Waldbrunn. Auf Einladung der Gemeinde Waldbrunn war gestern Edgar Voigts von der Organisation St. Peters Child Care aus Johannesburg in Südafrika nach Waldbrunn gekommen, um dort von der Arbeit seiner Organisation mit AIDS-Waisen zu berichten.
Zustande gekommen war dieser Abend durch eine Aktion im Rahmen der 650-Jahrfeier des Ortsteils Oberdielbach im vergangenen Jahr. Neben einem Festbankett und einem zweitägigen Brauchtumsfest stand ein Tag ganz im Zeichen einer Benefiz-Sternwanderung zugunsten der oben genannten Organisation (NZ berichtete). Aus allen Himmelsrichtungen waren Wandergruppen aufgebrochen, um unter der Schirmherrschaft von Regierungspräsident Kühner und Landrat Dr. Achim Brötel je gelaufenen Kilometer einen Euro für Südafrika einzusammeln.
Um nun alle Unterstützer kennen zu lernen, und um neue Spenden einzuwerben, bereits der Leiter der Hilfsorganisation St. Peters Child Care derzeit Europa. Eine Station war auch Oberdielbach, wo er von Bürgermeister Klaus Schölch, Ortsvorsteher Herbert Bachert und den an der Festorganisation beteiligten Personen empfangen wurde.
Nachdem Hendryk Hilbers den Organisatoren und dem Gast aus Afrika per Diashow einige Impressionen von der Feier und der Wanderung vermittelt hatte, nutzte Edgar Voigts die Gelegenheit, um den Odenwäldern im Namen der von seiner Organisation betreuten Kindern für die Unterstützung zu danken. Anschließend stellte er St. Peters Child Care, die Hintergründe und das Konzept der Hilfe vor. Außerdem berichtete er in faszinierender Manier vom Leben in Südafrika, den Problemen des Lands, aber auch den vielen positiven Entwicklungen seit dem Ende des Apartheid-Regimes.
Gegründet wurde St. Peters Child Care von der gleichnamigen Kirchengemeinde im Jahr 2001. Nachdem sich die Gemeindemitglieder schnell einig waren, den vielen AIDS-Waisen helfen zu wollen, ging der Frage der Hilfeform eine längere Diskussion voraus. Es wurden verschiedene bereits existierende Einrichtungen besichtigt. Dabei wurde schnell klar, dass man Hilfe jenseits von Waisenhäusern und Kinderheimen leisten wollte. Es kristallisierte sich heraus, dass es in den genannten Einrichtungen oft an der Liebe zum einzelnen Kind mangelt, da die Betreuung im Schichtbetrieb von verschiedenen Bezugspersonen geleistet wird. Gerade in der südafrikanischen Gesellschaft mit ihren Brüchen und sozialen Problemlagen wie Arbeitslosigkeit, Armut, Gewalt, erkannten die Entscheidungsträger, dass keine Einrichtung die „Liebe einer Mutter“ ersetzen und ein Zuhause schaffen kann, berichtete Voigts. Um diesem Mangel zu begegnen beschloss man daher, Familien zu gründen.
Um den Waisenkindern, die von der staatlichen Wohlfahrt an St. Peters Child Care vermittelt werden, langfristige persönliche Bindungen an ihre „neuen“ Mütter zu garantieren und so die Vermittlung von Werten zu schaffen, wurde ein Kriterienkatalog erstellt, dem die Frauen, die Mutter innerhalb der Organisation werden wollten, entsprechen müssen.
So müssen die Frauen in der Regel über 45 Jahre alt sein und sollten selbst keine Kindern haben, die jünger sind als 16 Jahre. Die Bewerberinnen werden zuerst von der Organisation und anschließend von der staatlichen Wohlfahrt geprüft bzw. geschult und erreichen dadurch eine hohe Qualität, die insbesondere auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Im Gegensatz zu anderen Institutionen ende die Betreuung bei St. Peters Child Care nicht mit der Volljährigkeit der Kinder. Wie in echten Familien, ist die Mutter auch später für die von ihr adoptierten Kinder da.
Um zu verhindern, dass die Familien durch ihre Wohnumgebung stigmatisiert werden, achtet man vonseiten der Organisation darauf, dass die verschiedenen Familien, zu der neben der Mutter bis zu fünf Kindern gehören, dezentral, also in ganz normalen Wohngebieten untergebracht werden. Hierin unterscheide man sich von anderen Einrichtungen, die Kinderdörfer gründen und so die Problemlagen zentralisieren, erläuterte Edgar Voigts.
Um die Versorgung der Familien zu gewährleisten, ist St. Peters Child Care auf Spenden aus Europa, aber auch südafrikanischer Kirchengemeinden angewiesen. So gebe es bereits mehrere Gemeinden, die Patenschaften und damit die Verantwortung für die materielle und soziale Versorgung der Mütter und ihrer Kindern übernommen haben.
In Deutschland habe man inzwischen einen Freundeskreis gegründet, der versucht im wohlhabenden Europa für Spenden und Patenschaften zu werben.
Mit Schilderungen des Alltags „seiner“ Familien und Informationen rund um Südafrika zog Edgar Voigts die Zuhörer in seinen Bann. Viele Fragen zum Zusammenleben der Menschen verschiedenen Kulturen und Hautfarben beantwortet er unterhaltsam und informativ. Die Waldbrunner nutzen diese einmalige Gelegenheit sehr rege, sodass am Ende kaum ein Thema nicht angeschnitten worden war.
Bürgermeister Klaus Schölch dankte dem weitgereisten Gast für seine Ausführungen und versprach, dass man vonseiten der Gemeinde alle Möglichkeiten ausschöpfen werden, um auf dem Winterhauch für Unterstützung für St. Peters Child Care zu werben.
Am Donnerstag stand dann eine Rundfahrt durch die Waldbrunner Ortsteile auf dem Programm. Der Besuch der Katzenbuckelt-Therme war dabei Höhepunkt dieser Sightseeing-Tour, bevor der südafrikanische Gast nach Kaiserslautern aufbrach.
Spendenkonto:
Freundeskreis St. Peter´s Child Care e.V.
Konto: 200 012 144
Bank: KSK-Schwalm-Eder
BLZ: 520 521 54
Edgar Voigts (li.) aus Johannesburg in Südafrika besuchte Waldbrunn und stellte dabei die Hilfsorganisation St. Peter´s Child Care vor, die AIDS-Waisen ein Zuhause gibt. Bürgermeister Klaus Schölch empfing den Gast und stellte Waldbrunn vor. (Foto: Hofherr)
Infos im Internet:
www.homes4kids.de
www.stpeterschildcare.org.za