Waldbrunn. (pm) Als regelmäßiger Aussteller der drupa hat Umreifungsspezialist Timo Mosca, Geschäftsführer der Mosca AG in Waldbrunn, über Jahre die Veränderungen in der Druck- und Papierbranche beobachtet und begleitet. Gemeinsam mit seinem Leiter Marketing und Vertrieb, Alfred Kugler, schildert er im Interview, wo neue Herausforderungen und Zukunftsmärkte liegen, wie sich sein Unternehmen, das hauptsächlich in Deutschland produziert, gegen die weltweite Konkurrenz behauptet, und warum er die Technologieführerschaft in der Umreifungsbranche beansprucht.
Wo werden im Druck- und Papierbereich Umreifungsmaschinen eingesetzt?
Timo Mosca: In den unterschiedlichsten Branchen und Produktionszusammenhängen. Die Anforderungen, denen unsere Maschinen gerecht werden müssen, unterscheiden sich je nach Industrie und Anwendungsbereich. Grossisten zum Beispiel benötigen einfach zu bedienende Maschinen, mit denen sie Produktstapel verlässlich über Nacht kommissionieren können. Hier kommen kompakte Automaten zum Einsatz. Die graphische Industrie benötigt prozesssichere Vollautomaten wie unsere RO-TRI, um ihre Aufträge effizient und schnell abzuarbeiten. Für den Wellpappbereich bieten wir Hochleistungsanlagen, die als Teil einer Produktionslinie individuelle Stapel oder ganze Paletten mit hohen Geschwindigkeiten umreifen.
Welcher Anteil am Umsatz Ihres Unternehmens entfällt auf die Druck- und Papierbranche?
Timo Mosca: Die beiden Branchen bleiben unsere wichtigsten Abnehmer. Während sie sich früher die Waage hielten, hat der Wellpappbereich den Druckbereich inzwischen deutlich überrundet. Das spiegelt auch Schwerpunktverlagerungen der drupa wider: Wellpappverarbeiter, die früher nur mit kleinen Ständen vertreten waren, stellen sich inzwischen viel größer dar.
Inwieweit spielen Veränderungen am Wellpappemarkt für die Umreifung eine Rolle?
Alfred Kugler: Es ist ein Unterschied, ob man Wellpappe als Bogen verarbeitet, der zum Beispiel als Zwischenboden in der Logistik genutzt wird, oder als Produkt, das als veredelter Karton für Primärverpackungen eingesetzt werden soll. Im einen Fall kommt es bei der Umreifung vor allem auf hohe Geschwindigkeiten an, im anderen eher auf schonende Umreifung. Für Hochgeschwindigkeiten eignen sich Palettenumreifungsmaschinen wie etwa unsere KCK 131-26. Diese ist mit bis zu 200 Paletten pro Stunde die schnellste der Welt. Was die schonende Umreifung anbelangt, so nimmt dieser Bedarf immer mehr zu. Unsere Technologie ermöglicht es, durch sanftes Zurückziehen und Spannen des Bandes in einfacher, zweifacher oder kreuzweiser Umreifung einen Verbund zu schaffen, der das Produkt schont und zugleich sehr stabil ist. Vor Jahren haben wir speziell für den Wellpappbereich die Inline-Umreifung entwickelt, bei der das Band entlang der Welle des Kartons und nicht quer dazu verläuft. Dadurch werden die Wellpappbögen besonders geschont.
Wo liegen Ihre Zukunftsmärkte?
Alfred Kugler: Was die Branchen anbelangt, so wollen wir im Wellpappbereich weiter wachsen und unsere Position als Marktführer etablieren. Dabei schauen wir auch entlang der Produktionskette: Der Wellpapphersteller liefert flache Kartons etwa an die Nahrungsmittelindustrie, die sie aufbaut und ihre Produkte darin verpackt. Diese Produkte müssen für den Transport wiederum palettiert und umreift werden. So sind die Kunden der Wellpappproduzenten auch unsere Kunden.
Timo Mosca: Regional betrachtet ist für uns der asiatische Raum, insbesondere China und Südostasien wichtig. Gerade in China wächst die Wellpappbranche rasant. Das chinesische Unternehmen China Green Paper baut momentan eine der weltweit größten Wellpappproduktionsfabriken auf. Dort wird für alle Stufen der Wertschöpfungskette hochwertige Technik genutzt – und zur Umreifung werden Maschinen von Mosca eingesetzt. Gleichzeitig wollen wir uns in anderen Märkten weiter diversifizieren und unsere Entwicklungen in neuen Branchen vorantreiben, zum Beispiel in der Bau- und Keramikindustrie.
Sie bezeichnen sich selbst als Technologieführer der Branche – worauf gründen Sie das?
Timo Mosca: Wir geben dem Markt immer wieder neue Impulse. Beispielsweise waren wir die ersten, die Aggregate in Gleichstromtechnik mit verschleißfreien Direktantrieben eingesetzt haben – inzwischen ist das Standard für die gesamte Branche. Auch die von uns entwickelte SoniXs-Technologie ist einzigartig. Kein anderes Unternehmen stellt eine Umreifungsmaschine her, die Bänder mit Ultraschall verschweißt.
Alfred Kugler: Es geht aber nicht immer um technologische Quantensprünge. Oft sind es gerade die schrittweisen Verbesserungen, die man erst sieht, wenn man sich genau mit Markt und Kunden beschäftigt, und die dann zu neuen Anwendungen führen. Nehmen Sie die oxidationsfreie SoniXs TRP-VA, die wir speziell für die hohen Hygieneanforderungen der Lebensmittelindustrie entwickelt haben. Das war nur möglich, weil wir mit Ultraschall verschweißen. Jetzt hat die Fischindustrie endlich eine nachhaltig arbeitende Maschine zur Umreifung ihrer Fischkisten, die sie nicht nach einem halben Jahr entsorgen muss, weil sie durchgerostet ist.
Wie kommen Sie damit zurecht, dass die Konkurrenz aus preiswerter produzierenden Ländern Ihre Technologien und Maschinen kopiert?
Timo Mosca: Natürlich ist es schneller und preiswerter, etwas nachzumachen, als selbst zu entwickeln, und Maschinenbau ist keine Raumfahrtechnologie. Aber was uns gerade von chinesischen Unternehmen unterscheidet, ist der ganzheitliche Ansatz. Also nicht die Frage: wie baue ich eine Maschine, sondern: wie ist die Problemstellung des Kunden. Arbeitsschritte werden vereinfacht, aber die Komplexität der einzelnen Maschinenbauteile nimmt zu. Um hier mit Entwicklungen Stand halten zu können, braucht man Kontinuität in der Belegschaft. Das ist in Asien ein Problem, hier ist die Fluktuation sehr hoch. Unser Familienunternehmen dagegen hat seit über 46 Jahren die Beständigkeit und das Fachwissen aufgebaut, das es zu Neuentwicklungen braucht.
Sie produzieren nicht nur Maschinen, sondern auch Umreifungsbänder. Auf der drupa stellen Sie Band aus nachwachsenden Rohstoffen vor. Liegt hier die Zukunft?
Alfred Kugler: PLA-Band besteht aus einem biokompatiblen Polylactid-Kunststoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Kartoffel- oder Maisstärke hergestellt wird und sich nach Verwendung industriell kompostieren lässt. Der Clou: Das Band kann nach einem Verarbeitungsschritt vollständig regeneriert werden. Einmal gewonnen, lässt sich PLA immer wieder verwerten. Deshalb muss man auch die Anbauflächen für Kartoffeln und Mais nicht unendlich vergrößern, um steigende Nachfragen zu decken. Die Entwicklung ist bislang jedoch noch nicht am Markt angekommen. Derzeit ist das PLA-Ausgangsmaterial teurer als der Rohstoff für Polypropylen-Band und noch haben wir keinen Kunden, der diese Mehrkosten tragen möchte. Das wird sich erst ändern, wenn mehr Druck vom Endkunden kommt, dem die Verwendung nachwachsender Rohstoffe am Herzen liegt.
Was werden Sie auf der drupa zeigen?
Alfred Kugler: Wir zeigen eine neue Maschinengeneration, die Sonixs MP Evolution, die als Nachfolger unseres Standardmodells im Automatenbereich neue Impulse gibt. Das ist ein weiterer Entwicklungsschritt bezüglich Maschinensicherheit und Performance. Wir setzen in Zukunft verstärkt auf Modularität, die auf hochqualitativen Baugruppen basiert. Damit erhöhen wir die Reproduzierbarkeit, das heißt, wir können nachhaltig von den kleinsten Automaten bis zu den größten Maschinen die gleiche Leistung und Verlässlichkeit gewährleisten. Unsere Elektronikkomponenten verschaffen uns hier Alleinstellungsmerkmale, die der Wettbewerb nicht erreichen kann. Für den Kunden schlägt sich das in erhöhter Produktivität bei geringeren Kosten nieder. Als größte Maschine zeigen wir die vollautomatische Palettenumreifungsmaschine
KZV-111 in einer neuen Version mit optimierten Designelementen und Bauteilen. Künftig kann man damit dank schmaler Bandführungszunge auch flache Paletten umreifen.
Timo Mosca: Einen großen Fokus legen wir zudem auf das Thema sicheres Integrieren von Umreifungsmaschinen in Produktionsanlagen. Dazu bieten wir unseren Kunden Maschinen mit voller CE-Funktionalität, die ohne weitere Anbauten wie Umhausungen oder Plexiglasschutz auskommen. Stattdessen fertigen wir mithilfe von Lichtgittern und -vorhängen betriebssichere und bedienerfreundliche Maschinen. Auch im Service macht es sich bezahlt, wenn man im Bedarfsfall an das Gerät herankommt, ohne zuvor Schutzvorrichtungen abzuschrauben zu müssen. Wir präsentieren also unser gesamtes Portfolio, vom kleinen Automaten bis zur großen Hochleistungsanlage und von PET-, PP- und PLA-Bändern bis hin zu Service und Beratung.
(Foto: Mosca AG)
Über die Mocca AG: Die Maschinenfabrik Gerd Mosca AG ist Spezialist für moderne Umreifungstechnik, von Universalgeräten mit breitem Einsatzspektrum bis zu vollautomatischen Hochleistungsmaschinen, die sich in jede übergeordnete Automatisierungslinie einbinden lassen. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Waldbrunn zwischen Heidelberg und Heilbronn wurde 1966 gegründet und gehört heute zu den Weltmarktführern auf dem Umreifungssektor. Weltweit sind an elf Niederlassungen ca. 750 Mitarbeiter beschäftigt.
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