Nicola Fiore und ihr damaliger Lebensgefährte und heutiger Ehemann Leon Hackl in Australien. (Foto: privat)
Eine Krankenschwester aus Down Under: Die Liebe führte Nicola Fiore nach Hardheim
Hardheim. (pm) „Das ist mein persönliches Weihnachtswunder“, sagt Amina Sans von der Personalabteilung des Krankenhausverbandes Hardheim-Walldürn. Am Nikolaustag reichte Nicola Fiore beim Regierungspräsidium Karlsruhe die benötigten Unterlagen ein, und bereits zwei Tage später kam die ersehnte Anerkennungsurkunde. Seither arbeitet die Australierin als anerkannte Krankenschwester am Hardheimer Krankenhaus.
Und weitere zwei Tage später heiratete die 23-Jährige ihren Lebensgefährten Leon. Damit schließt sich der Kreis, der zwei junge Menschen für die Liebe einmal um die Welt führte.
Doch der Reihe nach: Nicola Fiore stammt aus Sydney. Sie wuchs in der Millionenmetropole auf und begann nach der Schule ein Studium, um Krankenschwester zu werden. In Australien muss man nämlich, wie in vielen anderen Ländern auch, Pflegewissenschaft studieren, um als Krankenpfleger oder Krankenpflegerin zu arbeiten.
Ihr Berufswunsch stand für sie als Jugendliche fest, als sie selbst Patientin im Krankenhaus war und dabei eines feststellen musste: „Es spielt eine große Rolle, ob man von einer guten oder von einer schlechten Schwester betreut wird.“ Da war für sie klar: „Ich will eine gute Schwester werden!“
Dass sie ihrem Traumberuf einmal 16.443 Kilometer von Sydney entfernt nachgehen würde, hätte sie sich damals wohl nicht träumen lassen. Der Grund heißt Leon Hackl. Der junge Hardheimer flog 2017 nach dem Abitur ans andere Ende der Welt, für einen „Work and Travel“-Aufenthalt in Australien.
In Sydney kreuzten sich 2018 ihre Wege, sie lernten sich kennen und lieben. Zwangsläufig mussten die beiden, als Hackls Zeit in Australien endete, eine Fernbeziehung führen. Im Dezember 2018 besuchte Nicola Fiore ihren Freund für zwei Monate in Deutschland, im Lauf des Jahres 2019 kam Leon Hackl dann wieder für mehrere Monate nach Down Under.
„Doch irgendwann war mir klar: Einer muss seine Heimat verlassen, dauerhaft kann eine Liebe auf die Ferne nicht funktionieren“, sagt Nicola Fiore. Da sie ihr Studium zu diesem Zeitpunkt, Anfang 2020, bereits beendet hatte, während ihr Freund in Würzburg gerade erst begonnen hatte, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, stand die Entscheidung schnell fest: Sie zieht zu ihm nach Deutschland.
Ihre Familie habe sehr verständnisvoll darauf reagiert: „Sie haben Leon ja auch kennengelernt, und sie wissen, dass wir zusammengehören!“
War es ein Kulturschock, von der fünf Millionen Einwohner zählenden Weltstadt in das tausendmal kleinere Hardheim zu ziehen? „Überhaupt nicht“, sagt die 23-Jährige lächelnd, „mir hat es hier gleich gut gefallen.“ Das einzige, was ihr vor allem im deutschen Winter fehlt, ist die australische Sonne.
Dass sie auch in Deutschland als Krankenschwester arbeiten möchte, war für sie von Anfang an klar. Der Weg zum Hardheimer Krankenhaus war von daher vorgezeichnet. Dass ihre neuen Nachbarn in Deutschland – Ärztin Dr. Myriam Weltin und Rettungssanitäter Gerd Fleckenstein – eine enge Bindung an das Haus haben, machte den Weg zum Krankenhaus noch kürzer.
Statt 1.000 Betten wie in Sydney gibt es in Hardheim aber nur 51 – doch auch das ist kein Problem für Nicola Fiore: „Die grundlegende Arbeit ist überall die gleiche, nur die Abläufe unterscheiden sich von Krankenhaus zu Krankenhaus.“
Im August 2020 sprach sie das erste Mal am Haus vor. „Damals brauchten wir noch einen Dolmetscher“, erinnert sich Amina Sans. Heute, knapp eineinhalb Jahre später spricht die junge Frau fließend Deutsch. Nur der Akzent verrät ihre Herkunft.
Auch wenn sie in Australien eine hochwertige Ausbildung durchlaufen hat, reicht der dortige Abschluss nicht aus, um in Deutschland als Krankenschwester zu arbeiten. Deshalb begann sie im Oktober 2020 zunächst als Krankenpflegehelferin.
„Vom ersten Tag an hatten wir das Gefühl, dass sie für die Arbeit in der Pflege wie geschaffen ist“, berichtet Verwaltungsleiter Lothar Beger. Ihre offene, herzliche Art komme bei den Patienten sehr gut: „Die Rückmeldungen von den Patienten sind durchweg sehr gut!“
Damit ihr Abschluss in Deutschland anerkannt wird, musste Nicola Fiore, die auf der inneren Station arbeitet einen sogenannten Anpassungslehrgang absolvieren und dabei auch Stationen an anderen Einrichtungen wie bei der Johannes-Diakonie in Mosbach, bei der kirchlichen Sozialstation Hardheim- Höpfingen-Walldürn und beim Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim absolvieren. „Wir sind diesen Einrichtungen für die Unterstützung sehr dankbar“, betont Lothar Beger.
Dankbar ist auch Nicola Fiore: Ohne den Krankenhausverband und seine Kontakte hätte sie es nicht geschafft, dass ihre Ausbildung in Deutschland nun anerkannt wird. Dass sie dauerhaft am Hardheimer Krankenhaus arbeiten möchte, ist aber nicht nur der Dankbarkeit geschuldet: „Mir gefällt es unheimlich gut, hier zu arbeiten, es ist ein super Team, wie eine große Familie!“
Apropos Familie: Über Weihnachten sind ihre Mutter und ihr Bruder in Hardheim zu Gast. Wegen Corona und der einhergehenden Reisebeschränkungen hat sie ihre Familie fast zwei Jahre nicht gesehen. Ihnen zeigt Nicola Fiore jetzt ihr neue Heimat, und sie bekommen einen Eindruck von einem mitteleuropäischen Winter.
Auch wenn Nicola Fiore sich manchmal an die Temperaturen in ihrem Heimatland zurücksehnt – wer die junge Frau kennenlernt, der spürt sofort: Sie hat die Sonne Australiens im Herzen.
Nicola Fiore (Mitte) erhielt dieser Tage die Anerkennungsurkunde des Regierungspräsidiums als Krankenschwester. Verwaltungsleiter Lothar Beger und Amina Sans von der Personalabteilung gratulierten mit Blumen und einem unbefristeten Arbeitsvertrag. (Foto: pm)