Depressionen gelten als Zivilisationskrankheit der Moderne. Die Zahl der Menschen, die unter Depressionen leiden, ist alarmierend hoch und steigt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) konstant. Nach einer Studie der WHO waren im Jahr 2015 rund 322 Millionen Menschen weltweit von dieser psychischen Krankheit betroffen, 18 Prozent mehr als noch 10 Jahre zuvor. Das entspricht 4,4 Prozent der Weltbevölkerung. Wissenschaftler untersuchen, welche Therapieformen am wirkungsvollsten sind. Außer Behandlungsansätzen mit Antidepressiva kommen alternative Formen auf den Prüfstand; so wird beispielsweise untersucht, welchen Einfluss Haustiere auf die Psyche ihrer Besitzer haben.
In kaum einem anderen europäischen Land leben so viele Haustiere wie in Deutschland: Mit 30 Millionen tierischen Freunden liegt Deutschland hinter Russland und Italien auf Platz 3 im europäischen Ranking. Nach wie vor ist die Katze mit 12,5 Millionen Exemplaren in den deutschen Haushalten das beliebteste Haustier, dicht gefolgt vom Hund mit 11,5 Millionen. So werden mit Haus- und Kleintierbedarf in Deutschland knapp 5 Milliarden Euro Umsatz gemacht und Haustiere haben in vielen Familien den Status eines Familienmitgliedes. Viele Haustierbesitzer gehen davon aus, dass ihr Haustier mit ihnen kommunizieren möchte, und suchen sich teils sogar spirituelle Hilfe, um verstehen zu können, was ihr Tier ihnen sagen möchte. Deshalb bieten u. a. bei Questico Berater ihre Hilfe bei der Tierkommunikation an, wobei auf telepathischem Wege ergründet werden soll, was das Tier seinem Besitzer mitzuteilen versucht.
Auch wenn Millionen Menschen unter ihnen leiden, sind psychische Erkrankungen immer noch ein Tabuthema in westlichen Gesellschaften. Dabei versuchen zahlreiche Institutionen zum jährlichen Tag der Seelischen Gesundheit, Aufmerksamkeit auf die Problematik zu lenken und zu zeigen, dass die Betroffenen mit ihrer Erkrankung nicht alleine sind. Schließlich können Depressionen jeden treffen und das Thema wird in unserer heutigen Leistungsgesellschaft immer akuter.
Britische Forscher haben nun eine Übersichtsarbeit zur Korrelation von Haustieren und psychischen Erkrankungen vorgelegt. Dazu haben sie neun Datenbanken durchsucht und über 8.000 relevante Artikel identifiziert, von denen sie 17 in der Übersichtsarbeit analysiert haben. Für die beteiligten Wissenschaftler der Universitäten von Manchester, Southampton und Liverpool ergab sich das Bild, dass die Menschen durch den Kontakt mit ihrem Haustier besser mit ihren Gefühlen umgehen können und nicht so stark unter Einsamkeit leiden. Vor allem alleinstehende Menschen würden demnach von dem Umgang mit Tieren profitieren, denn Letztere vermitteln ihnen Normalität und geben ihnen das Gefühl, dass sie gebraucht werden.
Trotz alledem ist die Anschaffung eines Haustieres kein Allheilmittel bei psychischen Erkrankungen. Im Gegenteil: Der finanzielle Aspekt und die Verantwortung für das Tier können negative Gefühle mitunter gar verstärken. Deshalb ist auf tiefergehende Studien zu hoffen, die Art und Ausmaß der Mensch-Tier-Beziehung näher beleuchten und dabei auch untersuchen, ob und wie Tiere förderlich für die psychische Gesundheit sein können.
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