Living History im Odenwälder Freilandmuseum
(Fotos: privat)
Gottersdorf. (pm) Ein Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungsreihe im Odenwälder Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf steht nun unmittelbar bevor: Vom 9.-11.September, freitags bis sonntags , wird erneut eine Vorführung der jüngeren deutschen Zeitgeschichte geboten, die den Beginn einer neuen Epoche einleitete: die Besatzung nach der bedingungslosen Kapitulation des deutschen Reiches, die im Badischen Odenwald durch amerikanische Soldaten erfolgte.
Nachdem im vergangenen Jahr diese Vorführung wegen der geschichtsnahen Art und Weise der Darstellungen ein großer Erfolg wurde und beim Museum eine große Nachfrage nach einer Wiederholung einging, hat sich der Studienkreis Militärgeschichte mit Sitz in Königswinter bei Bonn erneut bereit erklärt, diese Veranstaltung durchzuführen. Es wird mit ca. 70 teilnehmenden Akteuren gerechnet, die in lebensnaher Weise, ausgerüstet mit allen zeitgeschichtlichen Utensilien, die damaligen Vorgänge in vielen Facetten darstellen werden. Fast alle Gebäude des Museums werden während der 3 Vorführungstage besetzt und bewohnt und sind entsprechend eingerichtet. Die Ortskommandantur ist in der Ziegelei unterbracht, das Bürgermeisteramt im Gemeindehaus. Nicht wenige „echte“ Amerikaner sind mit von der Partie und auch die Teilnahme eines französischen Partnervereins wird erwartet.
Zur Darstellung kommen sowohl die rein militärischen Handlungen wie Truppenmanöver(mit originalen Militärfahrzeugen), Straßensperren, Checkpoints, Durchsuchungen, Festnahmen, als auch die verschiedenen „zivilen“ Seiten der Begegnung mit der Bevölkerung. Hier werden Entnazifizierung, Ausgangssperren, Schwarzhandel, Versorgungsorganisation, Vertriebene und frühe Heimkehrer und auch die sog. „Fraternisierung“, also die Annäherung von amerikanischen Soldaten an die Bevölkerung, die zunächst streng verboten war, plastisch dargestellt. Und schließlich ist auch an die Thematik befreiter Zwangsarbeiter gedacht (im Gemeindehaus des Odenwälder Freilandmuseums aus Reichartshausen waren tatsächlich während des 2.Weltkriegs solche gefangen gehalten); letzteres hängt noch von der endgültigen Zusage des französischen Partnervereins ab.
(Foto: Freilandmuseum)
Vorgesehen ist die Einbeziehung der Besucher in die Geschehnisse. Unter anderem werden ältere Besucherinnen und Besucher, die das möchten, nach ihren Erinnerungen befragt werden. Wie auch sonst das Ganze nicht im Sinne eines Theaterspiels abläuft, sondern Fragen gestellt werden können und von den kundigen Akteuren beantwortet werden.
Alles in allem wird in den verschiedenen Aspekten deutlich werden, dass die anfänglich notwenigen strengen Besatzungsregeln allmählich sanfter wurden. Hatten die Amerikaner zunächst die Anweisung, stets streng durchzugreifen und nur das Nötigste zu tun, also für Ruhe und Ordnung zu sorgen und auch etwa Seuchen unter der Bevölkerung zu vermeiden, so wurden sie allmählich zu Helfern und schließlich zu Freunden. Und es wird ersichtlich, dass unter den gegebenen Umständen die amerikanische Besatzungszone für den Odenwald ein Glücksfall war – wie sich ja auch in der anschließenden geschichtlichen Entwicklung zeigen sollte.
Diese zeitgeschichtlichen Vorführungen sind für die gesamte Region ein einmaliges Ereignis. Und das Odenwälder Freilandmuseum ist das einzige Freilandmuseum, das dieses Thema in seinen Kulissen in dieser Weise aufgreift.
Infos im Internet:
www.freilandmuseum.com