
Foto zu sehen sind v.l. OStR German Miksch, Umweltbeauftragte Petra Birkefeld und der Zuständige für Grün- und Freiflächen Bernhard Münch vor der „Natur nah dran“-Fläche beim Auguste-Pattberg-Gymnasium.
Umwandlung von Flächen in Mosbach – im Rahmen des „Natur nah dran“–Projekts des NABU
Mosbach. (pm) Am Auguste-Pattberg-Gymnasium (APG) wunderten sich viele Schülerinnen und Schüler nach dem Ferienende, denn auf dem Rasen zwischen Bushaltestelle und Schulhof war eine Fläche mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Dort wird allerdings nicht gebaut, sondern die Stadt bzw. die von ihr beauftragte Firma hatte Boden abgetragen und mit einem Gemisch aus Schotter und Kompost wieder aufgefüllt. Anschließend wurde dort eine Wildblumenmischung ausgebracht und Blumenzwiebeln gesetzt.
Entstehen soll dort in den nächsten Monaten eine ökologisch wertvolle blühende Blumen- und Wildstaudenflächen, die sich zu einem nachhaltigen und langjährigen Lebensraum entwickelt. Damit Wildblumen und Wildstauden dort gedeihen können, muss zunächst für einen sehr mageren Boden gesorgt werden. Ein weiterer Grund für den Bodenaustausch oder das Umgraben desselben ist, dass so die im Boden schlummernden Samen von sich schnell ausbreitenden Pflanzen wie Melde, Knöterich oder Weißklee entfernt werden. „Das sieht am Anfang nicht ganz so schön aus, manche halten die Flächen – es sind insgesamt fünf im Stadtgebiet – sogar für neu angelegte Parkplätze“, wissen Bernhard Münch, zuständig für Grün- und Freiflächen und Umweltbeauftragte Petra Birkefeld von der Stadt Mosbach. Gemeinsam mit dem bei der Stadtverwaltung für das Projekt verantwortlichen Amtsleiter Stefan Baumhackel statteten sie dem Neckarelzer Gymnasium einen Besuch ab.
Im Gespräch mit Oberstudienrat German Miksch vom APG konnten noch offene Fragen zu dem Projekt geklärt und das weitere Vorgehen erörtert werden. Zum Beispiel, dass rings um die Fläche in einer Art „Pufferzone“ das Gras künftig hoch wachsen darf und nur zwei bis drei Mal im Jahr gemäht wird. Am APG kommt natürlich noch ein weiterer Bonuspunkt hinzu: hier können die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Biologieunterrichts oder während der Schulpause die tierische und pflanzliche Vielfalt studieren.
Bis Wildbienen, Stieglitze oder Schachbrettfalter die blühende Wiese erobern, braucht es allerdings noch etwas Geduld. Im nächsten Frühjahr werden die Pflanzen wachsen und blühen; aber erst innerhalb von ein bis zwei Jahren wird die Fläche dann ihr endgültiges Bild erhalten. In der Anfangszeit ist dafür noch Mehrarbeit notwendig, so müssen konkurrenzstarke Pflanzen wie Löwenzahn entfernt werden, um selteneren Pflanzen ein Ansiedeln und Überleben zu ermöglichen.
Mosbach ist eine von 13 Städten und Gemeinden, die sich in diesem Jahr erfolgreich um eine Teilnahme am landesweiten Projekt „Natur nah dran“ für 2018 beworben hatten. Das Kooperationsprojekt des NABU und des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) unterstützt von 2016 bis 2020 jährlich circa zehn Kommunen bei der Anlage naturnaher Grünflächen. Jede teilnehmende Kommune erhält eine Zuwendung in Höhe von 50 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, maximal 15.000 Euro. Die Mitarbeiter der Stadt werden darüber hinaus auf mehrere Workshops eingeladen, wo sie von speziellem Fachpersonal alles über die Anlage und Pflege von naturnahen Flächen lernen. Infotafeln, die ebenfalls von den Projektträgern gestellt werden, sollen kurz und verständlich erklären, was hier passiert. Ein sehr wichtiges Ziel ist nämlich, mit diesen Beispielflächen auch Bürgerinnen und Bürger zu motivieren, naturnahe Gärten anzulegen, um dem Bienen- und Artensterben entgegen zu treten. Der NABU und seine Projektpartner wollen in der Bevölkerung insgesamt ein Umdenken erreichen. „Ein kurz gemähter Rasen macht eigentlich nur bei einer Nutzung durch Sporttreibende oder spielende Kinder Sinn. Ansonsten verursacht ein „englisch getrimmter Rasen“ vor allem eins: viel Arbeit und wenig Mehrwert für die Natur.“
Die in Mosbach mit „Natur nah dran“ umgewandelten Flächen liegen am APG, am Nicolaus-Kistner-Gymnasium, beim Bahnhof Neckarelz, in der Waldstadt und im Landesgartenschaupark. In loser Folge sollen diese Flächen einzeln in der Presse vorgestellt werden.