(Foto: pm)
Produkte der Firma Appel GmbH aus vielen Autos nicht wegzudenken
Lauda-Königshofen. (pm) Den meisten dürfte der Firmenname Appel eher unbekannt sein. Doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man schon einmal mit den Produkten des Familienunternehmens aus Lauda-Königshofen in Berührung gekommen ist.
Es gibt Bauteile an einem Auto, deren Nutzen man nicht hinterfragt. Sie sind einfach da und leisten jahre- oder jahrzehntelang zuverlässige Dienste. Eine Lenkradverkleidung gehört beispielsweise dazu, aber auch Einlegematten für Ablagen im Fahrzeug und Konsolenbauteile sind unverzichtbare, aber unauffällige Komponenten. Erst, wenn all diese Dinge fehlen oder sich abnutzen, wird deren Bedeutung klar.
Teilweise kann durch fehlerhafte Teile ein immenser Schaden entstehen: Offen zugängliche Kabel können beispielsweise zur akuten Gefahr für Leib und Leben werden. Aber auch das Eindringen von Feuchtigkeit verursacht mitunter schwerwiegende technische Probleme.
Die Appel GmbH mit idyllischem Sitz zwischen Königshofen und Sachsenflur hat sich auf genau solche Teile aus Elastomer- und Kunststofftechnik spezialisiert. Das Portfolio reicht von Milchschläuchen über Auto-Lenkstockverkleidungen bis hin zu Dichtungen und Bauteilen für den Sanitärbereich.
Ein bewährtes Familienunternehmen
1956 von Bruno Appel und einem Partner auf dem Gelände einer ehemaligen Wassermühle gegründet, zählt das Unternehmen heute mehr als 400 Mitarbeiter an drei Standorten – neben Lauda-Königshofen sind dies noch Boleslawiec (Polen) bei Görlitz und Gedern im Wetteraukreis.
„Vor 65 Jahren hat mein Großvater hier im Taubertal die ersten Gummiformteile hergestellt. Zuvor wurden auf dem weitläufigen Firmengelände Getreide und Gewürze gemahlen, Holz gesägt und zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die umliegenden Ortschaften sogar Strom erzeugt“, berichtete eingangs Michael Appel, der die Firma gemeinsam mit seinem Vater Jürgen leitet.
Dass man mittlerweile zu einem wichtigen Lieferanten für die Automobilbranche geworden sei, sorge für ein verlässliches Standbein. „Wir haben uns nie von bestimmten Herstellern abhängig gemacht und stehen der gesamten Branche als kompetenter Partner zur Seite. Da wir vom Rohstoffeinkauf über die eigene Mischungsherstellung der Elastomere sowie der Konstruktion und Entwicklung der Bauteile alles im eigenen Hause darstellen können, haben wir eine hohe Wertschöpfung in der Gruppe.
Durch die zentrale Lage in Europa nutzen wir logistische Vorteile. Die Betreuung unserer Kunden ist auf kurzen Wegen möglich. Das macht uns relativ krisensicher“, erläuterte Jürgen Appel bei einer Präsentation mit Bürgermeister Dr. Lukas Braun und Fachbereichsleiterin Sabine Baumeister, und ergänzte: „Unser Spezialgebiet sind Elastomer- und Kunststoffbauteile außerhalb des Motorraums.
Für die Firma ist es daher unerheblich, ob es sich um einen klassischen Verbrennungsmotor oder ein E-Auto handelt. Wir beobachten, dass der aktuelle Rohstoffmangel in der Automobilbranche für Verzögerungen in der Herstellung sorgt. Für eine größere Flexibilität und wirtschaftliche Rationalisierung möchten wir Lieferketten, wo es möglich ist, verringern.“
Audi, Volkswagen, Skoda, Ford, Mercedes, ja sogar Kultmarken wie Lamborghini griffen auf die bewährten Produkte aus Lauda-Königshofen zurück. Für bestimmte Mercedes-Benz-Modelle liefere man beispielsweise eine Schlüssel- und Brillenablage im edlen Design. „Darüber hinaus haben wir kürzlich eine rutschhemmende Halterung für Smartphones auf den Markt gebracht, die in zahlreichen Modellen eingesetzt wird“, fügte Sohn Michael hinzu.
„Das Produkt und sein Nutzen sind sofort verständlich, wird von den Kunden gezielt nachgefragt und bedient eine große Zielgruppe. Die Nachfrage nach der neuen Handy-Schale mit Grip ist anhaltend groß“, freuten sich die beiden Geschäftsführer. Auch für den neuen Landrover Defender habe man etliche Formteile konstruiert, die direkt im Lauda- Königshöfer Werk gefertigt werden.
Dass man auch Saudi-Arabien und China mit Produkten beliefere, sieht Jürgen Appel als einen Beweis für die Qualität und Zuverlässigkeit der eigenen Produkte. Vielerorts werde im Ausland versucht, vergleichbare Kunststoffteile herzustellen – „doch an die lange Haltbarkeit und Zuverlässigkeit, die man von Produkten aus dem Hause Appel gewohnt ist, kommen sie nicht heran“, sind die Appels überzeugt. „Die Firmen setzen daher ganz gezielt auf unsere Produkte, denn wir stehen für Verlässlichkeit und qualitativ hochwertige Produkte.“
Der Fachkräftemangel ist ein Problem
Beim Vor-Ort-Besuch im Rahmen der Wirtschaftsförderung zeigten sich Bürgermeister Dr. Lukas Braun und Fachbereichsleiterin Sabine Baumeister beeindruckt von den vielen unterschiedlichen Unternehmen und Branchen, mit denen das Traditionsunternehmen langjährig zusammenarbeitet.
Angesprochen auf die aktuelle Nachwuchs- und Fachkräftesituation, teilten die Geschäftsführer mit, dass es tatsächlich sehr schwierig geworden sei, im technischen Bereich geeignete Auszubildende zu finden.
Über Kooperationen mit den örtlichen Schulen könnten eventuell neue Mitarbeiter, die sich dann dauerhaftes Know-how aneignen und gemeinsam mit der Firma an Erfahrung wachsen, gewonnen werden, schlug Sabine Baumeister vor.
Im Anschluss an den Firmenrundgang, der auch Einblicke in die neue Produktionshalle mit automatisierten Arbeitsvorgängen enthielt, erkundigten sich die Stadtvertreter nach Möglichkeiten, das Unternehmen mit Jahresumsätzen von mehr als 50 Mio. Euro weiter voranzubringen. In diesem Zusammenhang bekräftigten Jürgen und Michael Appel den Wunsch nach einem schnelleren Breitbandausbau.
Braun und Baumeister versprachen, sich an geeigneter Stelle dafür einzusetzen. Und ein weiterer Aspekt wurde beim Firmenbesuch klar: Wenn man das nächste Mal in ein Auto steigt, tut man dies vielleicht mit dem Gedanken, dass mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit einige Bauteile „made in Lauda-Königshofen“ sind.