Heilbronn. (ots) Beamte der Beratungs- und Interventionsgruppe gegen
Rechtsextremismus (BIG Rex) des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg
haben auf Initiative der zuständigen Kriminalinspektion des
Polizeipräsidiums Heilbronn vor einigen Tagen 20 Personen in den
Landkreisen Hohenlohe, Main-Tauber und Neckar-Odenwald zu Hause
aufgesucht. Bei den Adressaten handelte es sich nahezu ausschließlich
um Männer, die mit der rechten Szene sympathisieren, in dieser
verkehren, in der Vergangenheit rechtspolitische Veranstaltungen
besuchten oder wegen entsprechender Straftaten bereits in Erscheinung
getreten waren. Die begangenen strafbaren Handlungen erstreckten sich
über Sachbeschädigungen, das Verwenden verfassungsfeindlicher
Symbole, volksverhetzende Delikte bis hin zu vereinzelten Gewalttaten
mit jeweils politisch motiviertem Hintergrund.
Die Beamten der
Beratungsteams klärten die Personen in zahlreichen Gesprächen über
die Hintergründe, Gefahren des Rechtsextremismus und teilweise
einhergehenden negativen Begleiterscheinungen sowohl im privaten als
auch im beruflichen Bereich auf. Primäres Ziel dieser Gespräche war
es, den oft orientierungslosen Menschen Alternativen und
Möglichkeiten eines Ausstiegs aufzuzeigen. Die Teams beantworteten
Fragen, wie das Abrutschen in den Rechtsextremismus verhindert werden
kann, welche Wege es für Aussteiger gibt, oder auch welche
Zukunftsperspektiven nach einem Ausstieg bestehen. Die Beamten
ermunterten ihre Gesprächspartner zum Ausstieg aus der rechten Szene
und boten für den Fall der oftmals langwierigen Umorientierung
jeweils aktive Hilfestellung an. Ferner ergab sich für die Polizei
die Möglichkeit, die Familie und auch den unmittelbaren Freundeskreis
der Adressaten zu sensibilisieren. Durch die aktive und persönliche
Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe sollten Gefährdete vor der
Begehung zukünftiger Straftaten bewahrt werden.
Die Altersstruktur
des angesprochenen Personenkreises bewegte sich zwischen 16 und 54
Jahre. Das Ergebnis der Ansprache-Aktion kann positiv bewertet
werden, da die meisten Personen sich gesprächsbereit zeigten. Ferner
konnte in persönlichen Gesprächen vereinzelt festgestellt werden,
weder eine rechtsextreme Ideologie noch eine entsprechende
Szenenzugehörigkeit bildeten das jeweilige Motiv für das
Fehlverhalten. Man wollte in der Vergangenheit “Teil einer Gruppe”
oder “anerkannt” sein. Oftmals spielte bei delinquentem Verhalten und
öffentlichkeitswirksamen Aktionen der Alkoholkonsum eine nicht
unerhebliche Rolle. Politische Hintergründe sind erfahrungsgemäß oft
nur plakatives Beiwerk und nicht die Hauptmotivation der, in den
rechten Sog geratenen, jungen Menschen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten
wird die Polizei diesen Personenkreis auch weiterhin im Auge
behalten.