(Foto: Petra Zepf)
Amorbach. (lra) Seit Sonntagnachmittag hält ein Waldbrand im Amorbacher Stadtwald nahe des Ortsteils Boxbrunn die Einsatzkräfte in Atem. Nachdem der Brand zwischenzeitlich gelöscht schien, flackerten aber immer wieder neue Glutnester auf. Zurzeit sind in den Hängen entlang der Bundesstraße 47 insgesamt 350 Helferinnen und Helfer im Einsatz, um die unter der Oberfläche lodernden Brandnester zu löschen.
Die Arbeiten konzentrieren sich laut dem Miltenberger Kreisbrandrat Meinrad Lebold auf eine Fläche von rund drei Hektar Größe. Als besonders schwierig habe sich dabei die Tatsache erwiesen, dass das Feuer im Untergrund in einer starken Humusschicht lodere. Wichtige Hinweise habe der Einsatz eines Polizeihubschraubers gebracht, der bei mehreren Flügen mit einer Wärmebildkamera Aufnahmen gemacht habe, aus denen die Lage der Glutnester hervorgehe.
Normalerweise, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karl-Heinz Schmitt, würden damit etwa entflohene Sträflinge gesucht. In Kooperation mit dem örtlichen Förster hätten die Bilder den Hilfskräften nun konkrete Hinweise geben können, wo genau der Einsatz der Brandbekämpfer nötig sei. Insgesamt, so Kreisbrandrat Lebold, seien zur Stunde 350 Einsatzkräfte vor Ort – einschließlich Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und seit Mittwochmorgen auch der Bundeswehr. Die war alarmiert worden, nachdem der Landkreis Miltenberg am späten Dienstagabend den Katastrophenfall für die Stadt Amorbach ausgerufen hatte.
Die Ausrufung des Katastrophenfalls bedeute aber nicht, dass für die Bevölkerung eine Gefahr besteht, schränkte der Pressesprecher des Landratsamts Miltenberg, Gerhard Rüth, ein. Er nannte vielmehr organisatorische und rechtliche Gründe. So könne das Landratsamt auch Einsatzkräfte von außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs anfordern und eine großräumige Absperrung anordnen. Auch angesichts der Kosten erweise sich die Feststellung des Katastrophenfalls als hilfreich, denn nun könnten Teile des Einsatzes aus Mitteln des Bayerischen Katastrophenfonds bezahlt werden.
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Ursprünglich hatte die Einsatzleitung geplant, die Brände aus der Luft mit Hubschraubern mit Außenlast-Löschbehältern zu löschen. Diese Art der Brandbekämpfung erweise sich aber nicht als sinnvoll, erklärte Meinrad Lebold, vielmehr sei Handarbeit gefragt. Die Helfer müssten den Boden über den Glutnestern mit Spaten zunächst per Hand öffnen, ehe sie gelöscht werden können. Der in der Nacht gegen 21.30 Uhr einsetzende Regen habe leider nichts gebracht, bedauerte Lebold. Die Oberfläche des Waldbodens sei immer noch so stark verkrustet, so dass es notwendig sei, sie zunächst mit Spaten und Spitzhacken zu öffnen. Beim bisherigen Einsatz habe die Feuerwehr bewusst darauf verzichtet, Netzmittel in das Löschwasser zu mischen, so Lebold. Das hätte zwar die Löscharbeiten erleichtert, aber auf diese Weise wolle man negative Auswirkungen auf das Trinkwasser verhindert.
Lebold hob die Hilfe hervor, die sowohl das Technische Hilfswerk als auch das Rote Kreuz leisten. Aber auch die Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis und dem Nachbarlandkreis Aschaffenburg arbeiteten bis zur Erschöpfung in dem steilen Gelände, erklärte Lebold. Die B47 sei zwischen Amorbach und Boxbrunn komplett gesperrt worden, um die Löscharbeiten reibungslos organisieren zu können, ergänzte Lebold. Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt wies auf den enormen Einsatz der Hilfskräfte hin, die teilweise über ihre Grenzen gegangen seien. Er lobte zudem die logistische Meisterleistung der Kreisbrandinspektion bei der Brandbekämpfung. Der Schaden, der der Stadt Amorbach entstanden ist, lasse sich zurzeit noch nicht absehen, sagte Schmitt.
Das Technische Hilfswerk ist nach Worten von Thomas Frieß seit Sonntag im Einsatz und trägt mit dem Löschwassertransport, Nachlöscharbeiten und einem Bergefahrzeug zur Brandbekämpfung bei. Für den BRK-Kreisverband Miltenberg-Obernburg berichtete Kai Müller, dass bislang keine Verletzten zu beklagen seien. Auch die Bundeswehr ist seit Mittwochmorgen mit rund 130 Mann in drei Schichten im Einsatz, wie Leutnant Frank Bannach vom Kreisverbindungskommando Miltenberg und Oberstleutnant Volker Kuhlmann, Kommandeur des Logistik-Bataillons 461 Walldürn, erklärten.
Wie der Brand entstand, ist nach Auskunft von Karl-Heinz Schmitt noch nicht klar. Die Ermittlungen seien von der Kripo Aschaffenburg übernommen worden. Es lägen Hinweise auf ein größeres, eventuell älteres Fahrzeug vor, das am Sonntag die B47 befahren haben soll und das möglicherweise durch Funkenflug den Brand ausgelöst haben könnte. Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung lägen aber nicht vor, so Schmitt. Die Kriminalpolizei hoffe auf Zeugen, die Angaben zu dem genannten Fahrzeug machen können.
Auch aus der Luft gut zu erkennen, der Waldbrand bei Amorbach. Das Foto entstand am Sonntag. (Foto: Petra Zepf)