Von Manfred Leitheim
Ich blättere wie jeden Morgen in der Zeitung, lese auf „nokzeit“ im Internet: „Thyssenkrupp-Stahl will tausende Stellen abbauen“, „250 Raketen auf Israel“, „Söldner aus Jemen helfen Russland im Ukrainekrieg“, „Mehrere Tote bei Unwetter in Großbritannien“, „Hüller-Hille-Angestellten warten auf Oktober-Gehälter“. Und auf der letzten Seite: der Tod eines Freundes. Er starb mit 71 Jahren. „Völlig unerwartet und zu früh“ lese ich in der Traueranzeige.
Es ist gut, dass wir in dieser dunklen Zeit auf Weihnachten zugehen. Auf das Fest der Liebe. Auf das Licht des Lebens. „Fürchte dich nicht“ heißt es besonders oft in der Weihnachtsgeschichte. „Fürchte dich nicht“ spricht der Engel zu Maria und zu Josef. „Fürchtet euch nicht“ singen auch am Heiligen Abend die Engel den Hirten zu. Fürchten, das ist etwas was mir in meiner gesicherten und abgeklärten Welt nicht so oft in den Sinn kommt. Doch dann fallen mir die Kinder ein, die noch viel klarer wissen, was es heißen kann, sich zu fürchten. Vor der Dunkelheit, vor dem Alleinsein, vor den unbekannten Dingen dieses Lebens, vor dem Verlust der Nähe zu ihren Menschen.
Ich sehe mich am Krankenbett, sitze als Diakon neben dem Patienten und spreche die Worte aus Psalm 23: „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.“ Oft bete ich diese Worte am Krankenbett oder in anderen dunklen Zeiten, wenn sich trübe Gedanken einstellen. „Der Herr ist mein Hirte“ – das ist der Psalm, den wohl die meisten Menschen kennen. Ein Psalm, der vom Trost spricht.
Für mich liegt die Stärke des Psalmworts darin, dass der Beter zuversichtlich ist, trotz finsterer Schlucht. Denn Gottes Begleitung stärkt ihn: Gottes „Stock und Stab“ geben ihm Zuversicht. Der Glaube gibt Halt in unsicheren Zeiten des Lebens, in denen ich den Weg nicht sehe, in denen es schwarz um mich wird. Dann habe ich einen Halt, auf den ich mich stütze. Auch wenn ich keine Antwort auf manche Frage habe. Auch wenn ich noch nicht weiß, wohin der Weg führt, spüre ich Gottes Nähe. Deshalb fürchte ich mich nicht.