(Foto: Liane Merkle)
Mudau. (lm) Einige unbeschwerte Stunden bot die Mudauer Kolping-Theater-Truppe während der zwei „ausverkauften“ Vorstellungen des Faschenaachtsspiels „Die Prunksitzung“. Zu Beginn erläuterte Regisseur Klaus-Erich Schork die Geschichte der sogenannten Faschenaachtsspiele, die seit dem 15. Jahrhundert eine gemeinsame Tradition von Faschenaacht und Laientheater dokumentieren. Denn in diesem Spiel lebte die Freiheit der Fastnacht, wo die Sexualität beherrschendes Thema war und alles, was im Alltag tabuisiert wurde, konnte überzogen und begleitet von deftigen Ausdrücken zur allgemeinen Erheiterung beitragen. Die Laiendarsteller der Kolpingfamilie Mudau beherrschten den Ausdruck von Komik und Mimik perfekt und wurden mit viel Szenenbeifall und lautstarkem Gelächter aus den Reihen des Publikums belohnt. Es war aber auch zu komisch dargestellt, wie die Riege der „aalde Mudemer Weiber“ das Macho-Gehabe der Elferrats-Männer in Person von Präsident Walter Schultes (Stefan Galm), Kassier Karlo Wack (Timo Huberty) und Elferrat Erich Dülles (Mario Gaibler), knackte und an den alten Spruch erinnerte: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Ursprünglich wollten der Elferrat der Halbherrn wie jedes Jahr seinen Vereinsausflug zur „Trockensitzung“ im benachbarten Donebach machen. Doch anscheinend hatten sie heftig „vorgeglüht“ und machten eine fast unbegrenzte Zwischenstation in der berüchtigten Bar „Oh Donna Klara“, wo sie im Suff die komplette Vereinskasse auf den Kopf stellten.
Da die Hallenmiete für die bevorstehende Prunksitzung im Voraus zu bezahlen ist, die Vereinskasse aber leer und das Erinnerungsvermögen der Herren eher schlecht, wurde deren Stellung gegenüber der „Aalden Weiber“, bestehend aus Walters Mutter Röschen – alias Michaela Kistner – und seiner Ehefrau Lotte – personifiziert von Andrea Thier, Ursula Link als clevere Kassiererin Hermine Kugel sowie Corinna Schwing als couragierte Wilma Dülles schwierig. Die weibliche Fastnachtsriege hatte sich über Jahre mit dem viel zu kleinen Pfarrsaal begnügt und wollte nun nach einer langen Zeit des Sparens auch eine größere Veranstaltung in der von den Männern beanspruchten Odenwaldhalle anbieten. Und clever wie Mutter Röschen war, fädelte sie mit der Bezahlung der Halle auf Rechnung der Damen auch entsprechendes ein. Als Glücksfall erwies sich dabei auch der „verschnupfte“ Alterspräsident Hugo, perfekt dargestellt von Gerald Hemberger“, der als Büttenass und einziger Großsponsor, enttäuscht war, dass er seine verheulte Enkelin Kathrinchen (Martina Drabinski) nicht als Prinzessin bei der Halbherren-Sitzung unterbringen konnte. Und dann hatte der männliche Elferrat auch noch jede Menge Probleme mit der sehr von sich überzeugten Schachtel Eusebia Pliesemann (dargestellt von Anette v. Wedel), die – unwissend über das finanzielle Desaster der Halbherrn – ihre Chance sah, sich als Fastnachtsprinzessin würdig ansprechend einzukleiden.
In weiteren Rollen glänzten Daniel Herkert als Travestikünsteler Donald Klar und Gudrun Westenhöfer als Bartänzerin Mattelene. Als Souffleuse zeichnete Alexandra Meixner und für die Maske Beate Volk verantwortlich.
Lang anhaltender Beifall am Ende der mehr als gelungenen Vorstellung war Zeugnis für die Begeisterung des Publikums.