
(Foto: Klaus Brauch-Dylla)
Schutzinitiative mit großem Engagement
Schefflenztal. (bd) Seit 2022 engagieren sich Naturschützer, Jäger und Landwirte in der „Initiative Rebhuhnschutz Schefflenztal“, um den bedrohten Vogel zu schützen und seinen Lebensraum zu verbessern. Das Interesse an ihrer Arbeit ist groß, wie zwei gut besuchte Abendspaziergänge in Kleineicholzheim und im Mosbacher Bergfeld zeigten.
Über zwei Dutzend Interessierte versammelten sich am Abend am Sportplatz des SV Bergfeld, wo Peter Baust, Elmar Werling und Frank Laier sie begrüßten. Die Dämmerung war bewusst gewählt: In der nun endenden Balzzeit sind die Rufe der Reb-Hähne nur in einem kurzen Zeitfenster nach Sonnenuntergang zu hören.
Vom Allerweltsvogel zur bedrohten Art
Früher war das Rebhuhn in Baden-Württemberg weit verbreitet. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden jährlich 50.000 bis 60.000 Tiere geschossen. Heute existieren nur noch Restbestände. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Einsatz von Insektiziden und das Entfernen von Landschaftsstrukturen haben den Bestand europaweit um über 90 % schrumpfen lassen.
In Baden-Württemberg gibt es nur noch 600 bis 800 Brutpaare, verteilt auf vier Regionen. Das größte zusammenhängende Vorkommen mit etwa 10 % des Bestandes liegt im Schefflenztal.
Ein Schutzgebiet von 100 Quadratkilometern
Um die Population zu sichern und auszubauen, wurde 2022 die Initiative ins Leben gerufen. Frühere Rebhuhn-Vorkommen in Aglasterhausen und Buchen sind bereits erloschen. Das Schutzgebiet erstreckt sich über 100 Quadratkilometer, von Seckach bis zum Mosbacher Bergfeld, und umfasst Teile der Gemeinden Elztal, Schefflenz und Billigheim.
Die Zusammenarbeit zwischen Naturschützern, Jägern und Landwirten zeigt erste Erfolge. Unterstützt durch das Regierungspräsidium Karlsruhe und finanzielle Förderungen, konnten bisher auf rund 100 Hektar gezielte Maßnahmen umgesetzt werden.
Lebensräume schaffen und Fressfeinde regulieren
Die Schutzmaßnahmen umfassen:
- Lebensraumverbesserung: Anlage mehrjähriger Blühbrachen und Heckenpflege schaffen Rückzugsorte und Brutplätze.
- Regulierung von Fressfeinden: Jäger reduzieren die Zahl von Füchsen und Waschbären, um den Bruterfolg zu erhöhen.
- Monitoring und Bestandserfassung: Jährliche Kartierungen im Februar und März helfen, den Bestand zu erfassen und Schutzmaßnahmen zu optimieren.
Hightech-Unterstützung bei der Bestandsaufnahme
Der Abendspaziergang diente auch der Bestandserfassung. Während zunächst keine Rebhühner auf die abgespielten Balzrufe reagierten, antwortete schließlich ein Hahn. Er zog sich jedoch mit seiner bereits eroberten Henne in sicheres Terrain zurück. Dank einer Wärmebildkamera und eines Tablets konnte das Paar dennoch beobachtet werden.
Für eine Überraschung sorgte zudem ein seltenes Waldschnepfen-Paar, das ebenfalls durch die Hightech-Kamera entdeckt wurde.
Mehr Lebensräume für eine sichere Zukunft
Vom Rebhuhnschutz profitieren nicht nur die Zielart selbst, sondern auch Feldhase, Feldlerche, Fasan und zahlreiche Insekten. Um das Überleben der Rebhühner langfristig zu sichern, sind allerdings noch mehr überjährige Altgras- oder Getreidestreifen, Blühbrachen und Hecken notwendig. Das Ziel ist es, 500 Hektar rebhuhngerecht zu gestalten und die Population zu verdreifachen.
Mitmachen und informieren
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