40 Jahre FBG Hoher Odenwald

Forstkammerpräsident Bürgermeister Roland Burger (re.) zeichnet den Vorsitzenden der FBG Hoher Odenwald, Peter Ihrig (li.) und den 2. Vorsitzenden Karl Heisner für ihr Engagement aus. (Foto: Hofherr)

Mülben. Sie ist zwar die älteste Gemeinschaft ihrer Art in Baden-Württemberg, präsentierte sich um Rahmen der Jubiläumsfeier im Gasthaus Drei Lilien in Mülben aber als anziehend jugendlich. Die Rede ist von der Forstbetriebsgemeinschaft Hoher Odenwald, die gestern ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Anziehungskraft dieser Pioniergemeinschaft überraschte selbst den 1. Vorsitzenden Peter Ihrig, der sogar Tische und Stühle nachordern musste.

Nachdem in der zuvor durchgeführten Mitgliederversammlung die üblichen Vereinsthemen besprochen worden waren, konnte Vorsitzender Ihrig zahlreiche Ehrengäste zur Jubiläumsfeier begrüßen. Hierzu gehörten MdL Peter Hauk, der Präsident der Forstkammer Baden-Württemberg Bürgermeister Roland Burger, Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister Klaus Schölch sowie Forstdirektor Dietmar Hellmann, dessen Vorgänger Joachim Viebig und Dr. Georg Bungenstab, Geschäftsführer und Revierleiter Ralf Becker sowie Roland Schilling als Vertreter der benachbarten Forstbetriebsgemeinschaften.

In seiner kurzen Ansprache ließ Peter Ihrig die 40-jährige Geschichte der FBG Hoher Odenwald Revue passieren, die am 07. September 1971 auf Initiative des damaligen Forstdirektors Joachim Fiebig aus den Waldverein Weisbach um den Vorsitzenden August Schmitt hervorging.


Waren zu Beginn 30 Waldbesitzer mit 253 ha Fläche in der neuen FBG organisiert, stieg die Mitgliederzahl im ersten Jahr des Bestehens auf 68 Waldbesitzer mit 521 ha Waldfläche angestiegen. Verwaltungsreformen, Neugründungen und andere Änderungen der Rahmenbedingungen sorgten in den Folgejahren auch für veränderte Mitgliederzahlen und Flächen. Heute gehören 250 Mitglieder mit 573 ha Waldfläche zur Forstbetriebsgemeinschaft, so Ihrig.

Forstdirektor Dietmar Hellmann übernahm es, die Höhepunkte in der Geschichte aufzuzeigen.

Seit Beginn sei es darum gegangen, Maschinen gemeinsam anzuschaffen und  zu teilen, Aus- und Fortbildungen sowie Lehrfahrten zu organisieren, gemeinsamen Forstschutz zu betreiben und staatliche Förderungen zu generieren und besonders wichtig, den Holzeinschlag gemeinsam aus einer stärkeren Position heraus zu vermarkten. Darüber hinaus wollte man durch den Neubau von Waldwegen zu einer verbesserten Erschließung des Waldes beitragen.

Die Stärke einer großen Gemeinschaft wurden laut Hellmann insbesondere bei Sturmereignissen wie Wiebke und Vivian offensichtlich, als man durch Landesmittel in Höhe von 220.000 Euro Nasslager einrichten und dadurch 20.000 Festmeter (fm)  Sturmholz günstiger verkaufen konnte.

In den 40 Jahren ihres Bestehens wurden damit insgesamt 166.000 Festmeter Holz vermarktet, was einem Jahreseinschlag von 6,3 fm/Jahr je Hektar entspreche. Dass man gemeinsam stark sei, zeige auch die Fördersumme in Höhe von gut 450.000 Euro. Neben dem bereits erwähnten Summen im Zusammenhang mit den Sturmschäden wurden 72.000 Euro für Aufforstung, 120.000 Euro für Waldkalkungen und 40.000 Euro für die Realisierung anderer Gemeinschaftsaufgaben erzielt. Insgesamt könne man daher auf eine tolle Erfolgsbilanz der FBG Hoher Odenwald zurückblicken, so Forstdirektor Dietmar Hellmann abschließend.

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Forstkammerpräsident Bürgermeister Roland Burger ging in seinen Ausführungen auf die gesellschaftlichen Leistungen der Waldbesitzer ein. Dabei richtete er auch die ein oder andere kritische Aussage an die Adresse der neuen grün-roten Landesregierung.

Als einzig nennenswerter Rohstoff über den Deutschland verfüge, sei die nachhaltige, naturnahe Produktion von heimischem Holz für die Gesellschaft sehr wichtig. Im Anbetracht der Tatsache, dass man in weniger als zehn Jahren auf eine „Holzlücke“ zusteuere in der dann jährlich 30 Mio. Kubikmeter zu wenig dieses Rohstoffs geerntet werde, sei offensichtlich, dass es zu schade sei, Holz zu verbrennen.

Neben der Holzproduktion schützen die Waldbesitzer Natur und Umwelt und tragen durch ihre Arbeit zu Schaffung und Erhalt von Naherholungsgebieten bei. Gerade was den Naturschutz angehe, sei man aber durch stets steigende Anforderungen häufig in eine Verteidigungshaltung gedrängt. Dabei sei es im ureigensten Interesse der Waldeigentümer, das Ökosystem Wald zu erhalten. Nur ein gesunder, stabiler Wald garantiere hohe Erträge, so Roland Burger.

Nicht umsonst setze man vonseiten der Forstkammer auf Zertifizierung des Holzes, um damit zu garantieren, dass der Verbraucher ein Produkt aus nachhaltiger Forstwirtschaft erwerbe. In Baden-Württemberg seien inzwischen 80 Prozent der Waldflächen nach PEFC zertifiziert. Nachdem Grün-Rot beschlossen habe, die Staatswälder nach FSC zu zertifizieren sei das Thema nun aber wieder auf dem Tisch, kritisiere Präsident Burger.

Pauschale Flächenstilllegungen von 10 Prozent der Staatswaldflächen, wie im Koalitionsvertrag festgelegt, seien volkswirtschaftlich wenig sinnvoll und könnten dazu beitragen, benachbarten privaten und kommunalen Waldbesitzern Schäden zuzufügen. So könnten sich beispielsweise in einem Nationalpark Nordschwarzwald ungehindert Borkenkäferpopulationen ausbreiten, die sich nicht an Grundstücksgrenzen halten.

Anschließend lobte Forstkammerpräsident Bürgermeister Roland Burger die Arbeit der Forstbetriebsgemeinschaften. Ohne deren Einsatz wäre Waldbewirtschaftung im Kleinprivatwald häufig nicht möglich, ließ er die Gäste wissen. Allerdings würde man beim Einsatz zugunsten der Waldbesitzer durch Sparzwänge im öffentlichen Dienst mit Personalreduktion von bis zu 40 Prozent immer stärker eingeschränkt. Auch von der Kretschmann-Regierung sei ein weitere Stellenabbau zu Lasten der Forstverwaltung zu befürchten.

Darüber hinaus sei man mit dem Kartellrecht konfrontiert, was die gemeinsame Vermarktung künftig erschweren könnte. Daher müsse man im Rahmen der FBG künftig möglicherweise neue Wege gehen, denn die Kooperation bleibe auch künftig das Erfolgsrezept, stellte Forstkammerpräsident Bürgermeister Roland Burger abschließend fest.

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Damit die Zusammenschlüsse der Waldbesitzer auch weiterhin aktiv bleiben, brauche es  engagierte Vorstände und Flächenbesitzer. Daher wurden Vorsitzender Peter Ihrig, der der FBG Hoher Odenwald seit 25 Jahren vorsteht, mit der Goldenen Ehrenadel und dessen Stellvertreter Karl Heisner, der seit 20 Jahren aktiv ist, mit der Silbernen Ehrennadel der Forstkammer ausgezeichnet.

In einem Referat ging Landrat Dr. Achim Brötel anschließend auf „Beratung und Betreuung des Privatwalds und seiner Besitzer im Neckar-Odenwald-Kreis ein“.

Zunächst ließt Landrat Brötel die Gäste wissen, dass der Wald in Baden-Württemberg trotz unbestreitbarer Eingriffe wie Straßenbau, Wohngebiet jedes Jahr zu Lasten der Landwirtschaft um zwei Quadratkilometer wachse. Dies könne so nicht ungebremst weitergehen, weshalb die Forstdirektionen keine Ersatzaufforstungen vornehmen sollten, sondern qualitative Verbesserungen innerhalb des Waldbestands als Ausgleich anstreben sollten. Man könne nur hoffen, so Brötel, dass ein Umdenken einsetze, bevor es zu spät sei.

Anschließend ging der Chef der Landkreisverwaltung auf die Waldstrukturen im Neckar-Odenwald-Kreis ein, die eher untypisch geprägt seien. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt verfüge man über beinahe doppelt so viel Körperschaftswald, während der Staatswald mit 9 Prozent deutlich unterrepräsentiert sei. Auch der Privatwald erreiche im Kreis unterdurchschnittliche 26 Prozent, die sich auf knapp 8.400 Privatwaldbesitzer verteilen. Spannend sei der Blick auf die Betriebsgrößen, so der Landrat weiter. Von den genannten Waldbauer verfügen 7.400 Stück über eine Waldfläche von weniger als einen Hektar. Fast 90 Prozent der Flächen sind also „Kleinstprivatwald“. 800 Betriebe verfügen über Flächen zwischen einem und fünf Hektar. 28 Betriebe verfügen über Flächen zwischen 10 und 20 ha und 27 Betriebe über Waldflächen zwischen 20 und 200 ha. Buchen und Walldrün als größte Kommunalwaldbetriebe im Neckar-Odenwald-Kries besitzen jeweils deutlich über 3.000 ha Betriebsfläche.  Da man bei der Betreuung so vieler verschiedener Waldbesitzer schnell an Grenzen stößt, was Effizienz und Kosten betreffe, seien Zusammenschlüsse wie die FBG Hoher Odenwald von enormer Bedeutung. Als älteste Gemeinschaft ihrer Art im Land habe man die Zeichen der Zeit früher erkannt als andere, worauf man als Odenwälder stolz sein könne, so Landrat Dr. Brötel. Bei gebündelten Eigentümerinteressen sei wirtschaftliche Betreuung am ehesten möglich, weshalb man feststellen müsse, dass die Zeit der „vielen kleinen Einzelkämpfer im Wald“ vorbei sein müsse. Zukunft habe nur, wer sich in größeren Einheiten zusammenschließe.

Von der Waldstruktur dominiert im Kreis das Nadelholz mit einem Anteil von 78 Prozent; über die Hälfte davon seien Fichten. Allerdings sei diese Baumart aufgrund der fortschreitenden Erwärmung massiv gefährdet, warnte Brötel. Beim Laubwald hätten Buchen mit 12 Prozent den höchsten Anteil. Einen Spitzenwert erreicht der Kleinprivatwald bei den Mobilisierungsreserven, die bei über 400 fm pro Hektar liegen. Im Hinblick steigender Preise eine große Chance für die Besitzer, könne man das langjährige Mittel von 6 Erntefestmeter auf etwa 10 fm steigern.

Die FBG Hoher Odenwald ist ein Paradebeispiel für eine hervorragende Forstbetriebsgemeinschaft mit einer engagierten Eigentümerschaft, einer hohen Waldgesinnung und einem exzellenten Revierleiter und Geschäftsführer Ralf Becker.

Nach weiteren Ausführungen zur Zukunft des Privatswalds und der Bewirtschaftung, für die möglicherweise Flurbereinigungen vorgenommen werden müssten oder neue Organisationsformen diskutiert werden sollten, betonte Landrat Dr. Achim Brötel, dass die Forstbetriebsleitung mit Direktor Dietmar Hellmann an der Spitze die Zukunft des Kleinprivatwalds nicht aus dem Augen verlieren werde.

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Mit Sorge betrachtet Landrat Brötel die Bestrebungen des Bundeskartellamts im Bereich der Holzvermarktung, wodurch die Vermarktungsgrenze auf 100 bis 200 ha sinken könne. Dies sei das Ende des „guten alten, bewährten und überaus erfolgreichen Einheitsforstamts“. Dies werde man aber nicht kampflos hinnehmen, betonte Landrat Brötel, bevor er der FBG Hoher Odenwald weitere 40 erfolgreiche Jahre wünschte.

Nach Grußworten von Bürgermeister Klaus Schölch, Roland Schilling von der FBG Brombach.-Heddesbach, Forstdirektor i. R. Joachim Viebig und MdL Peter Hauk leitete Vorsitzender Peter Ihrig zum gemütlichen Teil der Jubiläumsfeier über.  Musikalisch umrahmt wurde die Feier von de Jagdhornbläser Kleiner Odenwald unter der Leitung von Dietmar Hellmann.

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Die Jagdhornbläser Kleiner Odenwald. (Foto: Hofherr)

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