
„Selber besser werden, statt nur auf andere zu zeigen“
Osterburken. (pm) Eine sehr gute Beteiligung über die Mitgliedschaft hinaus, selbstkritische Eingangsstatements und eine lebhafte Diskussion prägten den ersten „Politischen Aschermittwoch“ der Bauland-SPD. Ein schmackhaftes Heringsessen rundete die Veranstaltung ab.
Ziel des Treffens war eine erste Analyse des Wahldebakels der SPD bei der Bundestagswahl sowie eine Einschätzung der Bedrohung demokratischer Errungenschaften – sowohl durch das Erstarken radikaler Kräfte im Inland als auch durch die Kehrtwende Trumps in Bezug auf die Ukraine und Europa.
„Die Zeitenwende ist inzwischen weit umfassender, als vor drei Jahren diagnostiziert“, stellte Vorsitzender Joachim Peters in seiner Begrüßung fest. Im Ortsverein habe man das schlechte Wahlergebnis vorausgesehen und bereits im Januar eine Nachbereitung beschlossen – dennoch habe man aktiv Wahlkampf geführt.
Ursachenanalyse und Selbstkritik
Klaus Vogel ordnete das Wahlergebnis in einen langfristigen, selbstverschuldeten Erosionsprozess des demokratischen Zentrums ein. „Statt sich das Leben leicht zu machen, immer nur auf andere zu zeigen und sich mit Versprechungen unglaubwürdig zu machen, gilt es in erster Linie, selbst besser zu werden und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, betonte er. Dies betreffe alle Ebenen der Partei – von der Basis bis zur Spitze. Ein selbstkritischer Umgang mit dem Wahldebakel wäre aus seiner Sicht ein wichtiges Signal gewesen.
Da die Ursachen für die negative Entwicklung tief lägen und der Prozess schon lange andauere, sei eine Kehrtwende nur mit einer klugen Strategie und viel Ausdauer möglich. Entscheidend sei, langfristig notwendige Veränderungen im Blick zu behalten – ganz im Sinne Helmut Schmidts. Insbesondere auf lokaler Ebene gewinne die Zusammenarbeit mit anderen Gruppierungen an Bedeutung.
Entfremdung von der Kernwählerschaft
Joachim Peters sieht ein zentrales Problem der SPD in der zunehmenden Entfremdung von den Menschen, die sie ursprünglich vertreten hat. Arbeiter, Rentner und sozial schwächere Gruppen fühlten sich nicht mehr ausreichend repräsentiert. Zudem fehlten auf Bundesebene überzeugende Konzepte zu entscheidenden Themen wie Wohnen, Rente und demographischer Wandel.
Die stellvertretende Vorsitzende Anna Cunningham kritisierte die fehlende politische Erzählung: Der SPD mangele es an einer konsistenten und emotional überzeugenden Vision. Die Diskussion thematisierte zudem die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung zwischen Orts-, Landes- und Bundesebene sowie strukturelle Reformen, um Ideen und Anregungen von der Basis bis in die Parteispitze durchdringen zu lassen. Ein weiteres Anliegen war die Stärkung des direkten Kontakts zur Bevölkerung.
Ausblick und Einladung zur Fortsetzung
Zum Abschluss dankte Joachim Peters allen Teilnehmern für ihr Engagement sowie dem „Schlierstadter Hüttenteam“ für die exzellente Organisation. Er lud dazu ein, die Diskussion fortzusetzen und konkrete Schritte bei einer weiteren Veranstaltung nach der Regierungsbildung festzulegen.