Mediziner „alter Schule“ geht in Rente

Abschied nach 26 Jahren an der Klinik für Innere Medizin in Mosbach

Zipse Frohmut Mittelformat

Chefarzt Dr. med. Frohmut Zipse. (Foto: LRA)

Mosbach. (lra) Wenn Dr. med. Zipse am 14. Juni nach 26 Jahren verantwortungsvoller Tätigkeit als Chefarzt der Inneren am Krankenhaus Mosbach in den Ruhestand verabschiedet wird, steht zunächst die Frage im Raum, ob heutige Ruhestandsregelungen noch den Gegebenheiten unserer Zeit entsprechen. Bei dem hohen Maß an Vitalität und Spannkraft, mit dem sich der beliebte Chefarzt auch in seinem 66. Lebensjahr präsentiert, findet es nicht nur Andreas Duda als Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken „schwer zu akzeptieren, künftig auf eine in vielerlei Hinsicht so wichtige Stütze unseres Hauses verzichten zu müssen“.

Im Gespräch wirkt der 1948 in Karlsruhe geborene Internist jünger und mit viel mehr Empathie ausgestattet als mancher, der 20 Jahre weniger Berufsleben auf dem Buckel hat. Er zeigt nach wie vor viel Freude am Arztberuf, keinerlei Anzeichen von Ermüdung, jede Menge Erfahrung und Einfühlungsvermögen. So, wie ein Arzt sein soll, dem man Vertrauen schenkt. Auf ein „Wie schade, dass Sie aufhören“ antwortet er mit einem hintergründigen Schmunzeln. Seine Einlassungen geben ihn nicht als „alten Mediziner“, wohl aber als Mediziner der „alten Schule“ zu erkennen.

Nach dem Medizinstudium in Düsseldorf (1969-75) absolvierte Frohmut Zipse seine internistische Ausbildung am Klinikum Barmen in Wuppertal. An dieser Großklinik der Maximalversorgung blieb er auch in den Folgejahren, ab 1982 als Oberarzt.

Am 1. Juni 1987 nahm er dann die Chefarztposition an der Klinik für Innere Medizin in Mosbach an, damals noch gemeinsam mit Dr. Ingo Sippel, der 2004 ausschied.

Rückblickend beschreibt Chefarzt Dr. Zipse seine Berufsjahre in Mosbach als „erfüllende und schöne Zeit. Ich habe hier sehr gerne gearbeitet, vom ersten Tag vor 26 Jahren an bis heute.“

Befragt auf die Werte und Wichtigkeiten, die er als Mediziner angestrebt habe, bedarf es für die Antwort keiner langen Überlegung: „Mir war es sehr wichtig – und das habe ich als Führungskraft auch versucht, jüngeren Kollegen weiterzugeben – meinen Beruf mit viel Empathie und Zuneigung gegenüber meinen Patienten auszuüben. Gerade in unserem Fachgebiet der internistischen Medizin halte ich es für unabdingbar, erkrankte Menschen mit ihrer gesamten Persönlichkeit zu sehen und zu begreifen. Denn oft geht es bei internistischen Erkrankungen um mehr als um klar definierbare oder isolierte Funktionen.“




Modische und vermeintlich zeitgemäße Begriffe seiner Berufswelt zerpflückt Chefarzt Zipse mit der Empörung eines Mannes, der unter „alter Schule“ in erster Linie „Verantwortungsbereitschaft und Hingabe“ versteht. So kritisiert er den derzeit oft benutzten Begriff der „personalisierten Medizin“ als „einseitig und technologisch überfrachtet“. Er führt dazu aus: „Es ist ohne Frage für die Prävention und Therapie von Krankheiten von großem Vorteil, die persönliche genetische Situation jedes einzelnen Patienten möglichst gut zu kennen. Dieser Schlüssel wird in der Praxis bisher aber nur einer sehr kleinen Anzahl an Ärzten und Patienten in die Hand gegeben. Im Hier und Jetzt muss eine ‚personalisierte Medizin’ vor allem bedeuten, dass wir unsere Patienten in ihrer Lebenssituation erfassen und ihnen helfen, verlorene gegangene Gleichgewichte wieder herzustellen.“

Auch die Rede vom „Patienten als Kunden“ bringt Chefarzt Zipse in Rage: „Die Menschen kommen doch nicht ins Krankenhaus, um sich ein Auto zu kaufen oder eine neue Bauchspeicheldrüse. Sie kommen als Hilfesuchende weil sie leiden. Der Kundenbegriff aus der Wirtschafts- und Warenwelt ist da völlig verfehlt. Wenn man allerdings, was unübersehbar der Fall ist, die Medizin dem Diktat der Wirtschaftlichkeit immer stärker und rigoroser unterstellt, sind solche sprachlichen Fehlgriffe und Irreführungen naheliegend.“

Was Dr. Zipse an Verantwortungsbereitschaft von der Ärzteschaft fordert, hat er selbst über viele Jahre praktiziert und vorgelebt. Von seinem Team wurde er als „Chef“ erlebt, der „immer präsent und ansprechbar war. Ein Mann der klaren Ansagen und der in jeder Situation vorhandenen Hilfsbereitschaft. Er hat gefordert und gefördert“. So die Worte von Dr. med. Wolfgang Teinert, Leitender Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin in Mosbach.

Als Privatmann fühlt sich Dr. Zipse seit langem in seinem Zuhause in Wagenschwend, einem Ortsteil der Gemeinde Limbach, wohl. Er wohnt dort seit 1987 und genießt es, den Wald für ausgedehnte Spaziergänge unmittelbar vor der Tür zu haben. Seine beiden Kinder sind lange schon erwachsen und gehen ihre eigenen Wege. Im Jahr 2004 musste Herr Dr. Zipse den Krebstod seiner ersten Frau hinnehmen. Seit 2009 ist er wieder verheiratet. Einen Umzug oder Wegzug aus der Region hat er auch nach der Beendigung seiner Krankenhaustätigkeit nicht geplant: „Wir fühlen uns hier wohl und ich mag den Menschenschlag der Neckar-Odenwald-Region. Soweit sich keine praktischen Gründe für einen Umzug aufdrängen, werden wir also weiter da bleiben, wo es uns gut geht.“

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