
Zur Unterzeichnung der aktualisierten Odenwald-Erklärung fanden sich nahe des Dreiländer-Grenzsteins in Hesselbach zahlreiche Gäste ein. Im Bild (von links) Landrat Frank Matiaske, Landrat Jens Marco Scherf, Staatssekretär Dr. Patrick Rapp, Staatsekretär Uwe Becker, Minister Hubert Aiwanger, Ex-Landrat Dietrich Kübler, Ex-Landrat Horst Schnur, Landrat Achim Brötel, Renate Schwing und Ex-Landrat Detlef Piepenburg. (Foto: StMWi/ E. Neureuther)
Landkreise wollen in den nächsten 25 Jahren viele Themen anpacken
Hesselbach. (pm) Vor genau 25 Jahren, am 08. Mai 1998, haben die damaligen Landräte Roland Schwing, Horst Schnur und Detlef Piepenburg die Zusammenarbeit des Landkreises Miltenberg, Odenwaldkreis (Hessen) und dem Neckar-Odenwald-Kreis (Baden-Württemberg) in Form der Odenwald-Erklärung niedergelegt. Viele Themen sind immer noch aktuell, manche kamen dazu. Grund genug also, auf den Tag genau nach 25 Jahren die Odenwald- Erklärung fortzuschreiben und die Weitsicht der Unterzeichner zu loben.
Bevor die Landräte Jens Marco Scherf (Miltenberg), Frank Matiaske (Odenwaldkreis) und Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) am Montag, nahe des Dreiländersteins in Hesselbach die Erklärung unterzeichneten, gedachte eine kleine Gruppe dem 2017 verstorbenen Altlandrat Roland Schwing.
Neben Schwings Witwe Renate und Sohn Michael waren neben Frank Matiaske und Dr. Achim Brötel auch die ehemaligen Unterzeichner der Odenwald-Erklärung, Horst Schnur und Detlef Piepenburg sowie Schnurs Nachfolger Dietrich Kübler vor Ort. Günther Oettinger, Stellvertreter des Landrats, erinnerte an Schwings maßgebliche Rolle bei der Formulierung der Odenwald-Erklärung, Schwing habe aber auch den Landkreis Miltenberg stark geprägt.
Die Zusammenarbeit gerade mit den angrenzenden Landkreisen sei Schwing immer ein großes Anliegen gewesen, sagte Oettinger und würdigte den unermüdlichen Einsatz Schwings.
Nahe des Dreiländer-Grenzsteins, wo die Odenwald-Erklärung einst unterzeichnet wurde, stießen auch Landrat Jens Marco Scherf mit Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger sowie Uwe Becker, Staatsekretär für Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei, und Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, zu den Versammelten.
Landrat Frank Matiaske begrüßte darüber hinaus Vertreter des hessischen Landtags, der Regierung von Unterfranken, die Bürgermeister der angrenzenden Kommunen.
Landrat Dr. Achim Brötel ging auf die Odenwald-Erklärung ein, die am 08. Mai 1998 am Dreiländerstein unterzeichnet worden war. Die Erklärung habe die Kooperation der Kreise auf eine neue Grundlage gestellt und „eine institutionalisierte Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ begründet, die man als beispielhaft bezeichnen könne. Tatsache sei Brötel zufolge, dass das Papier „definitiv kein totes Papier geblieben ist, sondern sehr schnell mit ganz viel Leben erfüllt wurde.“ 1998 habe man von einem Regionaldialog gesprochen, daraus sei aber eine echte Regionalentwicklung geworden, stellte er fest und verwies auf viele Ideen, die man noch gemeinsam umsetzen wolle. Die zentrale Rolle komme dabei dem Tourismus zu.
Drei-Länder-Radweg mit Drei-Länder- Radtour, Infrastrukturprojekte wie der Ausbau der Straße zwischen Buch und Mudau, die Entwicklung des Busverkehrs, die Zusammenarbeit der Feuerwehren und vieles mehr zeigten, wie wichtig diese Erklärung nach wie vor sei.
Neue Themen seien in der aktuellen Version der Odenwald-Erklärung dazugekommen, verwies Brötel beispielhaft auf die Energiewende, die digitale Infrastruktur, Anstrengungen zur Sicherung der Gesundheitsversorgung, die Weiterentwicklung attraktiver Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen, Bildung und Weiterbildung, ein grenzüberschreitendes Mobilitätskonzept sowie den Natur- und Umweltschutz.
Dass die Bundesländer hinter der grenzüberschreitenden Kooperation stehen, machten alle drei Gastredner deutlich. „Das Ganze im Blick haben, mit den Nachbarn zusammenarbeiten und gemeinsam erfolgreich sein“, das sei laut dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger gelebtes Engagement in den drei Odenwald- Landkreisen.
Vor allem im Tourismus sah Aiwanger noch viel Potenzial. Wichtig sei darüber hinaus, dass auch Mobilität und Gesundheitsversorgung auf dem Land stimmen müssten, sagte er und freute sich, dass der ländliche Raum seit der Corona-Pandemie wieder neu entdeckt wird – vor allem von jungen Familien.
Uwe Becker, Staatsekretär für Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei, charakterisierte die Odenwald-Erklärung vor 25 Jahren als „Erfolgsgeschichte“, die bis heute vom Geist des gemeinsamen Verständnisses getragen werde. Hier im Odenwald sei „ein praktischer Geist am Wirken.“ Auch wenn viel geschafft wurde, so sei dennoch in den nächsten 25 Jahre noch viel zu tun, glaubte Becker.
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, stieß ins gleiche Horn. Für ihn ist und bleibt die Odenwald-Erklärung ein „Leuchtturmprojekt“, das mit Themen wie Mobilität, Grund- und Nahversorgung, Bildung und Ausbildung sowie weiteren Aspekten den Anspruch des „neuen Denkens“ lebt und für ein neues Miteinander steht.
Nach dem Schlusswort von Landrat Jens Marco Scherf, der allen an der Umsetzung der Erklärung und der Organisation der Veranstaltung Beteiligten dankte, unterzeichneten er und seine Landratskollegen Dr. Achim Brötel und Frank Matiaske die neue Odenwald- Erklärung. Diese thematisiert auf vier Seiten Aspekte rund um die Themen Mobilität, Tourismus, nachhaltige Entwicklung des Raums und Steigerung der Attraktivität, Bildung und Weiterbildung sowie den weiteren Ausbau der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Infrastruktur.