„Gefürchtete“ Liederabende sind heute ausgesprochen attraktiv
von Liane Merkle
Die ausgezeichneten Mitglieder. (Foto: Liane Merkle)
Seckach. Die unglaubliche Kreativität des Gesangvereins „Sängerbund“ Seckach bezüglich seiner Veranstaltungen hält nicht nur den Verein jung, sondern hat ihm auch gemeindeübergreifend einen hervorragenden Ruf über die Qualität seiner Präsentationen eingebracht.
Wie auch dem Grußwort von Bürgermeister Thomas Ludwig zu entnehmen war, ist es dem „Sängerbund“ unter Vorsitz von Bernhard Heilig und musikalischer Leitung von Christa Parstorfer tatsächlich gelungen, den einst gefürchteten „Liederabend“ mit Hilfe von kurzweiliger Musik unter einer bestimmten Überschrift sowie einem abschließend beispielhaften Fingerfood-Büffet nicht nur wieder salonfähig, sondern ausgesprochen attraktiv zu gestalten. Diese gute Arbeit über viele Jahre hat sich jetzt beim 140. Geburtstag des Stammchors und dem 10 Geburtstag des Projektchors in Form eines begeisterten, absolut „vollen Hauses“ in der festlich geschmückten Seckachtalhalle mehr als bezahlt gemacht.
„Wir feiern mit Chorgesang und Gaumenfreuden“ war das Motto. Darum gab es auch keine Konzertbestuhlung, sondern zum umfangreichen Kalt-Warm-Gourmet-Büffet natürlich Tischbestuhlung und als musikalischen Background dezente Klaviermusik von István Koppányi als einem der besten Pianisten der Region, bevor sich abschließend die Gäste ihr eigenes Wunschkonzert in geselliger Runde mittels Liederbuch lieferten. Diesen Gaumenfreuden mit geselliger Musik war der organisierte Chorgesang vorausgegangen.
Eröffnet durch den Jubelchor mit dem zeitgemäßen „Lieder klingen“ und die Chronik abschließend mit dem rd. 140 Jahre alten feierlich ergreifenden „Festhymnus“. Die Chronik von Bernhard Heilig, die auch auf drei Litfaßsäulen zu bewundern war, machte deutlich, dass sich die zwölf Gründungsväter zusammen mit anderen Sangesfreudigen vor 140 Jahren das Ziel regelmäßiger Sängertreffen sowie die Mitgestaltung kirchlicher und weltlicher Fest- und Feiertage gesetzt hatten.
Allerdings war das Vereinsleben damals reine Männerdomäne – schon wegen des geselligen Nachklangs. Dann kam der Erste Weltkrieg. Viele der Vereinsmitglieder wurden an die Front berufen, manche kehrten nicht mehr zurück. Verständlich, dass das Sängerleben während des Kriegs ziemlich brach lag. Nach dem 1.Weltkrieg versuchte man jedoch, an alte Traditionen anzuknüpfen. Die Sängertreffen wurden wieder aufgenommen – allerdings immer noch ohne die Beteiligung von Frauen. Auftritte im Schefflenztal , Odenwald und Baulandgemeinden bis ins Erftal und Taubertal zeugen von lebendiger Aktivität des Vereines.
Der Kriegsausbruch 1939 setzte der Tätigkeit des Vereines wiederum ein Ende. 1948 wurde die Vereinstätigkeiten wieder mit 37 Sänger aufgenommen. Im Juni 1972 feierte der Verein sein 100 jähriges Bestehen und erhielt die Zelter-Plakette. Seit Februar 1995 ist der „Liederkranz“ ein gemischter Chor, und die Integration der Frauen hat nach Aussage von Bernhard Heilig das Vereinsleben offener und lebendiger gemacht. Noch attraktiver sei der Klangkörper durch den Projektchor geworden, doch heutiges Ziel des „Liederkranz“ sei ganz klar, die Generation 40 Plus für das Singen in der Gemeinschaft zu begeistern, denn was wäre Seckach ohne Gesangverein.
Den feierlich Rahmen nutzte Heilig für Ehrungen langjähriger und aktiver Sängerinnen und Sänger. Für 15 und mehr Jahre Singen im Chor wurden ausgezeichnet Maria Bauer, Carmen Berner, llse Fromhold, Margit Günzel, Heidi Köhler, Christa Parstorfer, Martina Pitz, Katharina Metz, Andrea Rechnitzer, Elsa Stasch, Annemarie Weber, Angelika Winter, Norbert Haaf, Manfred Pitz und Bernhard Heilig, Drei besondere Ehrungen durch Verein und Deutschen Chorverband krönten diesen Programmpunkt. Hilde Berner, 2. Vorsitzende des Sängerkreises Buchen, würdigte je 60 Jahre Singen im Chor und damit auch das ungewöhnliche Zeitengagement von Leo Eberhard, Franz Fromhold und Werner Ulrich mittels Urkunden und Ehrennadeln.
Der Verein schloss sich mit einem Präsent und Urkunden an und die Gästeschar im Saal gesanglich und mit vielen Stimmen: „Wir gratulieren“. Mit „What a wonderful world“, Solo Bernhard Heilig, verabschiedete sich der Stammchor schwungvoll und bereitete damit dem „kleinen“ Geburtstagskind Projektchor eine perfekte Bühne, die dieser mit ideenreichen Arrangements von „The lion sleeps tonight“, „I will follow him“ und „Hail holy queen“ ausfüllte. Christa Parstorfer erläuterte, dass sich der erste Projektchor des GV Sängerbund Seckach 2002 gefunden hatte aus Menschen, die zwar gerne in der Gemeinschaft singen, sich aber nicht „ein Leben lang“ verpflichten wollen oder können.
Diesem begeisternden Auftritt folgte der bunte Geburtstagsstrauß vom Männergesangverein Großeicholzheim unter Stabführung von Klaus Baier, den Gesangvereinen Eberstadt und Schlierstadt mit den Dirigenten Stefan Frey und Helmut Wolf sowie dem jungen Kirchenchor Jezimus unter Leitung von Wilfried Ackermann. Gebunden war der Melodienstrauß aus Stücken wie „Musik, du heilige Kunst“, „Über den Wolken“, „Wir wünschen euch viel Glück“, „Fröhlich klingen unsre Lieder“, „Die Legende von Babylon“, „O Lord“, „Peace on earth“, „Lasst uns hin zu den Quellen des Lebens“ und auch ganz besonderen Eigenkompositionen.