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Vom Frauenverein zum modernen Rotkreuzverband – Aktivitäten im Jubiläumsjahr
Mosbach. (sb) Im Jahr 2025 feiert die Rotkreuzbewegung in Mosbach ihr 150-jähriges Bestehen. Über das geplante Programm im Jubiläumsjahr, die heutige Arbeit des DRK-Kreisverbandes Mosbach e. V. und die Herausforderungen der Zukunft informierten DRK-Präsident Gerhard Lauth und Kreisgeschäftsführer Guido Wenzel bei einem Pressegespräch in der DRK-Kreisgeschäftsstelle in Mosbach.
Keimzelle des DRK in Mosbach war der Frauenverein, der im November 1875 von „Frauen und Jungfrauen der hiesigen Stadt und des Amtsbezirkes“ gegründet wurde, wie es in der Badischen Neckarzeitung hieß. Die Anregung zur Gründung solcher Hilfsvereine kam damals von Großherzogin Luise von Baden.
Hintergrund waren die schrecklichen Eindrücke des Krim-Krieges und der Schlacht bei Solferino mit unzähligen Verwundeten. Diese Schlacht hatte der Kaufmann Henry Dunant miterlebt und mit seinem Gedanken „Helfen, ohne zu fragen wem“ die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung angestoßen.
Rettungsdienst für den ganzen Landkreis
Heute wird das Rote Kreuz in der Region vor allem mit „Blaulicht“ in Verbindung gebracht, also mit dem Rettungsdienst. Tatsächlich betreibt der DRK-Kreisverband Mosbach e. V. den Rettungsdienst für den ganzen Neckar-Odenwald-Kreis mit über 200 Mitarbeitern und aktuell sieben Rettungswachen. Die gesetzlich verkürzte Hilfsfrist, also der 12-Minuten-Zeitrahmen, in dem Retter beim Notfall eintreffen müssen, wird dazu führen, dass die Zahl der Rettungswachen im Land und auch in der Region noch zunehmen wird.
Die Einsatzzahlen im Rettungsdienst steigen dabei stetig. So wurden 2024 15.999 Einsatzfahrten des Rettungswagens (RTW) gezählt (+ 13, 9%). Hintergrund sei auch die sich verschlechternde hausärztliche Versorgung sowie der Wegfall der Notfallpraxis in Buchen, was dazu führe, dass immer öfter der Rettungsdienst gerufen werde, so Guido Wenzel. Das drohende Aus für die Notfallpraxis Eberbach und die Situation im kinderärztlichen Bereitschaftsdienst könnten die Situation noch verschärfen.
Pflege, Betreuung und Soziale Dienste
Zum Roten Kreuz in Mosbach gehört aber noch viel mehr als gute Rettung. So betreibt der DRK-Kreisverband zwei Seniorenpflegeheime, eine Tagespflege in der Mosbacher Bleichstraße und einen ambulanten Pflegedienst. „Insbesondere die Pflege ist ein ausgesprochener Wachstumsmarkt, deshalb wird sich der Kreisverband verstärkt diesem Bereich widmen“, so Gerhard Lauth.
In den Sozialen Diensten kümmert sich der Kreisverband um die Betreuung von Senioren mit Demenz, bietet einen Hausnotruf- und einen Menü-Service, kümmert sich mit dem Integrationsmanagement um Geflüchtete, leistet in Kooperation mit den Landkreisen Schulbegleitung für Kinder mit besonderem Bedarf, betreibt ein Aufnahmehaus mit Tagesstätte für Wohnsitzlose, einen Kleiderladen sowie einen Tafelladen, in dem Berechtigte zu kleinen Preisen einkaufen können. In allen Bereichen zählt der Kreisverband aktuell rund 440 Beschäftigte.
Das Ehrenamt als Basis
Die Basis der Rotkreuzarbeit bilden die Ortsvereine, Ortsgruppen und Bereitschaften mit ihren rund 660 Mitgliedern, darunter über 100 Ehrenamtliche in den sozialen Bereichen wie Tafel- und Kleiderladen. Ohne die Helfer-vor-Ort-Gruppen der Bereitschaften und die Mobilen Retter wäre die schnelle Hilfeleistung im Flächenlandkreis noch um einiges schwieriger.
Herausforderungen im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz
Ein weiteres Thema des Gesprächs waren die Herausforderungen, die sich aus der veränderten weltpolitischen Lage ergeben: So müssen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz dringend modernisiert werden. „Hier sind zusätzliche Investitionen und Anstrengungen nötig, nicht nur bei uns auf der lokalen Ebene, sondern auch auf Landes- und Bundesebene“, so Gerhard Lauth.
Dabei hoffe man, dass aus dem beschlossenen „Sondervermögen“ auch der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz auf lokaler Ebene profitieren werde. Der Hintergrund: Im Krisen- und Kriegsfall ist es Aufgabe des DRK, den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu unterstützen und an Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung mitzuwirken. Der Auftrag dazu ergeht „im Fall des Falles“ vom Landratsamt. Grundlage dafür sind vor allem die Genfer Abkommen von 1949 sowie das DRK-Gesetz.
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Abonnieren Sie kostenlos unseren„Dass wir das auch leben müssen, ist in Vergessenheit geraten“, so Lauth. „Ähnlich wie bei der Bundeswehr wurden im Glauben an einen dauerhaften Frieden die Investitionen vernachlässigt.“
Im Neckar-Odenwald-Kreis sind im Ernstfall zwei Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes vorhanden, eine bei jedem DRK-Kreisverband. In Mosbach zählen dazu acht Fahrzeuge und 32 Personen. Das vorhandene Führungsfahrzeug habe der Kreisverband auf eigene Kosten angeschafft. Kritisch sieht Guido Wenzel, dass es die „freigestellten Katastrophenschutzhelfer“ nicht mehr gibt, die man im Notfall schnell alarmieren und aus ihren Arbeitsstellen abziehen konnte.
Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2025
Das Jubiläum feiert der Kreisverband Mosbach mit einem Festakt für geladene Gäste am 8. Mai 2025 in Mosbachs „Alter Mälzerei“ und mit einer Fachtagung für den Katastrophenschutz am 17. Mai 2025 in der Pattberghalle Neckarelz. Parallel zu diesem „KatSchutzTag“ findet für die Bevölkerung eine Leistungsschau auf dem Neckarelzer Messplatz statt. Hier präsentieren sich neben dem DRK die Feuerwehr, das DLRG das THW, die Bundeswehr sowie weitere Organisationen im Katastrophenschutz.
Ebenfalls für die Bevölkerung findet am 21. September 2025 ein Tag der offenen Tür an der Geschäftsstelle in der Sulzbacher Straße 17-19 mit vielen Attraktionen statt. Der Kreisverband freut sich besonders, dass im Jubiläumsjahr auch die „Fiaccolata“ wieder beim Kreisverband Station macht.
Dieser Fackellauf führt durch viele Länder und DRK-Verbände ins italienische Solferino, dem Geburtsort des Roten Kreuzes. Außerdem feiert das Rote Kreuz am 30. Dezember – dem 150. Jahrestag der Generalversammlung, in der der erste Vorstand des Frauenvereins gewählt wurde – zusammen mit Pfarrerin Bianca Meinzer einen ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche Mosbach.
Die Vorbereitungen für die verschiedenen Aktionen laufen beim Kreisverband auf Hochtouren, so Guido Wenzel. In einer Festschrift werden die Gruppierungen sowie die Angebote des Kreisverbandes vorgestellt. Vor allem aber ist darin die Geschichte des Roten Kreuz in Mosbach nachzulesen.
Dieses Themas hat sich der Historiker und Stadtarchivar i.R. Dr. Rüdiger Lenz angenommen, dem der Kreisverband zu großem Dank verpflichtet ist. Rüdiger Lenz war Anfang der 1980er Jahre als Zivildienstleistender beim Roten Kreuz in Mosbach und bringt damit nicht nur Fachwissen und große Erfahrung, sondern auch Herzblut und Insiderkenntnisse mit. Mit einem Rotkreuz-Schaufenster in der Mosbacher Rathaus-Apotheke soll die Bevölkerung auf das Jubiläum und die geplanten Termine aufmerksam gemacht werden.

Schüler und Kollegium des NKG stellen auf dem Mosbacher Marktplatz das Rote Kreuz (Bild: Foto Studio Wisura)