
(Foto: Liane Merkle)
Seckach. (lm) Mit einem vollkommen neu gestalteten Festakt in der St. Bernhardkirche eröffneten die Verantwortlichen des Kinder- und Jugenddorfes das traditionelle Klingefest mit einem Gottesdienst, der von den Pfarrern Kurt Wolf und Jürgen Fränkle, musikalisch bereichert durch Julia Flath, ansprechend gestaltet war.
„Wir feiern heut‘ ein Fest“ sang die Gemeinschaft zum Entree und keiner ließ sich durch das Regenwetter verunsichern. Bereits im Gottesdienst wurde die besondere Gemeinschaft der Klingefamilie im Vertrauen auf Gott deutlich, denn man spürte die Zustimmung zur Aussage der Geistlichen: „So ist das Leben und wir machen ganz einfach das Beste daraus!“
Und dazu passend präsentierte Christa Parstorfer – unterlegt von einer Bildergeschichte – die Episode von der großen Sintflut, von Noah und seiner Arche und zwei starken symbolischen Bildern der Hoffnung: die Arche und der Regenbogen.
(Foto: Liane Merkle)
Und beide sorgten zusammen mit dem Gottesdienst-Team für einen überaus fröhlichen Eröffnungsgottesdienst, der gleichzeitig als idealer Wegbereiter für den Eröffnungsfestakt diente, bei dem sich Dorfleiter und Vorstand Alexander Gerstlauer über die gute Resonanz in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche freuen konnte.
Das war offensichtlich und er verband die persönlichen Begrüßungen neben den Mitgliedern von Aufsichtsrat, Führungskreis und Mitarbeiterschaft sowie Dorfgemeinschaft der Klinge mit seinem Dank an die betreffenden Gäste und er hob das Klingefest als besonderes Herausstellungsmerkmal einer funktionierenden Gemeinschaft hervor.
Dies sei maßgeblich den Menschen zu verdanken, die sich in irgendeiner Form in das Wirken im Dorf einbringen, vor allem den Preisträgern der Magnani-Medaille, die in diesem Jahr durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Ekkehard Brand an Alois Schmidt, und damit erstmals an ein ehemaliges Klingekind verliehen werde.
Und das sei einer der besten Beweise dafür, wie gut es sei, wenn ein ganzes Dorf sich um das Großziehen eines Kindes kümmert. Unterstützung gewähre diesem Dorf der Neckar-Odenwald-Kreis, vertreten durch den ersten Landesbeamten Dr. Björn-Christian Kleih, die politische Gemeinde mit Bürgermeister Thomas Ludwig an der Spitze, wo man immer ein offenes Ohr und gute Anregungen hat, ebenso wie bei Ekkehard Brand als Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Ehrenbürger und Bürgermeister i.R., die kirchlichen Gemeinden mit Pfarrer Kurt Wolf und Pfarrer Fränkle und nicht unerheblich auch der Koordinator und Vermittler zu den Ehemaligen Dr. Kormann mit dem Ring der Ehemaligen.
Den Kontakt der Ehemaligen zum Dorf hält Gerstlauer für sehr wichtig. Ein herzliches Willkommen galt weiter Mark Fischer von der Familienheim Buchen- Tauberbischofsheim eG, die das Dorf bei der Sanierung von Haus „Katharina“ und Haus „Goretti“ in der Kinderdorfstraße kräftig unterstützt habe und maßgeblich verantwortlich dafür sei, dass der über die Region hinaus bekannter Spielplatz rechtzeitig zum Klingefest durch ehrenamtliches Engagement im Rahmen mehrerer Social Days wieder auf Vordermann gebracht werden konnte.
Damit leitete Alexander Gerstlauer zur Zukunft des Kinder- und Jugenddorfes über, zu deren Gelingen die Klingeleitung zusammen mit dem Aufsichtsrat das Projekt „Klinge 2030“ ins Leben gerufen habe. Dabei ging es darum, konkret zu definieren wo die Reise der Klinge hingehen soll.
Man habe seit einiger Zeit damit begonnen, diese Planungen auch umzusetzen. Und diese beinhalten neben der Schaffung einer effizienteren IT Struktur in den Häusern, inkl. eines Dienstplanmanagementsystems im Serverbetrieb und der Umsetzung eines elektronischen Dokumentenmanagementsystems die grundlegende Sanierung des Kindergartens und die Neuanlage der Einfriedung des Friedhofs mit neuer Hecke.
Die Wiedereröffnung von Haus Nikolaus mit Platz für acht weitere Kinder war bereits 2023 und die weitere sehr teuere Neugestaltung des Spielgeländes konnte durch LEADER, Gemeinde und Privatspenden bereits geplant werden. Außerdem stehe die Sanierung der ehemaligen Gaststätte St. Benedikt und Umzug von Verwaltung und Bernhardsaal dorthin bevor und mit der Wiedereröffnung von Haus Pius nach Sanierung könne man im Herbst mit 134 Plätzen wieder die alte Struktur bieten.
NOKZEIT-KANAL auf Whatsapp.
Abonnieren Sie kostenlos unserenDie Häuser Delp und Kolbe werden in 2025/2026 saniert und dann wieder dem Jugendhilfeangebot zugeführt. „Natürlich wird es weiter kleinere und größere Veränderungen im Dorf geben. Denn auch wir als Kinderdorf-Gemeinschaft müssen uns den sich beständig ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen.
Aber „wir sind eine starke Gemeinschaft, Arbeiten richtig gut zusammen, entwickeln tragfähige Ideen und haben die ganz klare Zielsetzung, die Geschicke des Dorfes und unserer Einrichtung so zu steuern, dass wir unsere Aufgabe, nämlich Kindern einen guten Start in die Zukunft zu geben, möglichst gut erfüllen!“
Wie gut die Mitarbeiter der Klingefamilie diese Aufgabe erledigen, wurde nicht nur in der Laudatio von Ekkehard Brand in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender über Alois Schmidt als zu würdigenden neuen Träger der Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille deutlich, sondern gleichermaßen in den Grußworten von Bürgermeister Thomas Ludwig und Dr. Björn-Christian Kleih als Ersten Landesbeamten.
Das mit Lorena Hurjui, die mit Felicia Stromberger und István Koppányi für den gelungenen musikalischen Rahmen verantwortlich zeichnete, gemeinsam gesungene Klingelied drückte dies abschließend sehr deutlich und zukunftsweisend aus.
„Als wir hier in der Klinge waren, sah es hier natürlich noch anders aus. Wir waren in größeren Schlafsäälen untergebracht, aber unsere Freundschaften halten bis heute, obwohl wir heute schon in den 70-ern sind und schon lange in unseren eigenen Familien Kinder und Enkelkinder erleben“, Alois Schmidt hatte seine Freunde und Wegbegleiter eingeladen und begrüßte sie mit Namen und Spitznamen. Auch bedauerte er, dass der ehemalige Lehrer Peter Schmackeit nicht anwesend sein konnte, denn an ihn erinnern sich alle zu gerne.
Über die Nachricht, dass ihm die „Heinrich-Magnani-Verdienstmedaille“ verliehen werden soll, war er sehr überrascht. Wie Ekkehard Brand in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinge e.V. erläuterte, wird diese bedeutsame Würdigung durch Beschluss des Aufsichtsrates als besonderer Dank gegenüber Personen, Firmen und Institutionen verliehen, die sich in herausragender Weise durch unterschiedlichste Hilfen um die Klinge verdient gemacht haben.
Mit respektvoller Wertschätzung überreichte Ekkehard Brand in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins diese besondere Würdigung an Alois Schmidt und ein Blumenpräsent an dessen Lebensgefährtin Erika Löbe, wohnhaft in Buchen-Hainstadt, und damit zum ersten Mal an ein „ehemaliges Klingekind“.
Denn im Alter von neun Jahren war der heutige Förderer 1959 im Rahmen der Jugendhilfe in die Klinge gekommen und mit seinem überaus erfolgreichen Lebensweg könnte es sicher keinen besseren Werbeträger für das Kinder- und Jugenddorf geben.
Als er 1967 die Klinge verließ, hatte er die Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Fa. Gmeinder Mosbach in der Tasche. Einige Jahre bei der Firma Autohaus Gramling in Neckarelz förderten seinen Ehrgeiz zur Weiterbildung mittels eines betriebswirtschaftlichen Studiums. Als „Betriebswirt“ stand er bei der Firma OKW in Buchen ganze 29 Jahre in Diensten, bevor er seine eigene Firma ASK in Buchen, heute mit Sitz in Obrigheim, gründete.
Es folgten die Gründungen der Firmen Maestro Badenia Akustik & Elektronik GmbH, Flexi-Floor und IVA AG in Obrigheim, die mittlerweile von den Söhnen Manuel und Oliver geschäftsführend betrieben werden. Von Flexi-Floor sind für einige Spielgeräte auf dem Klingespielplatz Materialien zum Schutz vor Verletzungen gespendet worden.
Weiter betreibt der Geehrte zusammen mit der Firma Amco Plast GmbH in Meschede/NRW eine Kunststoff verarbeitende Firma, zu deren Kunden namhafte deutsche Automobilfirmen gehören. Diese beeindruckende Vita und Lebensleistung zeige in Kurzform den steil erfolgreichen Lebensweg von Alois Schmidt, den er trotz erschwerter Startbedingungen durch Fleiß und Zielstrebigkeit hingelegt habe und der es ihm heute ermöglicht, seine Verbundenheit zur Klinge, die ihm ein Stück Heimat war durch langjährige und bis heute andauernde Unterstützung und Halten des Kontakts zum Ausdruck zu bringen.
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Abonnieren Sie kostenlos unserenDer so gewürdigte erinnerte sich nur zu gerne an die Zeit in der Klinge, denn es sei immer etwas los gewesen und erhabe mit seinen Freunden in Haus „Susanne“ viel erlebt, und hier ein tolles Wir-Gefühl erlebt, so seien ihre sogenannten Flegeljahre als absolut „normal“ bezeichnet werden. Mit spaßigen und trotzigen Phasen. Nur zu gerne erinnerte sich Alois Schmidt an seine ersten Versuche mit der Gitarre, motiviert durch die damalige Klinge-Band und seine E-Gitarre mit dem Plattenspieler-Lautsprecher als Verstärker. Mit 13 sei er nach St. Marien umgezogen mit zwei Schlafzimmern mit acht Halbstarken unter Leitung von Herrn Baumann, der sie – nicht immer geliebt – hervorragend gefordert und gefördert habe mit dem Ergebnis der Bandgründung von „Rolling Beatles“, die überaus erfolgreich mit 100 Auftritten pro Jahr agiert habe. Mit seinem Rückblick in die Klinge-Zeit sorgte Alois Schmidt für zahlreiche Schmunzler und Lacher und es zeigte, weshalb er die Klinge bis heute so verbunden ist.