Bündnis 90/Grüne tagten in Buchen

Freigemessener Bauschutt des KWO stand im Mittelpunkt


(Foto: pm)

Buchen. (pm) In Buchen kam dieser Tag der Kreisverband der Grünen zusammen. Auf der Mitgliederversammlung wurden u.a. Schatzmeister und Vorstandsbeisitzer nachgewählt. Die Sprecher Hans-Detlef Ott und Gabi Metzger dankten Siglinde Mack für ihre 13 Jahre lange Arbeit als Kreisschatzmeisterin und wünschten dem neuen Schatzmeister Boris Cotar sowie dem ihn folgenden Neu-Beisitzer Lorenz Minks eine gute Hand.

Hauptthema des Abends: Das Atomkraftwerk Obrigheim ist zwar abgeschaltet, aber seine Hinterlassenschaft belastet nun alle. Die erwartete Einlagerung von Bauschutt nach dem 10-Mikro-Sievert-Konzept auf der Kreismülldeponie in Buchen-Sansenhecken war für den grünen Kreisverband Anlass genug, öffentlich Fragen, Vorwürfe, Statements, Erwartungen mit Betroffenen, mit Bürgerinitiativen und den eigenen atomkritischen Mitgliedern zu diskutieren.

Zu Gast aus Schwieberdingen im Landkreis Ludwigsburg und selbst Anwohner einer zur Annahme verpflichteten Kreismülldeponie kam der Arzt Dr. Dierk-Christian Vogt, der den Grenzwert an sich und die Zuverlässigkeit der Betreiber in Frage stellt. Auch der grüne Atomexperte Gerrit Niehaus, der seit den 80er Jahren als Jurist in Atom-Aufsichtsbehörden des Bundes und der Länder tätig war und ist, begrüßte die generelle Aussprache, erklärte die komplizierten Fakten und stellte sich geduldig den Fragen.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass es die Grünen waren, die die Gefahren der Risikotechnologie Atomenergie von Anfang an richtig beurteilt hatten. Gerrit Niehaus zählte mit „Super-GAU, kein geeignetes Endlager weltweit und die Atombombe“ die 3 Hauptgründe gegen die Atomwirtschaft auf. Nach Stilllegung der Atommeiler wären diese abzubauen. Der dauerhaft „sichere Einschluss“ sei mittlerweile auf Bundesebene verboten, da zukünftigen Generationen das breite Wissen im Umgang mit Atomanlagen fehlen werde. Eine Endlagerung am Kraftwerksstandort Obrigheim wäre aber nur möglich gewesen, stellt Niehaus klar, wenn das Material sicher eingeschlossen worden wäre.

Die Sorgen der Bürger bezüglich der Zuverlässigkeit der Betreiber, der Festlegung der Grenzwerte und des Verfahrens der Freimessung werden ernst genommen. Niehaus lobt Vogt ausdrücklich dafür, dass dieser die Frage „Landwirtschaftliche Nachnutzung des Deponiegeländes“ aufgeworfen habe, denn weder der Strahlenschutz noch die Juristen hatten diese fachübergreifende Fragestellung im Fokus. Das Land habe zugehört und mit einem Moratorium umgehend reagiert.

Die Fraktionsvorsitzende der grünen Kreistagsfraktion Simone Heitz stellte klar, dass der Landkreis für den zu deponierenden Bauschutt aus Obrigheim annahmepflichtig sei und sich daher nicht verweigern dürfe. Sansenhecken sei für die Entsorgung dieser Abfälle ausreichend geeignet und zugelassen. Nur die freiwillige Annahme gegen Gebühr durch qualifizierte Dritte, wie die Deponie in Sinsheim früher, stünde theoretisch im Raum.
Diese suche man heute allerdings vergeblich. Eine bundesweit einheitliche Lösung der schwarz-roten Bundesregierung gäbe es auch nicht, stattdessen Sankt-Florian-Politik. Für die Einlagerung selbst wiederholte Heitz die Forderung nach sicherem Verschluss, Dokumentation des Lagerorts, regelmäßiger Analyse des Sickerwassers, einem Gesundheitsmonitoring und umfassender Information und zeitnaher Beteiligung der Öffentlichkeit.

Doch noch ein weiteres Atomthema wird die Bevölkerung im Neckar-Odenwald-Kreis und im Neckartal die nächsten Monate beschäftigen. Die Grünen sorgen sich, dass auf dem Kraftwerksgelände in Obrigheim noch immer 342 hochradioaktive abgebrannte Brennelemente in Deutschlands unsicherstem „Nasslager“ zwischenlagern. Dieses Nasslager, ein einfacher Betonbau mit Wasserbecken aus den 70er Jahren, entspräche von Anfang an nicht dem Stand der Technik, sei weder gegen Flugzeugabsturz, Erdbeben und erst recht nicht gegen Terrorangriffe ausreichend geschützt. Alle anderen Atom-Standorte besitzen dagegen trockene Zwischenlager mit robusten Castoren. In den nächsten Monaten solle der Umzug dieser Brennelemente, so Niehaus, „in das sicherste Zwischenlager Deutschlands“ nach Gemmrigheim erfolgen. Bei diesen beispiellosen CASTOR-Transporten soll die Wasserstraße „Neckar“ genutzt werden. Kreisrätin Heitz gibt zu bedenken, dass Schiffsfrachten in der Regel weniger unfallanfällig als Fahrten auf der Straße seien und auch sonst die Sicherheit die höchste Priorität haben müsse.

Nach einer spannenden, teilweise hitzigen Diskussion beendete Vorstandssprecher Hans-Detlef Ott die Kreismitgliederversammlung mit „Atomkraft – Nein Danke“!

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