
Lage des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union 2016. (Grafik: Fur fur/CC BY-SA 4.0)
Der Schock saß tief, als am 23. Juni 2016 die Wahlberechtigen Großbritanniens ihre Stimme abgaben und das Ergebnis wenig später publik wurde. Entgegen aller Behauptungen der Umfrageinstitute sprach sich das Vereinigte Königreich für den Austritt aus der Europäischen Union aus und sorgte damit für Besorgnis und Verunsicherung, nicht nur an den Kapital- und Finanzmärkten.
Viele Politik- und Finanzwissenschaftler entwickelten mögliche Szenarien rund um das Ausgangsprozedere und die damit verbundenen Folgen. Erst am 29. März 2017 war es dann letztendlich soweit: Tim Barrow, seinerseits britischer Gesandte, reichte den Austrittsantrag bei der Europäischen Union offiziell ein und läutete somit die Verhandlungen ein. Artikel 50 des EU-Vertrags regelt zwar die Möglichkeit des Austritts, doch detaillierte Einzelheiten müssen separat ausgehandelt werden.
All diese Verhandlungen wirken sich nicht nur auf die viel diskutieren Themen wie Finanzmarkt und Politik aus, sondern haben auch mindestens indirekte Folgen für den Sportbereich. Speziell die Fußballbranche sieht sich nun vor wachsenden Herausforderungen, wie der Sportökonom Dr. Tom Markham im Gespräch erklärt.
Infolge des Referendums wertete unter anderen das britische Pfund ab und hat bis heute den Ausgangswert noch nicht wieder erreicht. Dieses wirkt sich auch unmittelbar auf die Gehälter von englischen Spitzensportlern aus der Premier League wie Alex Sanchez und Mesut Özil aus, woraufhin einige Profifußballer die ersten Gehaltsforderungen stellen. Dadurch, dass einige Spieler zum Kern des jeweiligen Vereins gehören, Verantwortung übernehmen und zur gesamten Mannschaftsleistung erheblich beitragen, sind diese Spieler enorm wichtig für die Vereine.
Ob die Gehaltsforderungen erfüllt werden und der jeweilige Spieler gehalten werden kann, werden die Vereine Fall für Fall entscheiden müssen.
Um die Spieler in der Liga und somit die damit einhergehende Finanzstärke im Land halten zu können, haben sich bereits andere Staaten Reformen überlegt. Die Türkei beispielsweise senkte vor drei Jahren den Spitzensteuersatz der Einkommenssteuer für Profifußballer auf 15 Prozent (vergleichsweise: Deutschland 47,5%; England und Spanien 45%), wie Markham erklärt. Ob sich eine solche Steuerreform jedoch umsetzen lässt, dürfte in erster Linie in einem politischen Entscheidungsprozess enden.
Eine Antwort auf die möglicherweise harten Folgen des Brexit dürfte jedoch leichter umzusetzen sein. Im Vergleich zu anderen Fußballnationen wie Deutschland sind bislang in England nur sehr wenige Namensrechte an den Stadien der Vereine verkauft worden. Durch einen solchen Verkauf könnte mit wenig Aufwand und niedrigen bürokratischen und politischen Hürden etliche Millionen in die Vereinskassen gespült werden, die wiederum in die Spieler investiert werden könnten. In dieser Hinsicht besteht also durchaus noch ein erhebliches Potenzial.
Ob und wie der europäische Fußball und speziell die englische Premier League auf den Brexit reagieren kann, wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen.