Der Kreis liegt deutlich besser als der Trend im Regierungsbezirk und im Land. Aber: Erneuter Bevölkerungsrückgang um 3.348 Personen.
Mosbach. Jetzt liegen sie endlich vor, die lange erwarteten Daten aus dem Zensus 2011. Nach den Erhebungen des Statistischen Landesamtes haben zum Stichtag 9. Mai 2011 im Neckar-Odenwald-Kreis demnach insgesamt 142.810 Menschen gelebt. Im Vergleich zu den bisher angenommenen amtlichen Zahlen für das Jahr 2011 (146.158) sind das 3.348 Personen weniger. In Prozentpunkten ausgedrückt entspricht das einem Minus von 2,3 %. Landesweit ist die Bevölkerungszahl nach den Angaben des Statistischen Landesamtes hingegen um 2,8 %, im Regierungsbezirk Karlsruhe sogar um 3,2 % gesunken.
Im Landratsamt in Mosbach freut man sich insbesondere darüber, dass jetzt tatsächlich aktuelle Zahlen zumindest für den Bewertungsstichtag 9. Mai 2011 verfügbar sind. „Das ist eine wichtige Bezugsgröße gerade auch für den kommunalen Finanzausgleich“, so Landrat Dr. Achim Brötel in einer ersten Bewertung. Allerdings dürfe man die absoluten Zahlen auch nicht überbewerten. Sowohl die Vergleichszahl aus dem Jahr 2011 wie auch die Zensus-Zahl könnten nämlich fehlerhaft sein. Der Zensus spiegele insbesondere keine erneuten Verluste wider, sondern korrigiere lediglich die bisher zu Grunde gelegten amtlichen Zahlen nach unten. Welche Auswirkungen das in finanzieller Hinsicht für den Neckar-Odenwald-Kreis habe, sei im Moment auch „reine Kaffeesatzleserei“. Es werde zwar sicher zu Verschiebungen kommen. Angesichts der Tatsache, dass der Neckar-Odenwald-Kreis besser als der Landes- und auch besser als der Regierungsbezirkstrend liege, lasse das allerdings zumindest keine größeren Verwerfungen befürchten. Klar sei aber, dass der Neckar-Odenwald-Kreis in den letzten Jahren deutlich an Einwohnern verloren habe. Daran gebe es nichts zu beschönigen. Vielerorts seien die Rückgänge auch bereits ohne Weiteres wahrnehmbar.
// ]]>
Sehr viel aussagekräftiger sei jedoch der Trend. Wenn landesweit die Bevölkerungszahl um 2,8 % und im Regierungsbezirk Karlsruhe sogar um 3,2 % nach unten korrigiert werden muss, schneide der Neckar-Odenwald-Kreis mit 2,3 % hier doch um Einiges besser ab. Landrat Dr. Achim Brötel: „Das belegt eindeutig, dass es eben nicht so ist, dass bei uns ganze Heerscharen auf gepackten Koffern sitzen würden. Wir haben es vielmehr schon seit vielen Jahren mit einer Entwicklung zu tun, dass insbesondere Abiturientinnen und Abiturienten nach dem Studium, aber auch andere junge Menschen mit einer höherqualifizierten Ausbildung leider im Kreisgebiet keine adäquate Beschäftigungsmöglichkeit finden. Das ist in den letzten 20 Jahren durch Zuzüge aufgrund von Wanderungsbewegungen innerhalb Deutschlands, aber auch von Ost-West-Wanderungen immer wieder ausgeglichen, ja teilweise sogar überkompensiert worden. Jetzt fehlen uns gerade diese Zuzüge. Das macht eine Entwicklung im Grunde also nur sichtbar, die es so aber auch früher schon gegeben hat“.
Für Panikmache, so der Landrat, bestehe deshalb ganz sicher keine Veranlassung. Im Gegenteil. Die Erhebungen des Statistischen Landesamtes hätten vielmehr klar aufgezeigt, dass es sich um eine allgemeine Entwicklung handele, die in anderen Teilen des Regierungsbezirks und des Landes sogar noch sehr viel gravierendere Auswirkungen habe als im Neckar-Odenwald-Kreis. Der Ländliche Raum sei jedenfalls viel besser als sein Ruf. Deshalb komme es jetzt entscheidend darauf an, die großen Zukunftsfelder konsequent weiter zu bearbeiten. Dazu zähle etwa der weitere Ausbau der Kleinkindbetreuung, sowie der Breitbandversorgung und der Verkehrsinfrastruktur genauso wie attraktive Bildungsangebote, die Duale Hochschule in Mosbach und die dauerhafte Sicherstellung einer hochwertigen medizinischen Versorgung im gesamten Kreisgebiet. „Unser größtes Pfund sind eh die Menschen, die im Neckar-Odenwald-Kreis leben und sich auf eine wirklich beispielhafte Weise ehrenamtlich für andere engagieren. Diesen Menschen fühlen wir uns auch seitens der Kommunalpolitik in besonderer Weise verpflichtet. Wir sollten unseren Weg deshalb unbeirrt weitergehen und gerade mit Blick auf die Zukunft das Leitbild beherzigen, das uns auch in das Haushaltsjahr 2013 getragen hat: Mehr Zuversicht wagen“.
Die Volkszählung „Zensus 2011“, deren Ergebnisse jetzt bekannt gegeben werden, war eine Gebäude- und Wohnungszählung sowie eine stichprobenartige Befragung der Bevölkerung, um wichtige Basisdaten zu Alter, Familienstand, Schulbildung, Berufstätigkeit und mehr zu erheben. Korrekte Daten sind wichtig als Grundlage für Planungen und wichtige strukturpolitische Entscheidungen. Die letzte Volkszählung erfolgte 1987 in den alten Bundesländern, die Daten aus den neuen Bundesländern sind noch älter.
Bundesweit wurden ab dem 10. Mai 2011 stichprobenartig rund zehn Prozent der Bevölkerung befragt, im Neckar-Odenwald-Kreis rund 15.000 Personen. Freiwillige wurden eigens als Interviewer ausgebildet und dem Statistikgeheimnis und dem Datenschutz verpflichtet. Angaben aus dem Zensus 2011 gehen ausschließlich an das Statistische Landesamt und dürfen nicht an Dritte – auch nicht ans Finanzamt, die Polizei oder die Meldestellen – weitergegeben werden.
Insbesondere die korrekten Einwohnerzahlen sind für die Kommunen von großer Bedeutung: Im Rahmen des Kommunalen Finanzausgleichs erhalten sie als finanzielle Grundlage ihrer Selbstverwaltung Landesmittel aus dem großen Topf der Gemeinschaftssteuern. Die Höhe der Ausgleichszahlungen berechnet sich unter anderem aus der Anzahl der Einwohner. Weniger Einwohner können also weniger Einnahmen bedeuten – was aber auch von den Entwicklungen in den anderen Kommunen abhängt.