40 Jahre Grundschule Schloßau – 50 Jahre Grundsteinlegung neue Schule Schloßau
von Thomas Müller – Heimatbuch Schloßau
Heute werden im modernen Schulgebäude 58 Kinder von sechs Lehrern unterrichtet. (Foto: pm)
Schloßau. Erinnern wir uns nur etwa ein halbes Jahrhundert zurück, so hatte ein Dorf dann eine Vorrangstellung, wenn es dort noch eine eigene Volksschule mit einem Dorflehrer gab. Dies war nicht immer so, denn die Entwicklung, hin zur öffentlichen Schule war ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog.
Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Schulen eine private Einrichtung der Gemeinde und zu jener Zeit waren die meisten Erwachsenen kaum in der Lage ihren Namen korrekt zu schreiben. Zudem war nur in der kalten Jahreszeit Unterricht, wenn die Feldarbeit ruhte. Sofern in der Gemeinde kein geeignetes Gebäude zur Verfügung stand, zog ein „Lehrer“ von Hof zu Hof. Dort unterrichtete er die Kinder sowie interessierte Erwachsene in der guten Stube. Als Entlohnung erhielt er hierfür meist Naturalien.
Über die Zeit der Feldarbeit, musste er sich jedoch andere Einkommensmöglichkeiten suchen, da für einen Schulunterricht keine Zeit war. Die Gemeinde bestimmte wer unterrichten durfte, ohne größere Rücksicht auf Allgemeinwissen und pädagogisches Talent des „Lehrers“. Handwerksleute, manchmal auch der Mesner in Zusammenarbeit mit dem Seelsorger waren hierfür natürlich prädestiniert. Konnte jemand gut reden, wurde er gerne als Lehrer eingesetzt. Im Jahr 1682 wurde schließlich durch eine kurmainzische Verordnung, die allgemeine Schulpflicht eingeführt, was in den Dörfern zu einschneidenden Veränderungen führte:
Nun galt es nämlich feste Lehrräume einzurichten, einen Dorflehrer anzustellen und die Feldarbeit musste in Einklang mit dem Schulunterricht gebracht werden. Es entwickelte sich hieraus der Sonntagsunterricht, wenn die Feldarbeit pausierte. In den Lehrräumen herrschte Disziplin, die auch gerne mit der „Ruthe“ durchgesetzt wurde. Wer den Lehrer mit Naturalien köderte, hatte diesbezüglich gewisse Vorteile und wurde nicht so hart getadelt.
Für das Dorf Schloßau ist anzunehmen, dass seit dem Ende des 17. Jahrhundert , spätestens aber seit Beginn des 18. Jahrhundert , eine eigene Schule bestand. Das erste Schulhaus in Schloßau wurde in den Jahren 1817/18 zwischen der Kapelle (heutige Kirche) und dem ehemaligen Rathaus erbaut. Es war ein einstöckiges Haus aus Holz, mit Stroh gedeckt, das nur einen Unterrichtssaal hatte. Der Lehrer wohnte unentgeltlich im Nachbargebäude, dem ehemaligen Schloßauer Rathaus.
Das alte Schulhaus, hier ein Bild aus dem Jahr 1901, wurde bis in die 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts genutzt. (Foto: pm)
Unter der Schule war ein Keller wo früher Kühe und Rinder des Lehrers untergebracht waren. Ein Schweine- und Hühnerstall wurden einige Zeit später an das Schulgebäude angebaut, wobei gerade die Geruchsemissionen häufig für Klagen gegenüber der Gemeindeverwaltung sorgten. Im Jahr 1829 gab es unter den 692 Einwohnern in Schloßau immerhin 90 Schulkinder. Aufgrund stark wachsender Schülerzahlen und nur einem Lehrsaal, war das Schulhaus um 1870 nicht mehr zeitgemäß und die 145 Schüler gaben Anlass einen zweiten Lehrer sowie einen zusätzlichen Lehrsaal anzustreben. Daher wurde 1877 ein neues Schulhaus mit zwei Lehrräumen an gleicher Stelle errichtet, das fortan bis 1964 als Volksschule und Wohnstätte der Lehrer genutzt wurde, denn zeitweise gab es einen Haupt- und einen Unterlehrer. Danach zogen Schüler und Lehrer in das dritte Schloßauer Schulgebäude am Dorfausgang Richtung Mudau.
Durch die Schulreform der 1960er Jahre verloren in der heutigen Gemeinde Mudau alle Dörfer bis auf Mudau, Schloßau, Reisenbach, Scheidental, sowie zum Teil auch Steinbach ihre eigenen Volksschulen.
Durch das Gesetz zur Vereinheitlichung des Schulwesens im Jahre 1966 wurden die Einklassenschulen mit ihren acht Schuljahrgängen aufgelöst, die Volksschulen in Grund- und Hauptschulen zweigeteilt, das 9. Schuljahr eingeführt und der Schulbeginn von Ostern auf den Spätsommer verlegt. Für die Gemeinde Schloßau hatte dies zur Folge, dass Hauptschüler mit der neu eingeführten 9. Klasse, in der Hauptschule in Mudau unterrichtet wurden, was anfänglich für heftigen Widerstand in Schloßau sorgte.
Eine weitere Schulreform, Anfang der 1970er Jahre und der starke Rückgang der Schülerzahlen führten letztendlich auch zur Schließung der einklassigen Dorfgrundschulen in Reisenbach und Scheidental. Da Schloßau über ein modernes, neues Schulgebäude verfügte, wurde mit dem Schuljahr 1973/74 eine „Grundschule im Nachbarschaftsverband“ eingerichtet, die seither von den Schülern aus Schloßau mit Waldauerbach, Ober- und Unterscheidental, und Reisenbach besucht wird. Heute besuchen 58 Kinder die Schule; an der sechs Lehrkräfte beschäftigt sind.
Trotz stark schwankender, sowie weiter rückläufigen Schülerzahlen hat sich die Grundschule Schloßau bis in die heutige Zeit bewährt. Lehrkräfte, Schüler, Eltern, Elternbeirat und die Vorschüler des nahe gelegenen Kindergartens im alten Schulgebäude, pflegen einen engen Kontakt zueinander.
Am 09. Juni feiert Schloßau mit einem großen Schulfest 40 Jahre „Grundschule Schloßau im Nachbarschaftsverband“ und zugleich 50 Jahre Grundsteinlegung des 3. Schulgebäudes in Schloßau. Neben einem ansprechenden Programm der Schüler, Lehrer und des Elternbeirats wird auch die neue Motorikanlage im Außenbereich der Turnhalle eingeweiht. Zudem gibt es eine Bilderausstellung ehemaliger Schulklassen sowie Wissenswertes aus 40 Jahren Schulgeschehen zu bestaunen. Die gesamte Bevölkerung sowie alle ehemaligen Schüler sind hierzu herzlich eingeladen.
Mitte der 60-er Jahre löste dieses Gebäude die alte Schule ab. (Foto: pm)