
Landrat warnt in Schreiben an Innenminister vor Schließung von Leitstellen im Ländlichen Raum – Kreis investiert im kommenden Jahr 330.000 Euro in Mosbacher Leitstelle
Mosbach. (lra) Nicht einfach stehen lassen will Landrat Dr. Achim Brötel einige beim Landesverbandstag der Feuerwehren Ende Oktober in Buchen getroffene Aussagen, die auf den Aufbau von Großleitstellen abzielten. Insbesondere will der Landrat verhindern, dass eine ergebnisoffene Passage im Koalitionsvertrag als Vorfestlegung auf massive Einschnitte in der Leitstellenstruktur interpretiert wird.
In einem Schreiben an Innenminister Thomas Strobl trat Dr. Brötel daher nun noch einmal solchen Überlegungen entgegen: „Aus meiner Sicht hätte jede Konzentration, insbesondere aber die Bildung von nur wenigen Großleitstellen fatale Folgen. Gerade im Ländlichen Raum, wo die Wege naturgemäß schon von sich aus weit sind und es im Rettungsdienst ganz entscheidend auf exzellente Vorortkenntnisse der Disponenten ankommt, darf es zu einer solchen Zentralisierung deshalb gar nicht erst kommen. Selbst Fehldispositionen im Sekunden- oder Minutenbereich können schon über Menschenleben entscheiden.“
Nichtpolizeiliche Einsätze werden im Neckar-Odenwald-Kreis von der Integrierten Leitstelle in Mosbach geleitet, schon im Vorfeld der Versammlung hatte Dr. Brötel auf die Leistungsfähigkeit der Leitstelle hingewiesen.
Um darzulegen, wo Großleitstellen versagen würden, verwies der Landrat auf die Starkniederschlagsereignisse Ende Mai im Kreis. Dort habe er selbst in der Leitstelle erlebt, wie ein Disponent, trotz zahlreicher nicht mehr passierbarer Straßen, die Einsatzfahrzeugen über einen Feldweg an den Einsatzort dirigiert habe. Ohne die besondere Ortskenntnis hätte dieser Vorfall schwerwiegende, möglicherweise sogar tödliche Folgen haben können, heißt es in dem Brief an Strobl weiter. „Solche Aspekte dürfen deshalb bei der Erstellung einer möglichen landesweiten Leitstellenkonzeption unter gar keinen Umständen außer Betracht bleiben.“
Auch wies Dr. Brötel darauf hin, dass der Kreis immer wieder erhebliche finanzielle Mittel aufwendet habe, um die personelle Besetzung an den Wochenenden und in der Nachtzeit zu verstärken oder aber die Leitstelle für die Anforderungen des Digitalfunks technisch zu ertüchtigen. Allein für den Digitalfunk seien im kommenden Jahr 330.000 Euro vorgesehen: „Wenn sich an der Leitstellenstruktur schon kurzfristig etwas ändern sollte, wären alle diese Investitionen aber umsonst. Derart große Summen sinnlos auszugeben, kann sich zumal in der heutigen Zeit jedoch definitiv niemand leisten.“
Daher fordert der Landrat den Innenminister auf, „Sorgen zu zerstreuen“, indem er klarstellt, dass auch künftig an der bewährten dezentralen Struktur der Integrierten Leitstellen festgehalten werde. Es könne schließlich nicht sein, dass das gesamte Gesundheitssystem nur noch von Zahlen dominiert und die Menschlichkeit zusehends ausblendet werde, so der Appell.
Auch MdL Nelius unterstützt diesen Vorstoß.