Zimmern: „Tanz auf den Tasten“

Traditionelles Adventskonzert mit Nikola Irmai-Koppányi und István Koppányi

Zimmern. (lm) Unter dem Motto „Tanz auf den Tasten“ ließen Nikola Irmai-Koppányi und István Koppányi beim schon traditionellen Konzert im Advent im wahrsten Sinn des Wortes die Finger auf den Flügeltasten tanzen, um ihrem großen Fanclub Tänze aus gleich mehreren Jahrhunderten zu kredenzen.

Der gute Ruf dieses begnadeten Musikerpaares hatte so viele Gäste in die „gute Stube Zimmerns“ – wie das schmucke Dorfgemeinschaftshaus oft genannt wird – gelockt, dass Hausmeister Martin Schmitt gleich viermal ordentlich nachbestuhlen musste. Und dass sich der Besuch gelohnt hat, zeigten die stehenden Ovationen und die begeisterten Lobeshymnen von Bürgermeister Thomas Ludwig nach dem hochkarätigen zweieinhalbstündigen Konzert. Unter der gekonnten Moderation seiner Frau servierte István Koppányi zunächst von Ferenc Farkas alte Tänze (17. Jhd.) aus Nord-Ungarn und Siebenbürgen – heute Slowakei und Rumänien. Die Intrada zur Eröffnung von Festlichkeiten, die Chorea als geschrittener Reigentanz und schließlich den in Ungarn sehr bekannten Tanz des Apor Lázár.

In der anschließenden Französischen Suite (Abfolge) Nr. 5 G-Dur von Johann Sebastian Bach stellte der Pianist mit der Allemande, Courante, Sarabande, Gavotte, Bourrée, Loure und Gigue gleich sieben Tänze dieser Epoche vor. Und es war von der einfachen bis zur kompliziertesten Schrittfolge, von lustig und ausgelassen bis zu würdevoll langsam so gut wie alles vertreten. Mit den vierhändig gespielten „Drei ungarischen Volkstänzen“ von Leó Weiner zum Abschluss des ersten Programmteils brachten das Pianistenpaar einen ungarischen Hochzeitstanz, ein Necken und einen Fuchstanz eindrucksvoll zu Gehör, bevor die Gäste das kulinarisch hochwertige Angebot des Fördervereins der Musikschule Bauland unter Federführung von Astrid Dörflinger und Liz Aumüller genossen.

Teil zwei des Abends war dann ausschließlich dem Walzer gewidmet, der in seiner Entstehungszeit moralisch äußerst umstritten war, sich aber bis heute zu einem der beliebtesten Tänze etabliert hat. Noch 1792 fragte der Pädagoge Friedrich Heinrich Christian Schwarz ernsthaft: „Wie ist es denn möglich, daß man in einer Gesellschaft, worinnen Zucht und Ehrbarkeit herrschen soll, noch das abscheuliche, dem Leib und Seele gleich gefährlichen Walzen, die Seuche unserer Bälle dulden kann?“ Nachdem bei Hofe über 800 Jahre lang ausschließlich offen getanzt worden war, ließ dieser erste enge Paartanz mit der raschen Drehbewegung zu „zündender Musik“ die Moralisten um das Wohl der Mädchen und vor der ekstatischen Wirkung zittern.

Wieviel Ekstase in den unterschiedlichsten Variationen dem Walzer zu entlocken war bewies István Koppányi mit den „Drei Walzer“ von Frédéric Chopin, zusammen mit seiner Frau Nikola vierhändig mit den „16 Walzer op 39“ von Johannes Brahms und schließlich mit dem bekannten „Schatz-Walzer“ von Johann Strauss.

Als Zugabe bekam das begeisterte Publikum die „Petersburger Schlittenfahrt“ zu hören.

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(Foto: Liane Merkle)

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