Situation in Osteuropa besser als im Kreis

Runder Tisch im Flüchtlingsheim „Wir reden miteinander statt übereinander“ – Guter Wille für Verbesserungen da – Dr. Walter: „Bauchschmerzen besonders wegen Situation für Kinder und Familien“

Hardheim. (bd) „Diese Situation eignet sich nicht für Wahlkampf, das würde den Betroffenen nicht gerecht“ stellten Christine Denz und Simone Heitz zu Beginn des von der Grünen Kreistagsfraktion angeregten „Runden Tisches“ in der Hardheimer Asylbewerberunterkunft klar. Ihre Anfrage waren am Dienstag der 1. Landesbeamte Martin Wuttke, Dietmar Gehrig und Manfred Schärpf aus dem Landratsamt, Unterkunftsleiter Michael Kovacs, die “Diener am Nächsten” Frederik Böna und Manfred Elseberg ebenso wie Andreas Linder vom Flüchtlingsrat Ba-Wü gefolgt. Zur Grünen Delegation gehörten auch die Bundestagsabgeordnete Ingrid Hönlinger, die als Obfrau im Rechtsauschuss fungiert, Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Eberbach) vom Grünen Landesvorstand und als unabhängiger Sachverständiger der langjährige Leiter der JVA Adelsheim, Dr. Joachim Walter, der inzwischen als Rechtsanwalt tätig ist.

Dieser Artikel ist mir was wert: [flattr btn=“compact“ tle=“Situation in Osteuropa besser als im Kreis“ url=“https://www.nokzeit.de/?p=9262″] Gemeinsam besichtigte man die ehemalige US-Kaserne und nahm die kritisierte Unterbringungssituation, die beiden bewohnten Stockwerke und die baulichen und technischen Gegebenheiten in den Blick. Auch der Einkaufsraum und das Warenangebot wurden inspiziert, wobei zahlreiche Bewohner bereitwillig ihre Unterkünfte zeigten und die ausschließlich gemeinschaftlichen Wirtschafts und Hygienebereiche erläuterten. Von Seiten der Verwaltung wurde nicht Schönfärberei betrieben, sondern auch hygienisch bedenkliche Bereiche gezeigt und bekannt, dass Heizung und Warmwasserbereitung mitunter störanfällig (ein halbes Dutzend Ausfälle in 2010) seien, eine Grundsanierung aber kostenaufwändig sei und der Bund als Eigentümer nicht investiere. So versuche man Störungen schnellstmöglich zu beseitigen, sobald man davon Kenntnis erlange. Jedoch erfolgt keine automatische Störmeldung, sondern die Bewohner könnten sich nach Bemerken an das Hauspersonal bzw. nach Feierabend oder am Wochenende an die Polizei wenden, die danach die Verantwortlichen informierten. Bewohner machten deutlich, daß die ständige Gemeinschaft und das Entbehren von Privat- und Rückzugsraum derart nerv zehrend seien, dass eine erhebliche Anzahl der Bewohner diesbezüglich medikamentös behandelt würden. Auffällig war, das mehrere Frauen sich ausschließlich an die weiblichen Delegationsmitglieder wanden und diesen ihre besonderen Belange, wie z.B. die von ihnen nicht regelbaren, ansteigenden und enorm heißen Duschwassertemperaturen demonstrierten. Offenkundig hatten sie sich mit diesem Problem noch nie an die Lagerleitung zu wenden gewagt, denn M. Kovacs war das Problem bis dato unbekannt. Erkennbar nicht aus Desinteresse, womöglich ist schlicht die Sensibilität der Wortführer unter den Bewohnern, allesamt Männer, geringer ausgeprägt.

Beim Abschlussgespräch waren dann zwei Dutzend Bewohner – trotz Ermunterung der Besucherinnen hatten sich keine der aus Asien und Afrika stammenden Flüchtlingsfrauen dazu gesellt – zugegen. Bei den Offiziellen wie den Ehrenamtlichen kamen Kooperationswille und wechselseitiges Verständnis zum tragen, wenn auch die Grundsituation weiterhin unterschiedlich bewertet werden dürfte – immerhin kam man ins Gespräch und will es bleiben.

Kritisch fiel das Resümee von Dr. Walter gegenüber dem SWR aus: „Die Unterbringungssituation ist zumindest grenzwertig. Besonders was die Situation der Familien und Kinder anbetrifft habe ich erhebliche Bauchschmerzen, ob die internationalen Vorschriften wie beispielsweise die UN-Kinderechtskonvention, eingehalten werden. In vielen Osteuropäischen Staaten und EU-Beitrittskandidaten, die ich für EU und Europarat inspiziert habe, ist die Situation inzwischen besser!“

Hönlinger und Heitz attestierten den hiesigen Stellen guten Willen, man wolle daher auch engagiert auf konkrete Verbesserungen hin arbeiten. Politisch lehne man die Gemeinschaftsunterbringung ab, aber das sei nicht das Thema des Tages.

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