(Foto: pm)
Mitgliedschaft mit langer Vorgeschichte
Adelsheim. (pm) Bürgermeister Wolfram Bernhardt hat sich Bündnis 90/Die Grünen angeschlossen und seine Beweggründe kürzlich bei einer Veranstaltung im gut besuchten Löwen-Keller in Adelsheim erläutert. Dabei sprach er über seinen mehr als zehnjährigen Entscheidungsprozess und betonte, dass Parteipolitik auf kommunaler Ebene zwar oft irrelevant sei, auf Kreis-, Landes- und Bundesebene jedoch unverzichtbar.
Bernhardt verwies auf die im Grundgesetz verankerte Bedeutung der Parteien für die politische Willensbildung. Er sieht sie als notwendiges Gegengewicht zu von Privatinteressen beeinflussten Akteuren wie etwa Großkonzernen oder vermögenden Einzelpersonen. Gleichzeitig räumte er ein, dass Misstrauen gegenüber Parteien weit verbreitet sei.
Dennoch hielt er ein Plädoyer für parteipolitisches Engagement: Eine Parteimitgliedschaft sei nicht zwingend mit vollständiger Übereinstimmung verbunden, sondern vielmehr eine pragmatische Entscheidung – ähnlich wie eine Ehe, die auch auf einer überwiegenden Zufriedenheit beruhe.
Warum die Grünen?
Der Beitritt zu den Grünen begründet Bernhardt mit den zentralen Werten der Partei: Frieden und den Schutz der Umwelt. Zwar habe er vor zehn Jahren einen Beitritt noch abgelehnt, da ihm die damalige Politik der Grünen unter Realpolitikern wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu wenig radikal erschien. Doch mit den Jahren habe er die Komplexität politischer Entscheidungen und die Notwendigkeit von Kompromissen erkannt. Besonders die Frage, wie radikal und gleichzeitig umsetzbar Klimapolitik sein könne, habe ihn beschäftigt.
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Abonnieren Sie kostenlos unserenEr betonte, dass der menschengemachte Klimawandel vor allem die Ärmsten der Welt treffe und kein Aufschub mehr möglich sei. Gleichzeitig warnte er vor Maßnahmen, die Menschen überfordern oder soziale Spannungen verschärfen könnten. Weitere zentrale Themen für Bernhardt sind die Flüchtlingspolitik und die Frage, wie humanitäre Hilfe mit begrenzten Ressourcen und bürokratischen Hürden vereinbar ist.
Erfahrungen einbringen und Brücken bauen
Mit seinem Beitritt möchte Bernhardt nicht nur politisch Position beziehen, sondern auch seine Erfahrungen in die Diskussionskultur der Grünen einbringen. Zudem will er den Dialog mit Kritikern der Partei suchen, um Vorurteile abzubauen. Er erinnerte an seine Zeit in Stuttgart, wo er in einer „links-intellektuellen Blase“ gelebt habe, in der man leicht über andere urteilte. Diesen Fehler wolle er nicht wiederholen.
Keine Auswirkungen auf die Unabhängigkeit
Bernhardt betonte, dass seine Parteimitgliedschaft keinen Einfluss auf seine Unabhängigkeit als Bürgermeister habe. Eine Kandidatur für den Bundestag schloss er aus, auch aus einer Kreistagskandidatur im Juni 2024 habe er sich aus familiären Gründen und zum Schutz des lokalen politischen Klimas zurückgezogen.
Schwierige Vermittlung von Klimaschutzmaßnahmen
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung ging Grünen-Kreisvorsitzender Andreas Klaffke auf die Herausforderungen der Klimapolitik ein. Er bezeichnete das „Heizungsgesetz“ als rationale Maßnahme, die jedoch unzureichend vermittelt worden sei. Politische Maßnahmen seien oft zu komplex, um in kurzen Erklärungen dargestellt zu werden, was Populisten in die Karten spiele.
Bernhardt und Klaffke waren sich einig, dass es wichtig sei, politisch zu argumentieren, auch wenn dies schwieriger werde. Abschließend stellte Bernhardt die Frage, welche Verantwortung Politik und Gesellschaft für den Aufstieg der AfD tragen, und rief zu einem ernsthaften politischen Diskurs auf.