie allerdings auch in ihren eigenen Familien, dass von nun an lediglich Vegetarisches auf den Tisch kommt.
Insbesondere die Begeisterung von Karins Ehemann Norbert und Sohn Mirco – alias Martin Stuhl und Yannik Schulte – hielt sich sicht- und fühlbar sehr in Grenzen. Beide entwickelten daraufhin – wie das oft auch im wirklichen Leben zu beobachten ist – nicht nur unwiderstehlichen Charme, sondern auch nahezu kriminalistische Kreativität. Also stimmte Karin um des lieben Friedens Willen Norberts Idee zu, im alten Stall selbst eine Sau zu halten, wovon die naive Lotte und die militante Selma natürlich nichts wissen sollten.
Als die beiden jedoch eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Heppners belauschten, vermuteten sie fälschlicherweise, die Sau „Anita“ sei Norberts Geliebte. Da die Heppners zeitgleich vertuschen wollten, dass ihr Bernhardiner Josef Selmas Riesenrammler Rüdiger äußerst blutig auf dem Gewissen hatte, überschlugen sich die Verwicklungen und Ereignisse. Jeder zog seine eigenen und damit falschen Schlüsse. Metzger Hannes Wetzstein (Michael Balles im Outfit eines Agenten) wurde für einen Auftragskiller gehalten, die Psychologin Anita Amaryl (Hella Kizmann sehr elegant) für Norberts Geliebte und Opa Erwin (Bernd Grünwald auf den Leib geschrieben) wurde für tot erklärt. Und während Lotte und Erwin mit Schweinebetäubungsmittel abgeschossen wurden, fürchtete Selmas naiver Gatte Georg (perfekt personifiziert durch Klaus Scholl), den Verstand zu verlieren.
Sein Riesenrammler Rüdiger (heimlich ersetzt von den Heppners) mutierte zum Zombie-Hasen, der im Wechsel tot in der Saugasse lag oder putzmunter in seinem Hasenstall sass. Bei so viel Verwirrung, die keinerlei Nachweise für die Inanspruchnahme der Souffleure Markus Breitinger und Silvia Laaber beinhaltete, streikte sogar die Polizei. Dafür waren die Zwerchfellattacken und die Beifallstürme um so heftiger.