von Liane Merkle
(Foto: Liane Merkle)
Seckach-Klinge. Er ist ein echter Kawai, vermutlich der Mercedes unter den Kawai-Flügeln. Dies sagt nicht nur sein Neupreis von 25.000 Euro aus, sondern auch die Tatsache, dass der neuwertige gebrauchte Flügel, den Kalman Irmai für den Bernhardsaal des Kinder- und Jugenddorfes gefunden hat und der mit Hilfe von Spendengeldern gekauft werden konnte, seine Feuertaufe mit Bravour bestanden hat.
Im Beisein zahlreicher Gäste und Ehrengäste, darunter Ministerin a.D. Barbara Schäfer-Wiegand, Bürgermeister Thomas Ludwig und Ehrenbürger Ekkehard Brand, bewiesen Kalman Irmai, Tochter Nikola Irmai-Koppányi und Schwiegersohn István Koppányi, was so alles in dem guten Stück steckt. Wobei die Tasten nur so flogen, vor allem in den temperamentvollen Stücken des zweiten Programmteils mit dem „Andante spianato et grand polonaise“ von Frédéric Chopin und der „Toccata“ von Aram Chatschaturjan. Spätestens nach deren Genuss verstanden die anwesenden Musikliebhaber, was Dorfleiter Dr. Hans Cassar mit seinem Begeisterungsausruf „Es geht eigentlich nicht mehr, aber Kalman Irmai wird tatsächlich immer noch besser“, und István Koppányi spielte die der „II. Ungarischen Phapsodie“ von Franz Liszt so unvergleichlich, dass die Beifallsstürme kaum ein Ende nahmen.
Dem vorausgegangen war ein eher romantischer erster Teil, beginnend mit Edward Grieg‘s „Morgenstimmung“ die Kalman Irmai mit Tochter Nikola wunderschön und vierhändig in den Saal zauberte. Das erste Vogelgezwitscher daraus übernahm Irmai in der ihm eigenen Virtuosität und führte sein Publikum musikalisch in einen Naturerlebnistag bis am Abend die Trolle tanzten. Mit Claude Debussy und Tochter Nikola ging es dann auf Schiffsreise, bevor der Meister mit Rumänischen Volkstänzen (Béla Bartók) und Bildern einer Ausstellung (Modest Mussorgsky) in die Pause geleitete.
Eingestimmt wurden beide Programmteile durch musikalische Hoffnungsträger der Klinge, die seit einiger Zeit ehrgeizig und mit viel Talent stimmtechnisch ausgebildet werden. Wie viel sie schon gelernt haben, bewiesen Mary aus dem Hause Pius, am Klavier begleitet von Julia Hottmann, sowie Rachele aus Haus M. Kolbe zu eigener Gitarrenbegleitung zweifelsfrei und mit großem Beifall.
Es war ein würdiges Debüt, das dem neuen Flügel im Bernhardsaal mittels der drei Profis, der beiden talentierten Nachwuchssängerinnen und einem kulinarischen Bonbon vom Klingegasthof „St. Benedikt“ beim abschließenden gemütlichen Stehempfang zuteil geworden war.