Winterdienst soll weiter optimiert werden
Einen „sprintende“ S-Bahn wird es nicht geben. (Foto: Archiv)
Hardheim. „Schlauer sind wir jetzt sicher, glücklicher aber bestimmt nicht“ – damit fasste Landrat Dr. Achim Brötel die Stimmung zusammen, die sich nach der Behandlung des ersten Tagesordnungspunktes bei der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr im Hardheimer Rathaus breit machte.
Dabei war es um einen „Dauerbrenner“ gegangen: die Verbesserung des Schienenpersonennahverkehrs im Neckar-Odenwald-Kreis, genauer um die Resolution des Kreistags vom Dezember 2012 zur Einrichtung eines schnellen S-Bahn-Sprinters zwischen Mannheim und Osterburken. Mit dem klaren Ziel, die den vielen Haltestellen geschuldeten langen Fahrtzeiten – aktuell 1 Stunde 42 Minuten – entscheidend zu verkürzen und die Nutzung der S-Bahn dadurch noch attraktiver und gegenüber dem eigenen Auto konkurrenzfähiger zu machen.
In der Sitzung anwesend waren Georg Keitel, neuer Referatsleiter Schienenpersonennahverkehr im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, und Georg Graf, Planer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Keitel hatte die undankbare Aufgabe, zu Vorwürfen Stellung nehmen zu müssen, für deren Ursache er als Neuling in seinem Amt nicht persönlich verantwortlich ist.
Tatsächlich hat das Ministerium die Resolution vom Dezember 2012 mit der Aufforderung, einen S-Bahn-Sprinter einzurichten und die entsprechende Verbindung in die aktuelle Ausschreibung der Verkehrsleistungen für den Zeitraum 2016 bis 2035 aufzunehmen, bis dato lediglich mit einer Eingangsbestätigung beantwortet – Grund für reichlich „aufgestauten Unmut“, wie sich der Landrat ausdrückte. Keitel entschuldigte sich dann auch für die Untätigkeit seines Hauses, betonte aber, das sei keine „diskriminatorische Maßnahme“ gegen den Kreis gewesen: „Das ist sicher nicht der übliche Lauf der Dinge.“
Viel wichtiger noch waren aber die Aussagen in der Sache. Keitel erteilte dem S-Bahn-Sprinter dabei nämlich eine klare Absage. Das Ministerium erkenne zwar sehr wohl die verkehrliche Notwendigkeit, allerdings bewege man sich in einem „festen, fast vollständig belegten Finanzrahmen, in dem die erheblichen Mehrkosten für Sprinter leider nicht abzubilden sind.“ Mit andern Worten: Es fehlt am Geld.
Georg Graf nahm in der Folge zu den Alternativvorschlägen, die der Kreis dem Land in weiser Voraussicht zur Verbesserung der Situation gemacht hat, aus Sicht der Fahrplantechnik Stellung. Von fünf Vorschlägen sind drei – zum Beispiel eine Durchbindung des RE 4809 bis Osterbukren – demnach mit Vorbehalt machbar. Aber auch hier dämpfte Keitel die Erwartungen: „Diese Forderungen sind relativ bescheiden, aber auch hier kann ich Stand heute keine Zusage erteilen. Zuerst müssen wir durch die neuen Verträge Einsparungspotenziale realisieren. Dann können wir konkreter werden.“ Er ergänzte, dass im Übrigen auch während der Vertragslaufzeiten Zu- und Abbestellungen von Zugkilometern durchaus möglich wären: „Da ist nichts fest zementiert.“
Ein Trost, mit dem weder der Landrat noch die Ausschussmitglieder wirklich glücklich waren. Sie appellierten deshalb unisono an Keitel und Graf, die S-Bahn, die zweifellos eine große Erfolgsgeschichte im Kreis sei, attraktiver zu machen und so auch den Bemühungen der Kommunen, die viel Geld in die Bahnhöfe und die Infrastruktur investierten, Rechnung zu tragen. „Lassen sie uns im Kontakt bleiben. Mobilität ist für uns ein zentral wichtiges Thema“, gab der Landrat abschließend Keitel und Graf mit auf den Weg.
Die Ergänzung des öffentlichen Verkehrs durch eine Mitfahrzentrale im Neckar-Odenwald-Kreis, ein Antrag der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, war in der Folge relativ schnell abgehandelt. Die „flinc AG“, ein nach eigenen Angaben „Social Mobility Network“, hat die Verwaltung durch Konzept und Benutzerfreundlichkeit am meisten überzeugt. Angebote und Nachfragen können unentgeltlich in Interessengemeinschaften oder Gruppen angezeigt werden. „Wir informieren Sie und machen Öffentlichkeitsarbeit, sobald wir aufgeschaltet sind“, versprach der Landrat.
Bei tropischen Temperaturen war dann die weitere Optimierung des Winterdienstes Thema. Dass hier auch im letzten langen und harten Winter ein „hervorragender Job“ – so der Landrat – gemacht worden sei, bestätigten etliche Ausschussmitglieder. Gemäß dem Grundsatz „Stillstand ist Rückschritt“ stellte Kreiskämmerer Michael Schork aber Verbesserungsvorschläge vor, die mit Investitionskosten von insgesamt 445.000 Euro zu Buche schlagen würden. Dazu zählen der erweiterte Einsatz von GPS-Ortungsgeräten auf allen Streufahrzeugen, die Einrichtung eines Soleerzeugers und eines Salzsilos am Standort Osterburken sowie eine Aufstockung der Salzlagerkapazitäten in Buchen und Mosbach durch Neu- bzw. Umbau von Salzhallen. Tatsächlich, so Schork, sind die derzeitigen Lagerkapazitäten für die zu betreuenden 769 Straßenkilometer nach entsprechenden Richtlinien nämlich zu klein (weitere Infos siehe Kasten). Die Ausschussmitglieder stimmten dem Konzept zu. Ob die Investitionen tatsächlich realisiert werden können, hängt allerdings von der Haushaltssituation 2014 ab. In Mosbach müsste zudem der Bund investieren, dem das Gehöft gehört.
Doppelter Umfang beim Winterdienst
Der Winter 2012/2013 war gekennzeichnet durch eine extrem lange Dauer. Für die Beschäftigten begann der Winterdienst bereits am 28. Oktober 2012 und endete erst am 29. März 2013. An insgesamt 106 Tagen war Winterdiensteinsatz zu leisten. Um die Verkehrssicherheit auf rund 769 km Bundes-, Landes- und Kreisstraßen zu gewährleisten, waren rund 10.846 Einsatzstunden zu erbringen, mehr als doppelt so viele als im Winter 2011/2012. Insgesamt wurden 8.430 Tonnen Streusalz verbraucht, 40 Prozent mehr als der langjährige Durchschnitt (6.000 Tonnen). Allein für das Streusalz wurden rund 650.000 Euro bezahlt, was einer Verdreifachung der Kosten – neben der Menge ist auch der Preis gestiegen – gegenüber dem Vorjahr entspricht. 25 Fahrzeuge waren im Einsatz, davon 13 von privaten Unternehmen. Die Kosten für diese Fremdfahrzeuge beliefen sich auf zusätzliche 168.000 Euro. Der Einsatzablauf konnte durch die Nutzung von GPS-Ortungssystemen auf drei Streufahrzeugen und Web-Cams zur Wetterüberwachung an fünf verschiedenen Standorten im Kreis weiter verbessert werden.