Gesundheitspolitischer Dialog

(Foto: pm)

Nina Warken im Austausch mit Experten aus Medizin und Pflege

Buchen. (pm) Gesundheitspolitik ist ein zentrales Element der Daseinsvorsorge und ein entscheidender Standortfaktor – mit diesen Worten eröffnete Nina Warken den gesundheitspolitischen Dialog in den Räumen des Pflegedienstes „Hand in Hand“ in Buchen. Ziel der Veranstaltung, zu der der Stadtverband Buchen eingeladen hatte, war es, konkrete Verbesserungsmöglichkeiten für Kliniken, Ärzte und Heilberufe zu diskutieren, um eine optimale Patientenversorgung sicherzustellen.

Unsicherheiten durch Krankenhausreform

Frank Hehn, Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, thematisierte die aktuellen Beschlüsse zur Krankenhausreform. Die politischen Aussagen aus Berlin vermittelten den Eindruck, dass bereits alles geregelt sei, tatsächlich fehle es aber noch an wesentlichen Rechtsvorschriften. Die entscheidenden Leistungsgruppen für Kliniken seien weder verbindlich definiert noch technisch umgesetzt. Baden-Württemberg habe die Krankenhausplanung in sechs Planungsregionen aufgeteilt, in denen bis Ende 2026 entschieden werden müsse, welche Leistungen künftig angeboten und finanziert werden. Welche Auswirkungen dies auf die Kliniken in Mosbach und Buchen hat, sei jedoch noch völlig offen.

Während Hehn die Einführung einer Vorhaltefinanzierung grundsätzlich begrüßte, wies er darauf hin, dass deren Berechnung auf den bisherigen Fallzahlen basiere und für kleinere Krankenhäuser unzureichend sein könnte. Langfristig könne das jährliche Defizit von rund 12 Millionen Euro nicht allein durch den Kreishaushalt ausgeglichen werden. Es müsse sichergestellt werden, dass die Bevölkerung in erreichbarer Nähe weiterhin Zugang zu einer angemessenen Krankenhausversorgung hat.

Fachärztemangel im ländlichen Raum

Ein weiteres Problem der Krankenhausreform sei die mögliche Konzentration von Fachärzten an wenigen Standorten. Wenn Kliniken bestimmte Behandlungen nicht mehr anbieten dürfen, werde dies langfristig die Facharztausbildung im ländlichen Raum beeinträchtigen. Da viele Hausärzte ihre Laufbahn als Klinikärzte begonnen haben, könnte die Reform dazu führen, dass sich weniger Mediziner in der Region niederlassen.

Dr. Krautheim, der selbst diesen Weg vom Klinikarzt zum niedergelassenen Arzt gegangen ist, bestätigte diese Sorge. Zusammen mit Dr. Kaiser betonte er die Bedeutung regionaler Krankenhäuser für die gesundheitliche Daseinsvorsorge.

Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung

Nina Warken erkundigte sich, wo die größten Probleme für Hausärzte liegen. Zwar habe die Bundesregierung mit dem neuen Hausärztegesetz einige Verbesserungen vorgenommen, doch die Budgetierung sei noch immer nicht vollständig abgeschafft. Dies bedeute, dass Hausärzte für Behandlungen, die über ihr zugewiesenes Kontingent hinausgehen, keine Vergütung erhalten. Dr. Krautheim veranschaulichte dies mit einem Vergleich: „Das ist, als würden Sie 120 Brötchen beim Bäcker mitnehmen, aber nur 100 bezahlen.“

Zusätzlich verschärfe die Gesundheitsbürokratie den Druck auf die Ärzte. Neben verschiedenen Hausarztverträgen mit Krankenkassen seien zahlreiche Dokumentations- und Berichtspflichten zu erfüllen. Die Digitalisierung, etwa durch die elektronische Patientenakte oder E-Rezepte, könne zwar Erleichterung bringen, doch müssten Ärzte bei der Implementierung besser unterstützt werden.

Nachwuchsförderung für Ärzte und Pflegekräfte

Das Landarztstipendium sei ein gutes Instrument, um junge Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen. Entscheidend sei jedoch, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar seien. Verlässliche Kinderbetreuung und ein gutes Bildungsangebot seien zentrale Faktoren, um Mediziner in der Region zu halten.

Auch in der Pflegebranche herrscht großer Nachwuchsmangel. Mazlum Oktay vom Pflegedienst „Hand in Hand“ berichtete von den Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Das von der Bundesregierung propagierte Anwerben ausländischer Pflegekräfte scheitere oft an bürokratischen Hürden – von der Anerkennung ausländischer Abschlüsse bis zur Visavergabe.

Finanzielle und bürokratische Hürden

Physiotherapeut Burkhard Scheuermann wies auf die zunehmende finanzielle Belastung seiner Branche hin. Trotz steigender Kosten habe sich die Vergütung für 20 Minuten Krankengymnastik mit 27,80 Euro seit Jahren nicht geändert. In aktuellen Verhandlungen hätten die Krankenkassen sogar eine Kürzung der Vergütung vorgeschlagen. Angesichts dieser Bedingungen sei es wenig verwunderlich, dass sich immer weniger junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Hinzu komme, dass die Ausbildung in Baden-Württemberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern weiterhin kostenpflichtig sei.

Reform der Pflegeausbildung in der Kritik

Zum Abschluss diskutierten die Teilnehmenden die Auswirkungen der Reform der Pflegeausbildung. Die Zusammenlegung der bisherigen Ausbildungen in Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege führe zu einer zunehmenden Akademisierung, die viele junge Menschen abschrecke und zu höheren Abbruchquoten führe. Die Anwesenden forderten Nina Warken auf, sich bei der anstehenden Überprüfung des Gesetzes dafür einzusetzen, dass der Praxisbezug nicht verloren gehe.

Fazit: Weniger Bürokratie, bessere Rahmenbedingungen

Zum Abschluss des Dialogs bedankte sich Nina Warken für die offenen und praxisnahen Einblicke. „Diese Berichte aus erster Hand sind für die politische Arbeit elementar“, betonte sie. Die Gespräche machten deutlich, dass es dringend nötig sei, bürokratische Hürden abzubauen, die Vergütungssysteme anzupassen und die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen nachhaltig zu sichern.

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